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Der filmische Blick in die Zukunft dient meist dazu, dem Zuschauer eine Vision zu präsentieren, die entweder hochgradig apokalyptisch und verstörend ausfällt oder demonstriert, dass diese Zukunft der Jetztzeit deutlich überlegen ist. Die Zukunftsperspektive in „Idiocracy“ fällt eher in die erste Kategorie, aber dann doch wieder nicht. Sie malt ein beißend komisches Bild von der Menschheit, die dank stetig wachsendem Wohlstand und technischer Fortschritte zu einem Haufen Blödmänner degeneriert ist.

Wenn man bedenkt, dass Mike Judge für den Film verantwortlich ist, der zum Einen ein Experte in Blödeleien ist (so gehen „Beavis and Butthead“ auf sein Konto), zum Anderen aber auch schon bewiesen hat, dass er hintergründige Komik zusammen mit Gesellschaftskritik vermischen kann (so geschehen in dem großartigen „Office Space“), dann kann man von „Idiocracy“ durchaus viel erwarten.

Judge legt auch vielversprechend los: in einer wirklich komischen, wie beißenden Montage belegt er, dass sich die dummen Menschen wie die Karnickel vermehren, während die geistige Elite zu verkopft ist, um Kinder in die Welt zu setzen. Diese Beobachtung belegt der Film anhand der zeitrafferartigen Darstellung der familiären Entwicklung zweier Pärchen, die mit einem ironischen Kommentar aus dem Off und parallel dazu präsentierten On-Screen-Statistiken versehen ist.Basierend auf dieser Beobachtung interpoliert Judge dann eine Zukunft, die von dummen Menschen regiert wird, schlichtweg, weil die geistige Elite ausgestorben ist.

In diese Zukunft wird die Hauptfigur Joe (Luke Wilson) versetzt, der als nicht ganz freiwilliger Proband eines militärischen Experiments fungiert, weil er statistisch gesehen ein absoluter Durchschnittstyp ist. Das Militär versucht zu beweisen, dass es Menschen einfrieren und danach wieder auftauen kann, ohne dass sie dabei Schaden nehmen. So sollen Joe und die Prostituierte Rita (Maya Rudolph) für ein Jahr eingefroren werden. Es kommt natürlich ganz anders, denn das Experiment gerät durch unglückliche Umstände in Vergessenheit und die Beiden erwachen im Jahr 2505, einem Jahr, in dem die Menschheit längst debil vor sich hinvegetiert und plötzlich ist der „Average Joe“ die intelligenteste Person des Planeten. Dass dies nicht unbedingt nur Vorteile bringt, lernt Joe sehr schnell an eigenem Leib!

Diese Prämisse ist zwar nicht unbedingt sehr originell (sie wirkt teilweise wie eine Variation von „Futurama“), doch durchaus vielversprechend. Allerdings gehen Judge danach teilweise die Zügel durch, weil die Handlung von Mal zu Mal alberner wird. Gerade, was die Darstellung der Zukunft angeht, wäre weniger hier eindeutig mehr gewesen. Zwar sind immer wieder witzige Einfälle zu sehen, doch insgeheim wünscht man sich den subtileren und unaufgeregten Humor aus „Office Space“ zurück. Nicht falsch verstehen: „Idiocracy“ spart nicht an ätzender Kritik an unserer Gesellschaft, doch diese wäre wesentlich effektiver, wenn sie nicht ganz so dick aufgetragen worden wäre.

Rein inhaltlich ist „Idiocracy“ auch so etwas wie das Negativ von „Office Space“. Die Prämisse von letztgenanntem Film ist, dass der durch eine schiefgelaufene Hypnose tiefenrelaxte Peter Unruhe und Anarchie in den bis dato steifen und extrem durchorganisierten Büroalltag bringt. In „Idiocracy“ folgen wir dem Normalo Joe, der ungläubig durch eine ebenso verrückte, wie verblödete Zukunft taumelt. „Office Space“ zelebriert also den Freigeist, der ein festgefahrenes System von Innen heraus aufmischt, während „Idiocracy“ mit seinem Joe Jedermann die Regeln der Vernunft in ein völlig außer Kontrolle geratenes System injiziert. Basierend auf dieser grundlegend verschiedenen Prämisse ist es also durchaus verständlich, dass Judge in „Idiocracy“ in großem Stil übertreibt, doch effektiver funktioniert eben der subtile Humor in „Office Space“.

„Idiocracy“ ist bei allem bisher Geschriebenen weit davon entfernt ein schlechter Film zu sein. Die Darsteller füllen ihre Rolle überzeugend mit Leben. Luke Wilson ist wie geschaffen für die Rolle des Joe. Immer sympathisch hat er den ungläubigen Hundeblick, auf den er sowieso abonniert ist, immer perfekt drauf und taumelt so von einem unglaublichen Zukunftsszenario zum nächsten. Ron Livingston, der Hauptdarsteller aus „Office Space“ wäre für diese Rolle übrigens ebenso prädestiniert gewesen und man kann sich durchaus wünschen, dass Judge und Livingston mal wieder zusammenarbeiten.
Maya Rudolph ist eine sehr erfrischende Wahl, da sie nicht wie das typische Hollywood-Starlet von nebenan aussieht und ihrer Rolle so durchaus Ecken und Kanten hinzufügt. Da sie ja immerhin eine Prostituierte spielt, die erst im Laufe des Filmes ihr Herz am rechten Fleck entdeckt, verleiht dies ihrem Charakter die nötige Glaubwürdigkeit. Unter den weiteren Darstellern sind noch einige bekannte Gesichter zu sehen, die (insbesondere wenn sie zukünftige Erdenbürger darstellen) mit gehörigem Overacting und Spaß an der Sache agieren.

„Idiocracy“ hat einen überaus interessanten Grundgedanken, kann dieses Potenzial aber leider nicht ganz ausschöpfen. Dies war wohl auch einer der Gründe, warum der Verleih dem Film kaum Marketing gönnte und so war „Idiocracy“ kein gutes Einspielergebnis an der Kinokasse vergönnt, konnte sich (übrigens ähnlich zu „Office Space“) aber über die Zeit auf Video / DVD einen gewissen Kultstatus erarbeiten. Dieser ist auch durchaus verdient, denn es handelt sich trotz aller Kritik um eine intelligente Zukunfts-Farce, die allemal sehenswert ist, von der man sich aber auch mehr versprechen kann. An den Personen, an denen der Film vorbeigegangen ist (dies dürften aufgrund des beschriebenen fehlenden Marketings nicht so wenige sein), der kann definitiv einen Blick riskieren!

FAZT:

7/10

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