Wenngleich schon bald neunzig Jahre alt, ist die "Urfassung" der "King Kong - Filme" nach wie vor ein mitreißender, spannender und beeindruckender Film und dies nicht nur wegen der für seine Zeit außergewöhnlichen Tricktechnik, mit der hier zu Beginn des Tonfilms der Riesenaffe King Kong, eine Welt der Dinosaurier und die Zerstörung von Gebäuden in New York in Szene gesetzt wurden. Zu Recht wurde dieser Film stil- und genreprägend und erlebte in der Folge eine Reihe mehr oder weniger ernst zu nehmenden Fortsetzungen und Remakes.
Die Geschichte mag bekannt sein, soll hier aber noch einmal in ein paar Schlagworten zusammengefasst werden. Der Filmregisseur Denham, der bekannt für seine Tierfilme ist, sucht für seinen neusten Film eine weibliche Hauptdarstellerin, die er selber auf der Straße in der Arbeitslosen Ann Darrow findet. Sie ist erfreut über das Angebot, in einem Film aufzutreten, der auf einer unbekannten Südseeinsel spielt, zu der sich schon bald das Produktionsteam aufmacht. Das wahre Ziel der Reise erfahren Mannschaft und Kapitän erst kurz vor der Ankunft - Denham hat von einem norwegischen Kapitän eine Karte gekauft, auf der die Insel einzeichnet ist, auf der der Legende nach der Riesenaffe Kong leben soll. Als das Filmteam auf der Insel ankommt, platzt es in eine Opferzeremonie hinein, mit der die Einwohner "King Kong" besänftigen wollen. Der Medizinmann sieht aber in Ann Darrow ein besseres Opfer und lässt diese in der Nacht von Bord des Schiffes entführen. Das Filmteam kommt zu spät, um Ann zu retten und erlebt nur noch mit, wie ein riesiger Gorilla mit der Schauspielerin im Busch verschwindet. Es folgt ein wahrer Actionreigen, als die Mannschaft das Monster verfolgt und viele Gefahren in einem urzeitlichen Dschungel bestehen muss, in dem auch eine Reihe von Dinosauriern lebt. Vor diesen schützt Kong immer wieder seine "weiße Frau", indem er unter anderem einen T-Rex im Kampf tötet. Am Ende bezwingt ihn jedoch das Filmteam, er wird Opfer einer "Gasbombe" und wird auf diese Weise betäubt. Denham beschließt, den Riesenaffen mit nach New York zu nehmen und dort als Attraktion auf dem Broadway zu vermarkten. Gleich bei der ersten Vorstellung kommt es zur Katastrophe und Kong entkommt und raubt dabei erneut Ann Darrow. Auf der Spitze des "Empire State Buildings", in der berühmten Flugzeugszene, entscheidet sich dann endgültig sein Schicksal.
Das Ensemble, das hier agiert, besteht fast nur aus Männern. Die weibliche Hauptdarstellerin Fay Wray, deren Redeanteile sich über weite Strecken auf lautes Schreien beschränken, hat zumindest das Glück, dass ihr entsetzter Blick, kurz bevor sie angesichts des Monsters zu kreischen anfängt, zu einer Stilikone der Popkultur geworden ist, was auch für das Affenwesen, für King Kong selber gilt. Ansonsten sind viele der agierenden männlichen Darsteller davor und danach nur in eher kleineren Rollen zu sehen gewesen und stehen hinter dem eigentlichen Star, hinter "King Kong", zurück.
Der eigentliche Star ist das Monster, für das man fast wie bei Frankenstein Mitleid empfindet (wird es doch gegen seinen Willen in eine fremde Welt entführt, hegt es doch gegenüber der weißen Frau tiefe Gefühle), dieses Monster überzeugt vor allem aufgrund der hier von Willis O'Brien
eingesetzten Stop-Motion-Technik. Es wirkt bis hin zur Mimik besonders lebendig, was auch für die vielen anderen hier gezeigten Tiere gilt. Da fällt es nur wenig ins Gewicht, dass einzelne Sequenzen zum Teil aus älteren Filmen stammen oder dass die Kulissen zum Teil für andere Filme verwendet wurden.
Außergewöhnlich an diesem Film ist für mich auch die zeitweilige Brutalität des Films, wenn zum Beispiel Kong die Kiefer der T-Rex auseinanderreißt, bis sie knacken, er Menschen immer wieder totbeißt oder in einer Szene mit seinen Füßen im Schlamm zerdrückt. Für einen Film, der sich zum "Blockbuster" in dieser Zeit entwickeln sollte, ungewöhnlichund und zum Teil auch heute noch schockierend. Dies führte in der Folge zu zahlreichen Eingriffen der Zensur und damit auch zu Schnitten (eine Spinnenszene gilt aus diesem Grund heute auch als verschollen).
Bernhard Grzimek hat in einer Dokumentation über Gorillas in Ruanda/Zaire zu Beginn der 1980er Jahre die Darstellung des Tieres in diesem Film heftig kritisiert und auf die Vorurteile, die gegenüber den sich vegetarisch ernährenden und fürsorglichen Menschenaffen dadurch ausgelöst wurden, hingewiesen. Ein Einwand der sicherlich nachzuvollziehbar ist, dem aber entgegen zu halten ist, dass die filmische Darstellung an vielen Stellen deutlich überzogen ist und die Menschen (insbesondere der Regisseur Denham) als die wahren Schuldigen an den Ereignissen zumindest erkennbar sind.
Nichtsdestotrotz hat der Film - wie eingangs erwähnt - viele Nachfolger gefunden und war stilprägend für eine Reihe anderer Filme, bei denen man die Bezüge zum Teil als Hommage an diesen frühen Monsterfilm ansehen muss (hier wäre zum Beispiel Spielbergs "Jurassic Park" zu nennen - das Tor zum Park erinnert stark an das Tor in der Mauer zur Welt Kongs).
Alles in Allem ein Film, der in keiner Sammlung fehlen sollte.