Hollywood-Regisseur Carl Denham beabsichtigt, auf einer auf keiner Landkarte verzeichneten Südseeinsel einen Film zu drehen. Tatsächlich birgt diese ein großes Geheimnis in sich: Eingeborene opfern Frauen, um ihren überdimensional großen Gorilla-Gott Kong, den sie fürchten, zu besänftigen. Diesmal haben sie Schauspielerin Ann als Opfer auserkoren und stehlen sie in einem unbeobachteten Moment dem Filmteam. Nun liegt es bei der Crew, sie aus den Klauen des Ungeheuers zu befreien. Dinosaurier erschweren dieses waghalsige Unternehmen um so mehr...
Legendärer Klassiker der Filmgeschichte. Das 1933 zu Beginn des Tonfilmzeitalters gedrehte Fantasy-Abenteuer „King Kong“ war in tricktechnischer Hinsicht seiner Zeit weit im Voraus und bescherte den Regisseuren Schoedsack und Cooper einen sensationellen Publikumserfolg. Die Spezialeffekte und Trickaufnahmen (u.a. Stop Motion und Rückprojektionen) waren damals einfach nur bahnbrechend und sind auch heute noch ungemein faszinierend, wenn man die Entstehungszeit berücksichtigt. Unvergeßlich auch die geniale Musikuntermalung von Max Steiner. Der Film beinhaltet viele unvergeßliche Momente, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte immer wieder von anderen Regisseuren als ideales Vorbild betrachtet und oftmals sogar parodiert wurden. Berühmtestes Beispiel dürfte Kongs tragische Flucht - mit Ann in seiner Pranke - auf die Spitze des Empire State Buildings sein. Diese finale Szene sollte jeder zumindest einmal gesehen haben.
„King Kong“ gilt bis ins 21. Jahrhundert als bester Monsterfilm aller Zeiten, da konnten auch die zahlreichen niedlichen Produktionen aus Japan nichts ändern.
In der Tat verfügt er über einen ungeheuren, ungebrochenen Charme, den heutzutage nur noch wenige Filme erreichen, was nicht unwesentlich an den inzwischen natürlich veralteten Tricks liegen mag. So fällt im modernen Computerzeitalter der Unterschied zwischen echter Aufnahme und Rückprojektion natürlich weitaus deutlicher auf als früher, als die filmischen Mittel noch begrenzter waren. Es sieht einfach nur drollig - ich will nicht sagen: lächerlich - aus, wenn Kong den Kampf gegen einen Tyrannosaurus gewinnt und daraufhin ein Protagonist an dem toten Saurier, der in Großaufnahme sichtbar auf eine Leinwand geworfen wurde, vorbeistiefelt - oder man beachte die Bewegungen der Blondine auf dem Baum während jenes Kampfes, die hierfür sichtlich durch eine Puppe ersetzt wurde. Man denke außerdem im Finale an den dramatischen Sturz Kongs vom Dach des Hochhauses.
Lustig auch die ständigen Größenunterschiede der Titelfigur, die zwischen etwa sechs und 20 Metern variieren, was die beiden Regisseure allerdings bewußt in Kauf genommen haben, in der Hoffnung, der Betrachter möge ihnen diesen Kniff verzeihen. Nichtsdestotrotz gerade aufgrund der frühen Entstehungszeit ein imposantes Beispiel für den gekonnten Einsatz von Spezialeffekten, wovon sich einige moderne Filmemacher eine Scheibe abschneiden können. Nicht umsonst hat die Fertigstellung rund anderthalb Jahre gedauert.
Was mir ebenfalls schmunzelnd auffällt, sind die z.T. wirklich köstlich naiven Dialoge, die ich einem 90er-Jahre-Film nicht verzeihen würde: Als Kong beispielsweise das Empire State Building hinaufklettert, denkt die Polizei fieberhaft darüber nach, welche Maßnahmen man jetzt noch ergreifen könne, ehe John Driscoll - der zukünftige Ehemann Anns - es wie Schuppen von den Augen fällt, daß man doch Flugzeuge benutzen könne, woraufhin die Ordnungshüter begeistert zustimmen.
Doch viel Herz und Gefühl sowie eine gehörige Portion Spannung und Action gleichen diesen Minuspunkt aus: Der zweite Handlungsstrang, in dem sich Kong in sein zugedachtes Opfer verliebt, wirkt immer noch enorm anrührend. Wenn er von den Flugzeugen schwer verwundet wird, streichelt er betrübt über Anns Körper - fast glaubt man, er habe Tränen in den Augen -, bevor er in den sicheren Tod stürzt. So leidet man schließlich doch mit dem Ungetüm mit, obgleich er kurz zuvor Menschen zertrampelt und zerbissen hat. In der früheren deutschen Fassung, die 1952 in die Kinos kam, wurde der Gorilla noch zusätzlich humanisiert, indem diverse Greueltaten, die einen zu drastischen Eindruck hinterließen, einfach herausgeschnitten wurden - u.a. sogar die Szene, in der Kong Ann behutsam zu entblättern anfing. Dadurch macht er einen weitaus sanfteren Eindruck als im Original.
Man kann dem Film sogar leichte sozialkritische Ansätze andichten; immerhin wird der Regisseur sehr skrupellos dargestellt, der mehrere Menschenleben aufs Spiel setzt, nur um King Kong zu fangen und mit einem Schiff nach New York zu transportieren, um ihn dort als achtes Weltwunder zu präsentieren. (Wie die Filmcrew den betäubten Riesenaffen überhaupt auf dem Schiff unterbringen konnte, wird nicht gezeigt. Realistisch gesehen dürfte dies nämlich nahezu unmöglich sein.) Allerdings geht die Sozialkritik im Effektspektakel unter. Deutlicher wurde sie im gleichnamigen farbigen 1976er Remake (mit Jessica Lange).
Fazit: „King Kong“ ist die Mutter aller Monsterfilme. Die damals atemberaubenden, alles in den Schatten stellenden Effekte und Tricks, die heute zwar altmodisch und deshalb sehr drollig wirken, machen dieses stilbildende Abenteuer zu einem echten Leckerbissen, der in einem bis heute unvergessenen (und oft zitierten) Finale sogar richtig dramatisch wird. Ein Muß für jeden Filmfan!
GESAMT: 8/10 (Unterhaltungswert: 8 - Handlung: 8 - Schauspielerische Leistungen: 6 - Kameraführung/Atmosphäre: 9 - Musik: 10)