Wild at Heart sticht in Lynchs Filmografie hervor, wenn auch eher negativ und auch auf eine andere Art und Weise wie z.B. Straight Story oder Der Elefantenmensch. Denn noch nie blieb Lynch so an der Oberfläche und lässt jegliche Tiefgründigkeit vermissen.
Doch trotzdem ist Wild at Heart wiederum auch ein typischer Lynch. Er war schon immer fasziniert von Gegensätzen und oftmals wird übersehen, dass seine Albtraumwelten auch immer wieder schöne Sachen zu bieten haben. Diese Gegensätze werden in keinem Lynchfilm besser aufgezeigt. Schon allein in der Eröffnungsequenz wird dies überdeutlich. In einer fröhlichen Szenerie wird innerhalb kürzester Zeit pure Gewalt freigelassen. Das soll auch den ganzen Film weiter kennzeichnen.
Wild at Heart ist im Grunde nichts anderes als eine Aneinanderreihung von absurden und bizarren Szenen. Klar gefällt das nicht vielen, doch gerade ich finde das genial an diesem Film. Hier wird Lynchs sonderbarer Humor auch sehr gut zu Geltung gebracht. Egal ob herumhampelnde Omas, Onkel Pooch der mit Kakerlaken allerhand Sachen anstellt oder der unvergessliche Jack Nance, der als 00 Spool von seinem Hund erzählt. Alles urkomische Szenen und wiedermal fragt man sich wie Lynch auf das alles kommt ( was genau von dem gleichnamigen Roman kommt und was Lynch dazuerfunden hat, kann ich nicht beurteilen)
Als die beiden Liebenden dann im Wüstenkaff Big Tuna ankommen, heißt es Bühne frei für Bobby Peru, welcher von Wilem Dafoe absolut genial wiederlich und abstoßend gespielt wird. Doch auch der vermeintliche Höhepunkt des Filmes ist nicht gerade der Rede wert. Wild at Heart hat ab und an mit ein paar Längen zu kämpfen und führt einfach ein paar Nebenfiguren nicht ausreichend aus.
Bei den Schauspielern ist alles im grünen Bereich. Nicolas Cage ist als Sailor die Idealbesetzung (wobei der im deutschen von Rolf Zacher stimmlich auf übelste misshandelt wird, ich rate zur Orignalversion). Vor allem überrascht war ich von Laura Dern die die aufreizende Lula ganz gut verkörpert. Ihre Mutter Diane Lane als böse Frau war allerdings eher nervig. Von Dafoe war bereits die Rede. Erwähnt werden sollte auch noch Lynchs damalige Freundin Isabella Rosselini.
Die Songauswahl beweist wiedermal das Lynch perfekt mit zeitgenösischer Musik umgehen kann und auch Badalementis Score ist sehr gut.
Fazit: Wild at Heart ist unterm Strich wohl nach Dune bisher der schwächste Lynchfilm, der allerdings trotzdem noch gute Unterhaltung bietet. Die Goldene Palme hat er, wenn überhaupt, nur deswegen verdient, da Wild at Heart in gewisserweise die Pforte für das Trash, Zitate und Gewaltkino welches unter Quentin Tarantino salonfähig gemacht wurde, öffnete.
Lynch Fans sollten diese Freakshow allerdings auf jeden Fall mal gesehen haben, aber auch die werden seine anderen Werke bevorzugen und zählen die Tage bis INLAND EMPIRE...
8/10