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Was ist dran am “Zodiac Killer”, einem hier eher weniger bekannten Serienkiller, dessen Identität ähnlich wie bei “Jack the Ripper” nicht aufgeklärt werden konnte? Nun der “Zodiac” - so nannte er sich selbst bei seinen verhöhnenden, prahlerischen Anrufen und Briefen an die Zeitungen - weist eine unbestimmte Anzahl von Morden in der “Bay Area” Gegend auf, die sich durch eine besonders lustvolle Grausamkeit von übrigen Morden abhoben. Sein Auftreten erinnerte leicht an ein KKK Mitglied, trug er doch stets eine Kapuzenverkleidung und einen Pullover mit einem Keltenkreuz. Aufgrund seiner bis heute nicht geklärten Identität umhüllt ihn eine morbide Anziehungskraft - deswegen ist Ulli Lommels Verfilmung nur eine von vielen Filmen über den “Zodiac” - die aber wie Lommels Film meist nur Motive aufgriffen. Selbst David Lynch hat der Thematik angenommen…

Lommel scheint hier einen “True Crime” Film a lá “Henry” gedreht zu haben; die Kamera an der Seite des Killers, seinen Alltag, seine Gedanken, seine Intentionen porträtieren zu wollen. Da die Morde nie aufgeklärt wurden, wurde einfach eine Geschichte gesponnen: die hat aber mit dem echten “Zodiac” nur wenig gemeinsam. Hier ist es ein junger Krankenpfleger der besessen vom “Zodiac” ist, ein Buch eines Autoren über den “Zodiac” dient ihm als geistige Vorlage der Morde - auch ist dieser Autor augenscheinlich der einzige der ahnt wer hinter der Identität des Nachahmungstäters steckt, doch hat er anderes im Sinn als die Polizei zu informieren: nämlich seinen schriftstellerischen Erfolg weiterführen. So bleibt er per Mail in Kontakt mit dem jungen Mann, trifft ihn, unterstützt ihn… SPOILER sicher auch weil sich am Ende heraus stellt das er der echte “Zodiac Killer” ist SPOILERENDE

Da es sich wie gesagt quasi um einen “True Crime” Film handelt und die Kamera immer am Geschehen ist kommt nur bedingt Spannung auf - das meiste passiert eben aus der Sicht des Täters und der bestimmt wer als nächstes dran kommt. Hier ist seine anfängliche Intention die Leute zu töten die sich nicht adäquat um seine zu betreuten alten Leute kümmern; also ein eher fadenscheiniger Grund - nicht sonderlich spektakulär, wie die Inszenierung allgemein. Ulli Lommel nutzt als Stilmittel einen durchschnittlichen Amateurlook, leicht verschwommene Optik, leicht körniges Filmmaterial, s/w Bilder insbesondere in den gefakten Rückblenden der Vergangenheit (des "echten" Killers). So möchte der Film gerne authentisch wirken, aber da es sich um einen fiktiven Killer handelt muss dieses Unterfangen als nur mäßig sinnvoll betrachtet werden. Gerade ein gestandener Regisseur wie Lommel sollte es doch besser können. So zeigen Ausschnitte aus “Die Zärtlichkeit der Wölfe” (denn neben anderen Serienkillern wie dem “Vampir von Düsseldorf” wird z.B. noch Fritz Haarmann erwähnt) die besseren Zeiten Lommels.

Um auf die graphische Grausamkeit zu kommen - der agierende Pfleger geht recht unkreativ zugange, eine Pistole ist seine genutzte Mordwaffe; da der Film ohnehin billig produziert ist kommt er auch fast gänzlich ohne F/X aus, meist läuft nur etwas Blut aus dem Mund - Lommel weiß dennoch dem Film eine dreckige, miese Note zu geben, die dem Film sicher auch das hohe Rating bescherte: er bringt echte Autopsie- und Unfallfotos der Morde des echten Zodiac-Killers in den Film, Fotos die bei rotten.com oder der Goregallery locker in den Top10 der Sicko-Charts stehen könnten. Auf Details gehe ich nicht weiter ein aber der echte Mörder hat schon derbe rumgesaut. Meine persönliche Meinung ist das dieses “Stilmittel” völlig deplatziert und unnötig ist. So etwas macht keinen guten Film aus, auch wenn er dadurch “authentischer” wirkt oder es zumindest sein will.

Der Darsteller ist in seiner Darstellung blass, zwar wirkt sein Auftreten insgesamt kühl, aber wirklich den Killer nimmt man ihm nicht ab. Ulli Lommel als Buchautor schon leicht besser; neben dem agieren ist er auch noch Drehbuchschreiber(!), Produzent und Regisseur - aber ein Rodriguez zeigt wie man es als Allrounder besser machen kann! Denn Lommel hat sich einfach hier übernommen. Vielleicht hätte man auch dem Dauer-Psychopath David Hess lieber die Hauptrolle geben sollen, in seiner Nebenrolle kommt er nämlich nicht wirklich aus sich heraus. Viele innere Monologe, viel Gerede, Gedanken, Zitate aus den echten Briefen des “Zodiac” bestimmen die Handlung die sich nur träge schleppt. Seltsame Handlungsstränge wie z.B. eine Satanisten-Sekte passen nicht wirklich rein, machen keinen Sinn, füllen den ohnehin mit 85 Minuten kurzen Film der einfach nur langweilig ist.

Hoffen wir also mal auf die Verfilmung von David Lynch, der wird sicher einiges mehr aus dem Stoff herausholen können! Ich konnte diesen unsäglichen Mist nach einer halben Stunde nur mit zwischenzeitigem Vorspulen ertragen. Lediglich die starken Zwischenszenen in die Vergangenheit oder der schöne Score retten den Film vor einer 1/10 Bewertung!

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