„Ritter aus Leidenschaft“ belebt den Historienfilm neu und versucht sich als lockere Popcornunterhaltung.
Es beginnt auf einem Turnier: Die Knappen William (Heath Ledger), Roland (Mark Addy) und Wat (Alan Tudyk) müssen feststellen, dass ihr bei einem Lanzengang, genannt Tjost, in einem Turnier führender Herr verstorben ist. Da der Turniersieg jedoch sichere Sache ist und ein Sieg Geld bedeutet, schlüpft William in die Rüstung und bestreitet den letzten Lanzengang. Obwohl ihm dies nicht besonders gut gelingt, gewinnt er das Turnier. Schon der Beginn stellt klar: „Ritter aus Leidenschaft“ ist kein klassischer Historienschinken. Denn wenn das Volk „We will rock you“ klatscht und gröhlt und die drei Knappen auf urkomische Weise auf den Tod ihres Herrn reagieren, passt dies nicht in das Bild klassischer Ritterstreifen.
William kommt eine Idee: Mit etwas Training könnte er bei weiteren Turnieren absahnen, zumal er schon als kleiner Junge davon träumte ein Ritter zu sein. So geht es trotz des Protests seiner Freunde auf zu ritterlichen Übungsstunden. Mit Hilfe des Dichters Geoffrey Chaucer (Paul Bettany) kommt man an einen Adelsbrief und William tritt erfolgreich unter dem Namen Sir Ulrich von Lichtenstein bei den Turnieren an. Bald nehmen sie auch die Schmiedin Kate (Laura Fraser) mit, um die Rüstungen zu verbessern und William wenigstens ein paar Manieren beizubringen. Denn schließlich geht es darum, das vornehme Fräulein Jocelyn (Shannyn Sossamon) zu erobern. Doch Williams Gegner auf dem Turnierplatz und im Kampf um Jocelyns Gunst ist der miese Grad Adhemar (Rufus Sewell).
Regisseur Brian Helgeland wagte sich nach seinem sehr derben Erstling „Payback“ an etwas freundlichere Unterhaltung. Herausgekommen ist feines Popcornkino, dass eine große Masse an Interessen anspricht und so auch erfolgreich an der Kasse war.
Die Story bietet zwar keine großen Überraschungen und erzählt mal wieder die Story des Aufsteigers, der sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzt und erst einen oder mehrere herbe Rückschläge erfahren muss, ehe es zum Happy End kommt. Lediglich neu ist das Gewand des Ritterfilms.
Es gibt sehr viel Humor, der teilweise recht modern ist, aber trotz allem nicht unpassend wirkt. Egal ob es Dialoge in bester Screwball-Comedy-Tradition sind oder gelungene Anspielungen (z.B. auf Nike), „Ritter aus Leidenschaft“ ist wirklich witziger und bezaubernder Film.
Für den Actionfan bietet sich das Tjosten sowie einige, wenige Schwertkämpfe. Dies ist zwar nicht übermäßig spektakulär, aber mal was neues und nett anzusehen. Zudem sind die Szenen teilweise recht wuchtig inszeniert, so dass der weltoffene Actionfan durchaus seine Freude an „Ritter aus Leidenschaft“ haben kann.
Zudem wäre da noch die Liebesgeschichte zwischen William und Jocelyn. Diese erinnert ein wenig an aktuelle Teenie-Romanzen, besitzt aber in den Wortgefechten teilweise ansatzweise den Esprit von Filmen wie „Harry und Sally“ (z.B. in der Kirchenszene). So sollten auch Romantiker dem Film eine Chance geben, auch wenn die Liebesgeschichte nicht das Hauptelement des Films ist.
Hinzu kommt die recht ungewöhnliche Untermalung mit Rockklassikern wie „We will rock you“ von Queen, „The Boys are back in Town“ von Thin Lizzy usw. Lediglich die Schändung von „We are the Champions“ durch Robbie Williams ist ein Verbrechen, da wäre das Original besser gewesen.
Die Schauspieler sind zwar nicht überragend, aber charmant; zumal ihre Leistung eher unerheblich ist. Außerdem kann Burgfräulein Shannyn Sossamon auch optisch überzeugen und Rufus Sewell gibt einen zwar standardisierten, aber guten Fiesling ab. Zudem sind die recht schrägen Rollen mit den einzelnen Schauspielern wirklich passend besetzt.
„Ritter aus Leidenschaft“ ist wahrhaft gelungenes Popcornkino, das Abenteuer, Comedy und Romantik furios mit sympathischen Darstellern mixt und das Rittergenre einer Frischzellenkur unterzieht ohne auf historische Genauigkeit zu achten. Kein Meilenstein, aber sehr gutes Popcornkino.