Review

The Dark Half

Romero verfilmt King, mit Timothy Hutton in der männlichen Hauptrolle.Der Rest der Besetzung ist auch nicht schlecht, vor allem die Babies.

The Dark Half ist einer der besten Romane Stephen Kings, dem wohl erfolgreichsten und meistgelesenen Schriftsteller der Gegenwart. Romero hat hauptsächlich mit Zombiefilmen seinen Ruhm begründet, seine anderen Filme sind weniger beachtet worden. Beide treffen sich darin, dass der Horror nur eine Seite ihres Werkes ist. King versteckt hinter seinen Gruselgeschichten und Monstern Grundsätzliches über Urängste; Romero hinter Splatter und Gore Kritik an Gesellschaftlichem, wenn auch keine sehr subtile oder tiefschürfende Kritik.

In The Dark Half verselbstständigt sich das Pseudonym eines Schriftstellers, trennt sich von ihm ab und bedroht ihn. Thad Beaumont wollte seit seiner frühesten Jugend Schriftsteller werden. Das wird er auch, allerdings ein nicht übermäßig erfolgreicher. Seine Bücher werden gelobt aber wenig gekauft. Er schreibt unter dem Pseudonym George Stark, den er erfindet um eine akute Schreibkrise zu überwinden, trashige Krimis um die Figur Alexis Machine, ein Soziopath für den der Tag mit einer Schußwunde beginnt, die er einem Opponenten zufügt. Als ihn ein Typ zu erpressen versucht, in dem er droht dieses Pseudonym aufzudecken, entschließt sich Beaumont George Stark öffentlichkeitswirksam zu beerdigen. Für eine berühmte Klatschpostille wird
eine Photostrecke und eine Story gemacht, in der Thad und seine Frau unter anderem mit einem Pappmache-Grabstein posieren, auf dem „George Stark. 1975-1988. Not a nice guy“ zu lesen ist. Wenig später bemerkt der lokale Friedhofsgärtner, das an der Stelle dieses Shootings der Boden aufgewühlt ist, als hätte sich jemand aus seinem Grab gebuddelt. Das Unheil nimmt seinen Lauf und ein an der George Stark Sache Beteiligter nach dem anderen beißt ins Graß, von einem Typen gemetzelt, der Thad ziemlich ähnlich ist, aber sich George Stark nennt, eigentlich aber Alexis Machine ist. Wäre da nicht dieser sehr seltene  Gehirntumor, der Thad im Alter von 11 Jahren entfernt worden ist, hätten wir es mit einer ziemlich blöden und recht eigentlich platten Story zu tun. Die Seltenheit des Tumors war, dass es sich um die Überreste eines Zwillings gehandelt hat, die plötzlich im Schädel des Jungen zu wachsen begonnen hatten. Zu dieser Zeit hörte das Kind, bevor es immer schlimmer werdende Kopfschmerzen bekam, ein Geräusch wie das Zwitschern tausender kleiner Vögel. Spatzen vielleicht. Die auch jetzt wieder
auftauchen. Hatte der Chirurg nicht gesagt, dass er das meiste des Tumors entfernt hat…

Romero hat nicht nur Regie geführt, er hat auch das Drehbuch geschrieben. An der Aufgabe einen King-Roman, selten hat einer weniger als 400 Seiten, in ein realisierbares Filmprojekt zu überführen sind schon viele gescheitert. Romero ist es gelungen. Er hat ein Script erstellt, das die für einen Film relevanten Elemente der Handlung enthält. Er hat die Abfolge so um arrangiert, dass der Film einen angemessenen Rhythmus hat. Das Script ist ein guter Ausgang, um einen guten Roman in einen guten Film zu transmedialisieren.

Romero hat auch diesen zweiten Schritt gemeistert. Nicht geringen
Anteil hat das Casting von Donna M. Belajac, die auch an „Dogma“ und „Hoffa“
beteiligt war. Alle Schauspieler wirken überzeugend in ihren Rollen. Timothy
Hutton spielt Thad Beaumont so nuanciert, dass jederzeit möglich bleibt, dass
er auch George Stark ist. Damit trägt er wesentlich zur Spannung des Films bei. Amy Madigan steht ihm wenig nach. Die leisen Anzeichen von Unsicherheit über ihren Gatten, die sie einbringt, sind ein wichtiger Beitrag zur Atmosphäre des Films. Michael Rooker als Sheriff Pangborn ist hinlänglich verstört, um den Plot glaubwürdig zu machen.
Am mise en scène und am Schnitt ist wenig auszusetzen. Licht und Komposition der Bilder sind stimmig, die Drehorte und Stets sorgfältig ausgewählt und präpariert, Trick und Maske überzeugen.

Der Film ist trotzdem nicht sehr gut, er ist nur gut. Timothy Hutton spielt den Thad Beaumont erstklassig, verfällt aber in Overacting, wenn er George Stark gibt. Das mag beabsichtigt sein, ist dann aber ein Fehler des Regisseurs. Die Babies sind wohl als eine Art Comic Relief gedacht, werden aber an falscher Stelle eingesetzt und brechen die Atmosphäre, besonders am Ende. Das wirkt wie ein Werbespot an der spannendsten Stelle. Alles in allem ein guter Film, der sich auch für Zuschauer lohnt, die King oder Zombie-Filme  nicht mögen, aber Thrill und Suspense zu schätzen wissen. Für einen Romero wenig Gore und Splatter, dafür gibt es differenziertes Schauspiel. Und einen Toronado. Geiles Auto.

Details
Ähnliche Filme