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„Ich bin genau so wie Marcello. eines Tages komme ich auf den gleichen Gedanken wie er. Und töte Cossette“ – Eiri

Der junge Maler Eiri gerät bei seiner Arbeit in einem Antiquariat an die Portraitsammlung einer jungen Frau aus dem 18. Jahrhundert. Außerdem findet Eiri einen Kelch aus venezianischem Glas, in dem die Seele des Mädchens verborgen zu sein scheint. Blickt Eiri in das Glas, bekommt er Visionen von der geheimnisvollen Frau. Seine Nachforschungen ergeben: Das Mädchen ist Cossette D’Auvergne, deren Schönheit vor über 250 Jahren vom talentierten Maler Marcello festgehalten wurde. In seinen Tagträumen sieht Eiri, dass der Maler irgendwann im Wahn Cossette erstochen hat. Nun sieht er sich als Widergeburt Marcelos und fürchtet, dessen böse Seele könnte die grausame Tat erneut begehen. Längst der Geistererscheinung verfallen weiß Eiri, dass er sterben muss, um Cossette von ihrem Fluch zu befreien.

Was ist ärgerlicher als ein schlechter Film? Ein Film, der hätte ein Meisterwerk werden können, am Ende aber nur Mittelmaß bleibt. Das trifft bei Akiyuki Shinbos „Das Bildnis der Petit Cossette“ zu. In seiner technischen Umsetzung erringt „Cossette“ wahre Meisterschaften. Ungewohnte „Kamera“-Positionen und verwirrende Schnitte sorgen für eine großartige mystische Atmosphäre. Die Traumbilder mit Anspielungen bei Bosch, Dali und kruden Kreuzigungsvisionen erzeugen tatsächlich eine hypnotische Sogwirkung. Sound und Musik ziehen den Zuschauer hinein in die geheimnisvolle Welt des düsteren Anime.

Die optisch und akustisch perfekte Umsetzung sorgen aber dafür, dass das eigentliche Manko von „Petit Cossette“ deutlicher zum tragen kommt. Der nicht geraden bahnbrechend neuen Geschichte hätte eine tiefere Emotionalität der Figuren gut getan. Zu wenig weiß der Zuschauer über Eiri und seinen Grund, sich in seinen Geist zu verlieben. Auch seine Freunde und Gehilfen, die ihm im Kampf gegen seine inneren Dämonen beistehen, bleiben weitest gehend im Dunkeln. Zudem krankt der Dreiteiler eben daran, ein Dreiteiler zu sein. Bei seiner Perfektion hätte es „Das Bildnis der Petit Cossette“ locker zu einem großartigen Kinofilm gebracht. Die Hintergründe der Figuren hätten weiter ausgeleuchtet, die überbordenden Traumsequenzen am Ende jeder Folge etwas gezielter eingesetzt werden können. Schade, selten wurde hier so viel hervorragendes Potenzial verschenkt.

Bei aller (berechtigter) Kritik sollte aber ruhig jeder echte Anime-Fan einen Blick riskieren, Bilder und Sound sorgen nämlich tatsächlich für einen atemberaubenden Rausch. Was allerdings auch extrem ärgerlich ist: Der Preis für den Dreiteiler ist in Deutschland einfach viel zu hoch. Auf drei DVD verteilt muss der Fans also mindestens 45 Euro latzen. Dabei hätte es eine echt ordentliche Einzel-DVD ergeben können. Plus recht gutem Making-Of. Das gibt es aber nur auf einem gesondert erhältlichen Silberling. Man ist halt eine Melk-Kuh.
7/10

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