Eine im Ansatz scheinbar abgedroschene, aber letztlich eine runde Sache bildende Fish-out-of-Water-Komödie, die ihren romantischen Ansatz zum Glück nicht allzusehr betont.
Meg Ryan meets the Romantikkomödie, das kennen wir schon. Spätestens seit "Harry und Sally" ist die Arme auf die Rollen relativ komplizierter Smilie-Hascherl festgelegt und will mal nicht und mal wieder doch aus dieser Ecke ausbrechen. Dabei ist doch alles nur eine Frage von Partner und Drehbuch und hier stimmts zum Glück mal wieder.
"French Kiss" bietet zwar nichts, was man nicht schon mal gesehen hat, ist aber in seiner vielfarbigen Altmodigkeit, mehrere Handlungsstränge sauber zu kombinieren, sie unterhaltsam und lustig in Szene zu setzen, eine erfreuliche Ausnahme vom überproduzierten Herz-Schmerz-Witz-Allerlei.
Die Story kombiniert die Versuche Ryans, ihren flüchtigen Verlobten wiederzugewinnen mit der Juwelenschmuggel-Story, die Kevin Kline umgibt; würzt sie mit ein paar Happen franko-amerikanischer Gegensatzkomik und flechtet ein paar amuröse Komplikationen mit ein, die den Lauf der Handlung niemals schmälern.
Ryan ist hier endlich wieder in ihrem Element, denn wo "Schlaflos in Seattle" mit dem Siruptopf hausieren ging und später "E-Mail für dich" gänzlich an einem unterdurchschnittlichen witzlosen Script scheiterte, gibt es hier ordentlich Lacher en masse, wenn unsere Ex-Amerikanerin-noch-nicht-Kanadierin in Frankreich mit Flugangst, Neurosen und Vorurteilen zu kämpfen hat.
Wie eine schier sprachlose Wand steht dahinter Kevin Kline, als wortkarger, weltgewandter, aber scheinbar halb abgerissener Luc, der die Szenerie durch bloße Anwesenheit beherrscht. Seine genuschelten Kommentare sind so französisch, wie es sich das zarteste Klischee nur vorstellen kann und Kline beweist wieder einmal eine begeisternde Wandlungsfähigkeit. Auch fungiert er als Motor der Story, die er immer wieder anschmeißt, sobald sich Leerlauf einzustellen beginnt.
Die Hetzjagd durch Paris und später durch halb Frankreich wird durch reichlich Handlungselemente immer wieder angefacht und so kaschiert der Film seine abgenutzte Story von der langsamen Annäherung zweier grundverschiedener Menschen.
Zwar geht der Story im letzten Viertel ein wenig die Luft aus, als sich die Vorhersagbarkeit im sinnlosen Kampf um die Rückgewinnung der alten Lebensweise die Klinke in die Hand gibt, doch auch hier überwiegen noch genügend amüsante Szenen, wobei ein paar zahme Slapsticknummern (z.B. Ryan Fall über einen Dessertwagen) gegen die recht pointierten Dialoge kaum einen Stich machen.
Angenehm zwischendurch ist der mehrfache Einsatz von Charakterkopf Jean Reno, der weise, schmunzelnd und wortkarg als Kommissar Kline durch das ganze Land verfolgt, ohne wirklich je einzugreifen.
"French Kiss" wird so zu einem mundgerechten Abenteuer, wie es sie in den 30ern öfters gegeben hat und die heute zu selten mit den nötigen guten Schauspielern gedreht werden.
Er ist clever geschrieben und hält sich so gut die Waage, daß sowohl Männlein als auch Weiblein nicht bemerken, daß sie sich bei der Ansicht auf das geschmackliche Terrain des anderen Geschlechts begeben haben.
Und das ist selten genug.
Einfach zum Genießen: 7,5/10.