Nicht erst seit dem noch relativ jungen McConaughey – Flop „Sahara“ versucht man die Bestseller-Reihe von Clive Cussler um den Abenteurer Dirk Pitt auf der großen Leinwand als selbstständige Franchise zu etablieren. Was 2005 misslang, ging Anfang der Achtziger schon einmal mit dem überaus unglaubwürdigen „Raise the Titanic“ grandios schief. Damals wie heute ging Cussler mit den Adaptionen hart ins Gericht und verbat sich jede Verbindung mit den Filmen. Kein gutes Omen und ein wenig Nachvollziehen kann man seine Abneigung durchaus. Aber ob seine Romane so viel besser sind...
Worauf der Film jedenfalls hinaus will, gibt der Titel ja schon ganz gut wieder, aber der Weg dorthin ist steinig und beschwerlich für alle Beteiligten, denn er führt über das Drehbuch und das ist kein gutes, um es mal etwas zu beschönigen.
Dabei steigt TV-Routinier Jerry Jameson („The Elevator“, „Land of the Free“), ansonsten mit diesem Film offensichtlich etwas überfordert, gleich so flott und überzeugend ein, dass man an der nächsten Ecke gleich James Bond im Schnee auf Ski zu John Barrys Score („Moonraker“, „Octopussy“) erwartet.
Stattdessen bekommt man aber nur einen gewissen Dirk Pitt, der als Leithammel überhaupt nicht zieht, gar keine sonderlich schillernde Gestalt und erst recht kein überzeugender Held ist, und sich gern die schwierigsten Aufträge der amerikanischen Regierung an Land zieht – je aussichtsloser desto besser. Ein echter Draufgänger also, wie er im Buche steht und wie er in jeden besseren Abenteuerfilm gehört. Aber besonders viel sieht und hört man nicht von ihm.
Ähnlich wie der britische Superspion muss er für sein Vaterland, in diesem Fall eben Amerika, in einen Wettlauf gegen die Zeit oder besser die Russen einsteigen, um ihnen in einer höchstwichtigen Angelegenheit zuvorzukommen.
Denn an Bord der Titanic befindet sich ein seltenes Erz namens Byzanium, das nicht nur superselten ist, sondern bei richtiger Anwendung auch noch die neue amerikanische Laserstrahlenmauer gegen russische Raketen mit Energie versorgen kann. Von dem begehrten Material wurde bereits 1911 eine halbe Tonne in der Antarktis abgebaut, aber die Russen bekamen davon Wind und jagten die Amis, die den wertvollen Fund schließlich auf dem Luxusliner brachten, bis nach Südengland Der Rest ist Seefahrtgeschichte...
An sich also eine interessante Ausgangsposition, wenn sich denn der darum konstruierte Plot qualitativ einfügen würde, doch genau da scheitert „Raise the Titanic“. Trotz bekannter Mimen wie den Altstars Jason Robards („Spiel mir das Lied vom Tod“, „The Day After“), Alec Guinness („Doktor Schiwago“, „Star Wars“) oder M. Emmet Walsh („Blade Runner“, „Red Scorpion“) und damals unverbrauchteren Gesichter wie Anne Archer („Patriot Games“, „The Art of War“) oder Richard Jordan („The Yakuza“, „Logan’s Run“) als Dirk Pitt kommt die Story nach dem gelungenen Einstieg nicht in Schwung, denn weder die Charakteristika eines Thrillers noch eines Abenteuerfilms können sich richtig in den Vordergrund spielen und bis die Prämisse erst einmal nach langwierigen Recherchen Fakt geworden ist, vergehen dabei auch viel zu viele Minuten voller Füllszenen mit unbeteiligt agierenden Figuren.
Während Russland schon hellhörig wird, was die Amerikaner da für einen Wahnsinnscoup vorhaben, muss Admiral James Sandecker (Robards) noch die offizielle Freigabe für die unvorstellbar teure Bergung erfragen. Daneben wird eine überflüssige Lovestory platziert, Pitt reist zu einem Überlebenden, der mit Informationen weiterhelfen soll und dazu wird noch kurz die bis heute nicht gänzlich zu den Akten gelegte SDI-Defense erwähnt, bis endlich erste Vermutungen angestellt werden, wie man aus widersprüchlichen Aussagen den wirklichen Ort des Titanic-Wracks ausmachen kann.
Leider ziehen die gesamten Vorbereitungsmaßen sich unwahrscheinlich öde hin, so dass sich ein echter Wettlauf gegen die Zeit gar nicht zu erkennen gibt, weil eine viel zu zerfahrene Geschichte mit einigen überflüssigen Abschnitten und noch mehr blassen Figuren deren Zweck sich oft gar nie so recht kristallisiert, den Film bevölkern, anstatt dass die Macher mal Nägel mit Köpfen machen und die Schar mal auf ein überschaubares Häufchen mit Elan rationalisieren. Dirk Pitt selbst, die Hauptfigur einer ganzen Romanreihe, kommt hier so unterbeschäftigt und austauschbar rüber, als wäre er nur einer von vielen anstatt der risikofreudige Leader der Bergungseinheit. Das Geschehen streckende, anstatt voran treibende Dialoge und dann der fehlende Wiedererkennungswert nahezu aller Beteiligten lassen das Niveau des Films bedenklich hinabgleiten...
Hat man jedoch erst einmal im Trüben gefischt, neue Simulationen durchgeführt und das Wrack entdeckt, dürfen die Modellspezialisten ran und siehe da, ab sofort zeigt „Raise the Titanic“ lediglich eine heutzutage freilich völlig veraltete Trickshow, die nur noch Leute begeistert, die sich an wirklich liebevoll kreierten Modellen erfreuen können.
Von implodierenden Mini-U-Booten, die in den Tiefen nach dem Rechten schauen, beeindruckenden ersten Aufnahmen der Titanic unter Wasser, die auch noch ziemlich gut erhalten scheint, bis hin zur Bergung der selbigen, protzen die Tricktechniker wirklich gewaltig mit ihrem Können. Wer eine Vorliebe für handgemachte Spezialeffekte hat, kommt hier gewiss auf seine Kosten, denn spätestens wenn die Titanic dann die Wasseroberfläche durchbricht, erkennt man eine ungeheure Liebe zum Detail. Mit etwas Phantasie kann man sich das Spektakel sogar als echt vorstellen.
Natürlich ist danach der weitere Rest totaler Schwachsinn, wenn die Russen plötzlich auf dem gehobenen Wrack auftauchen, die Muskeln spielen lassen wollen, aber kläglich versagen, man auf der rostigen Titanic herumspaziert, sie abschleppt und schließlich feststellt, dass man bei kleinerem Aufwand das selbe Ergebnis hätte erzielen können.
Seinerzeit ein Riesenflop, obwohl das Wrack der Titanic erst ein paar Jahre später entdeckt wurde, müssen die Macher sich schon fragen lassen, warum abseits der gelungenen F/X der Film die Handlung wie ein bleiernes Nichts im Raum hängt. Man sieht ganz offensichtlich, dass die Darsteller angesichts der äußerst faden Handlung, mit der die Bergungsmission eingerüstet wurde, überhaupt keine Lust haben in diesem millionenschweren Blockbuster ihr Bestes zu geben, wähnen sie sich doch ohnehin auf verlorenem Posten. So zäh und dazu noch belanglos sich die in Einzelaufnahmen zerstückelte Vorbereitung hinzieht und später der unglaubwürdige Nachklatsch das unbefriedigende Ende serviert, hätte den Produzenten doch spätestens beim Lesen des Drehbuch klar werden müssen, dass das nichts wird...
Fazit:
“Raise the Titanic“ überzeugt nach einem gelungenen Einstieg mit etwas Nostalgie nur noch mit einigen sehr opulenten, sehenswerten Modelltricks, doch abseits dieser zwischenzeitlichen Highlights erleidet der Film dafür desaströsen Schiffbruch. Eigentlich profilierte Darsteller, die so etwas gar nicht nötig haben, aber wohl aufgrund der hohen Gage nicht ablehnen konnten, quälen sich nicht nur durch eine viel zu ausführlich und auch noch abschweifende Exposition, die sich direkter und kurzer fassen müsste, sondern müssen sich zum Ende auch noch mit einigen sehr ärgerlichen Twists herumschlagen, die den Film zu einem sehr unspektakulären Ende führen, was dann aber gut zum Charakter des Streifens passt. Große Fresse und nichts dahinter.