Salvador
(Koch Media)
Was wäre das filmische Polit-Genre ohne ihren wohl berühmtesten Regisseur Oliver Stone? Definitiv um einige filmische Perlen ärmer. Ob es Filme wie JFK, Platoon oder Nixon sind, immer versucht Stone seinen Finger in die jeweils offene Wunde zu legen.
Mit der vorliegenden Veröffentlichung Salvador aus dem Jahre 1986, seinem ersten wirklichen Politfilm, wird schon früh deutlich, welche Stilmittel Stone verwendet, um auch über die visuelle Schiene seine Botschaft darzustellen, teils sogar dem Betrachter ins Hirn zu prügeln.
Die Geschichte dreht sich um den erfolglosen und heruntergekommenen Reporter Richard Boyle (James Woods), der auf der Flucht vor seinem Leben seine letzte Chance in Mittelamerika sieht. Nach außen hin großmäulig, innen jedoch verunsichert und zerrissen nimmt er seinen Freund und Leidenskumpanen Doctor Rock (James Belushi) mit, der ihm erst loyal, später jedoch immer kritischer gegenübersteht. Je tiefer sich Boyle in seine persönliche Katastrophe katapultiert, desto mehr Mitgefühl erhält er vom Publikum, ist es doch offensichtlich, dass der Protagonist eigentlich sich selbst sein größter Gegner ist, und mit jedem guten Gedanken und jeder positiven Idee und Tat immer wieder alles mit dem Hintern einreißt, was er mit den Händen aufbaut. Nun landet dieser Reporter in El Salvador, wo er lange Jahre sehr erfolgreich war, und aus dieser Zeit noch über einige Kontakte verfügt. Er lebt bei seiner ehemaligen Geliebten, und erlebt die politischen Unruhen, immer in der Hoffnung, durch eine exklusive Berichterstattung beruflich wieder ein Bein an den Boden zu bekommen. Die Ermordung von Erzbischof Romero führt nun zu einer Machtübernahme durch das Militär, und die damit verbundenen Gewalttaten, Korruption und Unruhen, die das Land ins Chaos stürzen.
Gerade der letzte Teil des Films zeigt auf visueller Ebene schon recht deutlich, was sich später zu einem Markenzeichen Oliver Stones entwickeln sollte. Unruhen, eingefangen mit einer teils verwackelten Handkamera, hektisch geschnitten mit teils drastischen und blutigen Bildern. Hier wird der Zuschauer direkt in das Geschehen mit einbezogen. Es bleibt einem kaum Zeit zu verschnaufen oder das Gezeigte zu hinterfragen. Dies in Verbindung mit dem Kniff, historische Fakten an Hand von persönlichen Schicksalen dem Publikum zu vermitteln schafft eine Ebene, die es dem Zuschauer schwer macht, emotional neutral zu bleiben. Das dabei manchmal die objektive Sicht verschwindet, fällt dabei kaum noch auf. Dies kann man auf der einen Seite als objektive Kritik betrachten, die andere Seite ist jedoch die, dass der Zuschauer nie unbeteiligt bleibt. Zu groß ist die Identifikation mit bestimmten Teilen der Geschichte.
Somit ist Salvador ein mitreißender Film mit hervorragenden Darstellern, der zwar stark polarisiert, aber auch beeindruckt.
Die Umsetzung auf DVD ist dabei durch Koch Media sehr gut umgesetzt worden. Im Bonussektor finden sich auf der ersten DVD noch ein Audiokommentar und Trailer, das restliche Bonusmaterial (Feature, geschnittene Szenen, etc.) befinden sich auf der Disc 2.
Salvador ist ein fesselnder, aufrüttelnder Film, der vom Zuschauer eine hohe Konzentration erfordert, dafür jedoch neben einer inhaltlichen auch mit einer visuellen Finesse aufwarten kann, dass es jeden politisch interessierten Zuschauer begeistern wird.
CFS