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Ein Herz für Menschen

Roland Joffe traf mit seinem Antikriegsfilm "The Killing Fields" voll ins Schwarze. Bzw. ins Herzen. Eigentlich müsste dieser Kloß im Hals Pflichtprogramm sein. In Schulen, in politischen Kreisen, in der Armee. Wer hier nach noch Krieg gut heißt oder manchmal für notwendig ansieht, der gehört ausgewiesen. Und zwar am besten von diesem Planeten. "The Killing Fields" geht nah, bleibt bei einem und hat einige dieser Szenen, die man nie im Leben vergisst. Eine wahre Geschichte, die man nicht packender hätte schreiben können. Das raubt einem oft den Atem. Das macht fassungslos und wütend. Und auch etwas ratlos. Es geht um einen amerikanischen Journalisten und seinen lokalen Assistenten in Kambodscha, im Schattenkrieg Vietnams und den Folgen der amerikanischen Besatzung bzw. deren Rückzugs...

"The Killing Fields" ist ein großer Film, kein Zweifel. Und gleichzeitig ganz klein und nah. Außerdem ein Film über eine große Männerfreundschaft und eine heftige Anklage gegen das militärische Einmischen in fremde Angelegenheiten und ferne Länder. Über die Verdrängung von Problemen und westliche Ignoranz ebenso. So kurz nach dem Ende dieser Zeit einen schon derart aufgeklärten und bodenständigen Film darüber zu machen, auch weitsichtig und weise, dass erfordert höchsten Respekt und rechtfertigt etliche Nominierungen und Preise. Sam Waterston spielt den Journalisten stark, Haing S. Ngor spielt seinen Freund und Beschützer Dith Pran allerdings herausragend. Ein Nichtschauspieler und Frauenarzt (!), der völlig zurecht einen Oscar gewinnt - das hat man auch nicht alle Tage. Doch vor allem seine demütige, zurückgenommene und realistische Darstellung, seine zweite Filmhälfte und seine eigenen Erfahrungen auf den Killing Fields, verleihen Joffes Film eine selten erreichte Kraft und Intimität. Wenn man sich in "The Killing Fields" verliert, dann gibt es nichts außer dich und den Film, die Geschichte, die Schmerzen und den Krieg. Und ein wenig Hoffnung in Form von Menschlichkeit, Freundschaft und beeindruckender innerer Kraft. Durchhaltevermögen und Wut im Bauch spürbar gemacht.

Fazit: einer der humansten, intimsten und emotionalsten Kriegsfilme. Hier darf man das Wort "Anti-" ohne schlechtes Gewissen davor setzen. Grausam, realistisch, anders. Gegen Hollywoodsichtweisen, gewohnte Klischees und überholte Abläufe. Ein Brett, das man nicht durchbohren kann. Wird so lange es uns Menschen gibt wahrscheinlich nie seine Wirkung und Aktualität verlieren. Leider. Enorm kraftvoll!

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