Review

Fleischeslüste

„Carne Tremula“ aka „Live Flesh“ von keinem Geringeren als Pedro Almodóvar ist eines seiner eher weniger weiblichen Werke - und dennoch sinnlich und verspielt ohne Ende. Und selbst hier wohl noch mit mehr natürlicher Frauenpower ausgestattet als manche selbsternannten Feministen in ihrer halben Laufbahn nicht hinbekommen… Erzählt wird von einem jungen Mann, der im Intro berühmt wird, als er in einem öffentlichen Bus in die Nacht Madrids geboren wird - und der nun, zwanzig Jahre später, als etwas trauriger (Möchtegern-)Frauenheld zwischen Lust, Liebe und Ladies in ein chaotisches Geflecht und erstmal in den Knast gerät… 

Der Almo zu dem Dovar

Jetzt bin ich wieder auf einem Almodóvar-Trip… „Live Flesh“ ist ein bisschen unfassbar. Provokant und penetrant. Dennoch stilsicher und sensibel. Ein Liebesfilm, ein Krimi, eine schwarze Komödie, ein Sexfilm. Dazu gesellschaftspolitische Untertöne. Grandiose Darsteller, schöne Frauen, eine tiefe Liebe zu selbst den dreckigeren und schäbigeren Ecken Madrids. Nicht nur Liebesdreieck, eher Liebesellipse. Rädchen greifen unter ausgiebig Schweiß ineinander. Es flutscht, es rutscht, es knutscht. Eine Rachegeschichte wie keine andere. Tragik, Komik, Trauer, Kunst mal wieder famos vereint. Einer von Almodovars unterschätzteren und dennoch sehr unterhaltsamen Filmen. Recht geradlinig fast für ihn, was wohl an der literarischen Vorlage liegt. Ich konnte die Augen nicht von ihm lassen. Selbst wenn vielleicht etwas bleibende Wirkung und runde Geschichte fehlt - aber im Augenblick ist das spitzenklasse. Und niemand feiert Feste und Momente wie sie fallen rauschender als Almodóvar. 

I <3 This Man!

Fazit: Busgeburten und Bettgeflüster, Querschnittslähmung und Cunnilingus. „Live Flesh“ ist fleischgewordene und frechste Kinomagie. Unwiderstehlich, unnachahmlich, unkaputtbar. Von Spaniens Finest. Wie eine Paella der komischen Körperflüssigkeiten. 

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