Aus meiner Sicht ging der Versuch von „Ritter aus Leidenschaft“ , dem guten alten Ritterfilm durch moderne Elemente neues Leben einzuhauchen, klassisch in die Hose. Von den Trailern konnte man einen fetzigen, witzigen Genrebeitrag erwarten. Das Resultat am Ende ist eine reine Enttäuschung.
Die Story selbst haben wir, seit Parsifal geschrieben wurde, immer wieder aufgetischt bekommen. Ein Knappe oder ein sonstiges, gesellschaftliches Nichts tut so, als wäre er Ritter und mischt den Adel mal so richtig auf. Die Belohnung ist die Hand einer holden Schönheit.
„Ritter aus Leidenschaft“ kann hier nicht das geringste Maß an Neuerung bieten. Müsste er auch nicht, wenn die simple Handlung denn ansprechend umgesetzt worden wäre. Aber nur das permanente Wiederholen splitternder Lanzen bringt keinen Kick (beim Trailer hat es zugegebener Maßen noch gewirkt). Und eine weniger verstaubte Liebesgeschichte ist auch kein Grund, sich mit diesem Film anzufreunden. Da kann man sich auch eine moderne Textfassung von Wolfram von Eschenbach holen und kommt zu dem gleichen Unterhaltungswert (und beeindruckt sein soziales Umfeld).
So gesehen ist „Ritter aus Leidenschaft“ nichts besonderes, aber auch noch kein Grund, sich über diesen Film zu ärgern. Den bekommt man erst durch den extrem misslungenen Versuch, durch Rockmusik das Genre aufzupeppen. Und durch die wohl lächerlichste Schleichwerbung der Filmgeschichte. Diese Elemente sind unerträglich. Wann werden gewisse Filmschaffende wohl begreifen, dass die Amerikanisierung nicht bei allen Themen funktioniert? Robin Hood, König Arthur und die Drei Musketiere haben schon dran glauben müssen. Nun also noch der klassische Ritterfilm. Es bleibt zu hoffen, dass die wirtschaftlich unerfreulichen Begleitumstände des Films weitere Aussetzer dieser Art unterbinden.
„Ritter aus Leidenschaft“ hätte brauchbar werden können, wenn man ein realistisches Bild des Mittelalters gezeichnet hätte. Aber nein, es muss ja eine Beachboy den Knappen/Ritter mimen, dessen Glaubwürdigkeit praktisch nicht mehr messbar ist. Und dazu eine Schmiedin, deren Existenz im Mittelalter so etwas von Unwahrscheinlich ist, dass es schmerzt. Selbst der Pflichtbösewicht ist nur ein Hansel. Also wie soll sich der geneigte Zuschauer, sollte er nicht mit MTV groß geworden sein, mit diesem poppigen, nicht durchdachten Blödsinn identifizieren? Am besten gar nicht. Man muss diesen Film nicht gesehen haben. Er ist belanglos bis ärgerlich und hat mehr als 2 Punkte beim besten Willen nicht verdient.