Review

Verlier das Lachen nicht

Zweite Weltkriegsdramen gibt es wie Sand am Meer, manche sind nicht nur abgenutzt sondern schon fast zu ihrer eigenen Parodie verkommen. Roberto Begninis Meisterwerk "Das Leben ist schön" ist da aber anders, gehört zu den wichtigsten Filmen über den 2. Weltkrieg überhaupt & wird nicht alt. Man weint während man lacht - und das sind keine Freudentränen. Unglaubliche Leistung von allen Beteiligten, fast schon erschreckend wichtig dieser Film.

Es geht um den jüdischen Buchverkäufer Guido, der in den 30ern des faschistischen Italien seine Traumfrau kennenlernt & mit ihr einen bezaubernden Sohn bekommt. Durch den zweiten Weltkrieg & die Nazis gerät seine Familie in ein Konzentrationslager, wo er nur mit Humor & extremer Vorstellungskraft seinem Sohn diese Hölle etwas versüßen kann... Und obwohl der zweite Weltkrieg schon oft genug auch komödiantisch abgehandelt wurde (s. z.B. "Sein oder Nichtsein"), wurde das eigentlich unerträglich traurige Thema Holocaust noch nie so lustig & gleichzeitig einfühlsam dargestellt. Grausamkeit trifft auf Menschlichkeit.

Wenn man schon selbst kaum so richtig fassen kann, was für unmenschliche Sachen um einen herum passieren, wie bringt man das erst seinem geliebten kleinen Sohn bei? Genau diese scheinbar unlösbare Aufgabe knackt Guido mit Bravour, Herz & Mut - und das bis in den Tod. Es gibt eigentlich kaum einen größeren Helden & besseren Vater in der Filmgeschichte. Nicht nur das Leben ist schön, dieser Film ist es ebenso. Begnini ist ein Genie & das hier sein Beweis, jeden dafür verliehenen Preis kann er mit Stolz & Recht tragen. Tragikkomik war nie besser & wird es wahrscheinlich auch nie.

Die erste Hälfte des Films ist vielleicht etwas zäher & das Gegenteil von den dunklen Folgeninuten - aber diese sonnig-leichte Kennenlernphase macht das immer düster werdende Schicksal der drei nur noch härter. Und auch wenn man immer wieder hofft, dass der Film doch nicht so schrecklich/realistisch ausgeht - genau so muss er es tun, um ein Meisterwerk zu sein. Und wer sich beschwert, dass es kein guter Geschmack ist, in jeglicher Weise über/in Zusammenhang mit dem Holocaust zu lachen, der hat den kompletten Sinn des Films nicht verstanden. Menschlicher kann ein Film & seine Aussage eigentlich nicht sein - da müssten auch oder sogar vor allem die Opfer & deren Familien dieser dunkelsten Stunde der Menschheit zustimmen. 

Fazit: eine der eindringlichsten & konträrsten Mischungen der Filmgeschichte. Nimmt mich immer wieder mit wie beim ersten Mal, Tränen unumgänglich.

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