Den von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack gedrehten „King Kong und die weiße Frau“ aus dem Jahr 1933 darf man mit gutem Gewissen als elementaren Bestandteil der Kinokultur ansehen.
Der Film beginnt gleich mit einem Problem: Der Filmregisseur Carl Denham (gespielt von Robert Armstrong) sucht ein hübsches Mädchen für seinen nächsten Abenteuerfilm und niemand scheint ihm diese Hauptdarstellerin beschaffen zu können, müsste sie sich doch auf eine Seereise mit vollkommen unklarem Ziel einlassen. In seiner Verzweiflung macht sich Denham nun selbst auf die Suche nach einem geeigneten Blickfang und wird in der hübsch anzuschauenden Ann Darrow (Fay Wray) fündig. Diese lässt sich nicht lange bitten und das Unheil nimmt seinen Lauf. Ziel der Fahrt ist nämlich eine auf keiner Seekarte eingezeichnete Insel westlich von Sumatra, die das Schiff schließlich nach mehrwöchiger Reise erreicht.
Schnell ist klar, dass Denham auf der Insel noch mehr zu finden hofft, als bloß schöne Kulissen, denn er hat anscheinend genügend Waffen und Munition für einen Kleinkrieg mitgebracht. Und Denham findet sich bestätigt, auf dieser Insel gibt es mehr- nämlich den Riesenaffen Kong, mit dem der Regisseur und seine restliche Crew schon bald Bekanntschaft machen. Denn in einem unachtsamen Moment entführen die Einheimischen Miss Darrow, um sie dem überdimensionalen Affen zu opfern. Dieser nimmt die milde Gabe dankend an und flüchtet mit ihr in den Urwald. Dies können die Filmcrew und besonders nicht der 1. Offizier Jack Driscoll, mit dem Ann gerade eine Beziehung angefangen hat, auf sich sitzen lassen. Sie mobilisieren ihre Kräfte und begeben sich auf die Jagd nach dem Riesenäffchen. Dabei tauchen sie in eine prähistorische Welt voll von Dinosauriern ein, die wie zu Urzeiten durchs Dickicht stapfen und versuchen die Eindringlinge anzuknabbern. Schließlich gelingt es Jack Ann aus den Händen Kongs zu befreien und mit ihr zu fliehen. Aber Denham hat noch ein Ass im Ärmel und betäubt kurzer Hand den Affen, um ihn nach Amerika zu verschiffen. Der Regisseur hat jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht und Kong startet einen Amoklauf durch New York.
Wenn man sich dieses Stück Filmgeschichte anschaut, muss man sich fragen, was genau heute noch dessen Reiz ausmacht? Ein wesentlicher Aspekt ist vor allem, dass dieser Film eine Art Grundlage für viele Filme späterer Generationen darstellt- sowohl in Bezug auf den Inhalt als auch auf seine technischen Gesichtspunkte.
In Anbetracht seiner Thematik ist „King Kong und die weiße Frau“ nämlich der Film, der das Genre des Monsterhorrors mitbegründet hat und dessen Einfluss auf Filme wie die „Gojira“- Reihe (1954 – 2004), „Der weiße Hai“ (1975) und die „Jurassic Park“- Reihe (1993- 2001) unbestreitbar ist. Trotz diesen Tatsachen darf aber nicht vergessen werden, dass „King Kong und die weiße Frau“ selbst Anleihen bei einem anderen Film genommen hat, nämlich Harry O. Hoyts „The Lost World“ (1925) basierend auf einer Novelle von Arthur Conan Doyle.
Einen weiteren Punkt, wie bereits Eingangs erwähnt, stellen sicherlich die technischen Aspekte des Films dar. Kann man sich heutzutage als Rezipient sicher ein Lächeln beim Betrachten des Spektakels kaum verkneifen, wenn man plastikartige Dinosauriermodelle in stockenden Bewegungen durchs Bild stapfen sieht, muss man trotzdem beachten, welch enormer Aufwand dahinter steckt, der definitiv Respekt verdient.
Für die Animationseffekte in diesem Film zeichnet sich nämlich vor allem ein Mann verantwortlich: Willis Harold O’ Brien, der in „ King Kong und die weiße Frau“ seine Stop- Motion- Technik, die er bereits acht Jahre früher in „The Lost World“ zum Einsatz brachte, weiterperfektionierte.
Erinnert man sich an den deutschen Alternativtitel des Films, „ Die Fabel von King Kong- Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm“ wird schnell klar, dass er genau ins Schwarze trifft und die Intentionen des Films relativ genau widerspiegelt. Denn „King Kong“ ist einer der ersten, wenn nicht sogar DER erste Popcorn- Streifen in der Geschichte Hollywoods, der mit seinen Effekten den Betrachter zum Staunen zu bringen vermag, jedoch die Fähigkeit besitzt, trotzdem eine etwas tiefergehende, metaphorische Handlung zu präsentieren, die sich nicht in Plattheiten verliert.
Natürlich sind es nicht nur die Spezial-Effekte und die Handlung, die in einem Film entscheidend sind. Ein wichtiger Faktor sind zumeist die Darsteller, die einen nicht unwesentlichen Teil zum Erfolg oder Misserfolg eines Films beitragen können.
In diesem Film beschränkt sich der zu besprechende Personenkreis allerdings grob auf drei Hauptdarsteller, die da wären: Fay Wray (Ann Darrow), Robert Armstrong (Carl Denham) und Bruce Cabot (Jack Driscoll).
Beginnend bei Fay Wray, ist zu sagen, dass sie gemessen an den anderen Darstellern die beste Performance abliefert. Sie beherrscht die Palette vom naiven Blondchen bis zur schreienden „Scream Queen“, die um ihre Leben bangen muss, und schafft es ihrer Rolle die nötige Plastizität zu verleihen. Dies soll jedoch keine Negation der Darstellerleistungen von Herrn Armstrong und Bruce Cabot sein, aber sie bleiben leider ein bisschen hinter den Möglichkeiten ihrer Rolle zurück. So hätte ich mir zum Beispiel gewünscht, dass Armstrong es ein wenig besser verstanden hätte, seinem zynischen und rücksichtslosen Filmcharakter mehr Nachdruck zu verleihen. Und wenn wir schon bei den Stars des Films sind, sollte natürlich auch Kong Erwähnung finden, obwohl man ihn nicht nach darstellerischen Leistungen beurteilen kann. Kong verkörpert einen sehr zwiegespaltenen Charakter- auf der einen Seite die animalische Bestie, vor der sich niemand in Sicherheit wähnen sollte, auf der anderen Seite eine menschliche Persönlichkeit mit Attributen wie Fürsorglichkeit, Aufopferungsbereitschaft und der Fähigkeit Wut zu empfinden.
Fazit: Dieser Film sei jedem ans Herz gelegt, der sich für die Anfänge Hollywoods interessiert und der bereit ist, sich von der herrlichen Nostalgie dieses Werks verzaubern zu lassen.