Das Disney eine nahezu uneinehmbare Festung war, was Kreativität und Zeichentrick betraf, beweist einmal erneut eine Verfilmung aus den späten 40ern. Es handelt sich hier um "Das Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte", welche zwei Geschichten vereint, die relativ unterschiedlich voneinander sind.
Das Erlebnis von Taddäus Kröte
Sicherlich merkt man mal wieder, dass sich Disney größtenteils schon darauf besonnen hatte, filmische Fabeln zu erzählen. Es wirkt daher nicht verwunderlich, dass man bei der ersten von zwei Episoden auf altbewährte, warme Animationen von Tieren setzt, hier vier an der Zahl. Im Vordergrund steht - wie der Titel schon sagt - Taddäus Kröte, der recht manisch ist, was seine Interessen angeht, die plötzlich hereinbrechen können. Daher verliert er sich auch in einem Berg Schulden, den sein guter Freund McDachs ordnen und abarbeiten will. Aber Kröte ist ein unbelehrbares Tier, und daher begeht er nur folgeschwere Fehler, bis er schließlich unschuldig im Gefängnis landet.
Diese Episode geht noch recht gemächlich seine Wege. Vorgestellt werden vier Tiere, deren Charaktere kaum unterschiedlicher sein dürften. Da hätten wir den alten, intelligenten Dachs, die feine Wasserratte, den treuen Maulwurf und eben jene verrückte Kröte, die nicht eine Sekunde lang ruhig sitzen kann. Dadurch wird ein schönes Gleichgewicht geschaffen und man baut zu jeder Figur eine gewisse Sympathie auf. Die Geschichte ist abwechslungsreich und lebt wieder von ihren lebhaften Zeichnungen, versprüht dabei auch den ein oder anderen Witz. Nur die Moral will sich einem nicht ganz schlüssig darstellen.
Das Abenteuer von Ichabod und dem kopflosen Reiter
Wenn Disney gruselig sein will, dann schafft es das auch. Das Segment rund um Ichabod gehört ohne Zweifel zum allerstärksten aus dem Hause Disney. Erzählt wird die hierzulande unter dem Titel "Die Sage von der schläfrigen Schlucht" bekannt gewordene Gruselgeschichte "The Legend Of Sleepy Hollo". Es geht um den Lehrter Ichabod Crane, der in dem Dorf Sleepy Hollow seiner Arbeit nachgeht und viel Sympathie auf sich ziehen kann, besonders auch von der hübschen Katrina, was wiederum der vorherige Dorfliebling Brom mit Eifersucht beobachtet. Nach einigen fehlgeschlagenen Konfrontationen mit seinem Rivalen Ichabod, erzählt Brom des nachts um Mitternacht eine schaurige Geschichte vom kopflosen Reiter, was den abergläubischen Crane neugierig macht. Und tatsächlich, trifft er danach im stockfinsteren Wald auf den kopflosen Reiter.
Ich muss zugeben, dass ich diesen Kurzfilm hier liebe. Eine derart geniale Atmosphäre hat Disney selten geschaffen. Zunächst setzt man wieder auf allerliebsten Slapstick, über den man sich heute noch tot lachen kann, bis der Kurzfilm in den letzten zehn Minuten seine schaurige Atmosphäre auffährt. Sobald Ichabod angsterfüllt den Wald betritt, stellt sich auch beim Zuschauer ein zwar warmes, aber dennoch ängstliches Gefühl ein. Sobald dann der kopflose Reiter in Erscheinung tritt (und der ist wirklich gut gezeichnet), fiebert man mit Ichabod mit. Allein das lachen des Kopflosen sorgt für massig Gänsehaut. Dabei lässt sich Disney noch ein Hintertürchen offen: Während in der Geschichte ziemlich stark angedeutet wird, dass Brom sich nur als Reiter verkleidet hat, um seinen Rivalen aus dem Dorf zu jagen, damit er um die Hand von Katrina anhalten kann, wird im Kurzfilm so eine Anspielung nicht gemacht. Vielleicht exestiert der Reiter ja doch...?
Das Erlebnis von Taddäus Kröte
Eine herzerwärmende Geschichte, die mit einigen lustigen Witzen aufwarten kann, im Vergleich zur zweiten Episode aber etwas farblos bleibt. Trotzdem natürlich sehenswert.
7/10
Das Abenteuer von Ichabod und dem kopflosen Reiter
Meisterleistung von Disney. Zuerst wird eine ruhige, aber ungeheuer lustige Geschichte aufgebaut, damit sie sich dann in ein schaurig-spannendes Finale verwandeln kann. Ein Goldstück!
9/10
Fazit
Disney schafft eine ausgewogene Mischung aus zwei sehenswerten Episoden, bei der die Geschichte um Ichabod Crane aber durch ihre unübertreffliche Geschichte und Atmosphäre die Nase vorn hat!
8/10