Tief im Süden...08.02.2010
Im Niemandsland von Louisiana betreibt eine Dame einen Schönheitssalon. Wenn es um abgelegene Gegenden irgendwo in Amerika geht, erwartet man angesichts der unzähligen regionalen Vertreter des Hillbillygenres nun, daß in diesem Salon schönheitssuchende Damen auf der Durchreise verwurstet werden, nicht ohne vorher allerhand Unbill und Folter ausgesetzt zu sein. Der Frisörsalon des Grauens...aber nein, grau sind hier lediglich die Haare der meisten Beteiligten, denn es geht nicht um Stahlblumen, die zu abseitigen Zwecken eingesetzt werden - der Titel möge als Metapher für das Durchhaltevermögen einer Frauenfreundinnengruppe angesichts schwerer Schicksalsschläge verstanden werden, von denen insbesondere die Tochter der einen, Shelby ( Julia Roberts in einer ganz frühen Rolle ), es gesundheitlich wirklich nicht leicht hat.
Der Film hangelt sich im Grunde genommen an einer Perlenkette entlang, wobei die einzelnen Perlen Familienfeste, Feiertage oder zum Ende hin Krankheit und Tod sind. Angesichts jeder Perle wohnen wir als heimliche Zuhörer und Zuschauer den Pläuschchen von fünf Damen in einem Friseur- und Schönheitssalon bei. Man redet über dies und das, giftet sich an, hält aber wie Pech und Schwefel zusammen, wenn das Schicksal zuschlägt. Im Grunde genommen könnte das auch ein Hörspiel sein, denn es passiert nicht so viel,was man auf der Leinwand darstellen müßte. Sicher, Diabetes, Nierentransplantation und Tod sind visuell gut aufbereitet, aber Hintergründe sehen wir nicht - die fehlen mir übrigens auch an der einen oder anderen Stelle des Films tatsächlich. Wenn es beispielsweise heißt, ein Kind würde in einer noch sehr jungen Ehe vieles zum Guten wenden, dann möchte ich einfach wissen, warum es in dieser Ehe nicht zum Besten steht.
Doch das ist kleinmütiges Mäkeln im Angesicht von mittlerweile vergessenen Hauptdarstellerinnen, die uns zeigen, daß Schauspiel wirklich eine Kunstform ist. Der Film ist ein reiner Frauenfilm - Männer spielen hier nur Nebenrollen - aber es macht einfach Spaß, den Damen zuzusehen, denn die Dialoge sind geschliffen,spritzig und an genau der richtigen Stelle auch immer wieder witzig. Ich möchte nicht soweit gehen und den Film eine Komödie nennen, aber ich war skeptisch - und bin angenehm überrascht worden. Wir sehen einfach Szenen aus dem Leben einer Kleinstadt in den Südstaaten, einer Stadt, in der man sich kennt und gegenseitig hilft - und wir sehen eine Geschichte, die wohltuend ruhig erzählt wird und auf jeglichen Kitsch verzichtet. Natürlich ist der Film auch ein wenig zu lang, natürlich nicht grandios, aber gute Unterhaltung allemal - und lang nicht so sinnfrei wie all die romantischen, immergleichen Komödien...was aber wirklich nur an Drehbuch und den Darstellerinnen liegt - 7/10.