Review
von Leimbacher-Mario
Fakten gegen Dämonen
Muss man gläubig im Sinne der Kirche sein, um an Geister, Dämonen oder den Teufel zu glauben? Wenn es das Böse gibt, muss es nicht auch das Gute geben? Glaubst du an Fakten, oder auch an unglaublichere Möglichkeiten? Ungewöhnlich viele Fragen wirft "Der Exorzismus der Emily Rose" auf - erst recht für einen eindeutig als Horrorschocker beworbenen Film. Wenn man bedenkt, dass er aber eigentlich fast mehr Gerichtsdrama & Glaubenstest als klassischer Horror ist, dann machen die vielen Denkanstöße schon eher Sinn, die einem während & nach dem Film verfolgen, wie die arme Emily gruselige Visionen.
In der Geschichte geht es um ein junges, gläubiges, fröhliches Mädchen vom Lande, welches angekommen am College in der großen Stadt, auch gleich mal von einem bösen Dämon in Beschlag genommen wird & unter dessen Besetzung einige Tage später auch stirbt. Nun hängt es an einem Gericht heraus zu finden, ob das Mädchen wirklich besessen war oder einfach nur stark krank. Und auch vor allem, ob der Priester, der den titelgebenden Exorzismus versuchte, Schuld an ihrem Tod trägt. So springt der Film dauernd von den Verhandlungen in der Gegenwart zurück in die teuflischen Geschehnisse aus den Nächten vor dem Tod des verlorenen Mädchens & bietet eine gute Balance & Abwechslung. 20 Minuten ist er aber definitiv zu lang.
Man merkt, dass beide Teile des Films zusammen gehören & auch nur so funktionieren, wie sie es sollen. Und auch wenn ich nichts gegen den Courtrooms & dramatische Plädoyers habe - richtig wohl & überzeugt gefühlt, habe ich mich eher während den grusligen Geschehnissen außerhalb des Gerichtssaals. Da erinnern manche Szenen durch rote & lilane Beleuchtung & stimmige Musik teilweise sogar an Argentos große Werke. Auch wenn man in Sachen Exorzismus seit dem Klassiker mit Linda Blair eigentlich alles schon gesehen hat, würde ich den Exorzismus der Emily Rose als einen der besseren Ableger dieses Subgenres bezeichnen.
Emily Rose wird grandios von Jennifer Carpenter verkörpert, die Arme muss sich ihre Stimme & ein paar Rippen bei so manch einer Performance gebrochen haben. Und auch wenn dem Film ein richtiger Höhepunkt/Finale fehlt, reicht sein Mix, um jedem Zuschauer eine faire Chance zu geben, sich selbst ein Bild davon zu machen, was ihm realistischer erscheint. Als zu subjektive Werbung für die Kirche, fiel er mir jedenfalls nicht unangenehm auf. Insgesamt auch erschreckend realistisch für ein Film über oft viel zu übertrieben dargestellte Phänomene/Krankheiten.
Fazit: angenehme Mischung aus Horror & Gerichtsaal, die keines der beiden Genres in neue Höhen treibt, aber einen interessanten Blick auf beide Seiten der Exorzismus-Medaillen wirft. Do you believe?