Kleines Rauschen im Blätterwald: der Ritterfilm ist in moderner Form wiederauferstanden, mit modernen Anleihen und reichlich frisch aufgemacht. Flotter Trailer, viele Berichte, doch in mir diese kleine, hartnäckige Stimme, die mich warnt, ins Kino zu gehen. Schön, ich lasse es und siehe da, Geld gespart!
"Ritter aus Leidenschaft" ist zwar eine flotte Neuauflage des Ritterturniermythos, doch trotz aller Bemühungen der Beteiligten konnte ich mir ein steigendes Desinteresse nicht verkneifen, während ich zusah.
Haken wir es mal professional ab: die Story ist ein ganz alter Käse! Da hätten wir den unterprivilegierten Knappen, der was Besonderes aus sich machen will und die Weisheit, daß Ritterlichkeit nicht per Geburt vergeben wird. Ergo schuftet er um Anerkennung und logo steckt er all die Adeligen locker in die Tasche. Bis ein besonders fieser Gegner ihn entlarvt.
Wer jetzt noch überlegen muß, ob es da nicht zum bombastischen Happy End mit mächtig Triumph und der Hand der Herzallerliebsten kommt, macht sich die Hose offensichtlich mit der Kneifzange zu. Also alles sattsam bekannte Vorbilder, die man aber trotzdem mögen darf, denn so ein richtig deftiges Happy End kann den ganzen Tag retten.
Figuren und Storykonzeption: Jetzt schwächelts schon deftig. Mag ja Heath Ledgers Lockenköpfchen für reichlich feuchte Höschen sorgen, mit einer flotten Mimik oder einer gesegneten Portion Selbstironie für die Rolle hat er's nicht. Will sagen, sein blasser Blondschopf trägt keinen ganzen Film. Weswegen er auch kräftig Gefährten hat. Mark Addy ist da eine wunderbare Wahl, wenn ihn das Drehbuch nicht verhungern lassen würde. Statt als Comic Relief zu glänzen, bekommt er noch Alan Tudyk an die Seite, als schmalgeistiger Draufhauer oder Punk-Verschnitt. Einziger Pluspunkt im Gefolge Paul Bettanys wunderbarer Geoffrey Chaucer, der hier in der Arena den gebildeten Ansager macht, auch wenn das Drehbuch seinen Ergüssen etwas zu viel Spielraum gibt. Immerhin bewahrt er die nötige ironische Distanz und das merkt man dann auch.
Mit an Bord noch eine muntere Schmiedin, die viel sympathischer als die Prinzessin ist und außer dem NIKE-Gag keinerlei Funktion hat.
Von den Außenstehenden sieht Rufus Sewell als finsterer Adhemar, zwar optisch treffend aus, hat aber immer nur dieselben Beleidigungen drauf. Shannyn Sossamon als Jocelyn sieht zwar nett aus, was aber an ihr nun so doll sein soll, bleibt offen. Und so galoppiert die Geschichte voran, erst mit sportlichen Erfolgen und dann leider als breitestes Klischee für die Liebe einer Frau und um es dem bösen Buben mal so richtig heimzuzahlen. Das wird leider alles übermäßig breitgetreten und Williams Unerfahren- und Unbeholfenheit macht die Sache auch nicht interessanter. Gar ärgerlich wird es erst, als Jocelyn ihn auch noch nach seiner Pfeife tanzen läßt und er brav alles durchführt.
Wem das alles noch ganz erträglich vorkommt, dem sei gesagt, daß das unendlich in die Länge gezogen wird. Während eine brauchbare Länge maximal 100 Minuten umfaßt hätte, quält sich der Film hier über volle zwei Stunden. Es kommen nämlich noch unvermittelt diverse Rückblicke bezüglich Williams Kindheit dazu und seinem Traum, die in Rührseligkeit beinahe ersaufen. In die letzten 20 Minuten wird dann alles reingepackt, was uns eh kaum noch gefehlt hat: das schmierig-kitschige Wiedersehen mit dem (aua) blinden Daddy, die Entlarvung, die Demütigung, der Ritterschlag und die (viel zu schnell vorbeigegangene) Rache, die auch noch mit mit Kopfschmerzzeilen a la "Nimm mir die Rüstung ganz ab!" und "Bind mir die Lanze an den Arm!" aufgeblasen werden.
Gags und Action: Tjaja, die vielgerühmten modernen Anleihen. Nur, da gibt es nicht viel, außer daß die Ritterturniere halt wie Sportwettkämpfe vom Publikum abgefeiert werden. Dolle Show! Die Rockmusik, die dementsprechend unterlegt ist, scheint zwar ganz passend, aber dieser Stil wird nicht durchgehalten und wechselt wieder mit altbekannten Klischees.
Der Gag mit dem Nike-Logo auf der neuwertigen Rüstung ist zwar nett, aber auch nur ein dreistes Product Placement und der recht moderne Hoftanz ein Sparwitz.
Man kann sich natürlich noch an den Turniersequenzen festhalten, aber die sind auch im Übermaß in den Film gepropft und, man kann es sich denken, nicht besonders aufregend.
Darüber hinaus sind sie auch noch alle gleich inszeniert, ohne optische Schmankerl eingefangen und die zwölfte auf dem Brustschild zerschmetterte Lanze mündet bereits in ein fröhliches Gähnen.
Die eine oder andere lustige Pointe rettet sich zwar trotzdem in den Film, doch daß einige Unbedarfte eine solche filmische Neuerung immer noch für innovativ halten, ist doch ziemlich übertrieben. Da schaue ich lieber noch mal "Schneller als der Tod" (ungefähr die gleichen Duellsituationen) oder gönne eine beliebige Disney-Komödie mit irgendeinem Underdog-Sportteam, da bekomme ich das Gleiche geboten. Ist genauso sülzig, spielt nur nicht im Mittelalter. (4/10)