Review

FSK 12. Nagut. Das muss nicht erst seit "Krieg der Welten" nix mehr heissen und soviel sei daher verraten: ein wenig Grusel für Erwachsene ist durchaus gewährleistet, auch wenn hier wesentlich verhaltener als noch im "Exorzisten" vorgegangen wurde. Also keine Flatulenzen, keine sexistischen Kraftausdrücke und keine Kreuze im Unterleib...
Trotzdem spielt sich die Emily Darstellerin Jennifer Carpenter wortwörtlich die Seele aus dem Leib! So kraftvoll und intensiv, dass so manches oscarverwöhnte Püppchen mit "Mut zur Hässlichkeit" schnellstens in Deckung gehen muss. Egal ob maternde Krämpfe oder entfesselte Wut, die Frau ist einfach großartig! Schade nur, dass ihr Schauspiel auch schon das einsame Highlight des Films darstellt...

In grauen Bildern mit herbstlichem Ambiente und in eher effizienter Optik wird mit wenig Spektakel die Story um die angebliche Teufelsaustreibung, bei die Betroffene Emily Rose verstarb, entspinnt. Da sich der Großteil des Plots bei Recherchen und vor Gericht abspielt, könnte man diesen Film eher als Gerichts-Drama mit Mysterie-Einschlag umschreiben.
Das ist bis zur ersten Hälfte ansprechend inszeniert, gut gespielt und auch recht spannend, bis der Film unangenehme Wendungen einschlägt.
Die Geschehnisse um den tödlich geendeten Exorzismus 1976 in Bayern werden mit den faktischen Elementen in "´...Emily Rose" anschaulich und geschickt durch die Epilepsie-Erkrankung definiert. Allerdings kann man sich einem anfangs noch etwas verhaltenen Budenzauber nicht erwehren. Die ominösen Geschehnisse mehren sich, aber es wird immer weniger der Versuch unternommen die merkwürdigen Ereignisse rational zu erklären. Im Gegenteil - der ganze Hokuspokus beginnt sich erschreckend ernst zu nehmen und läutet ein Finale ein, das in seiner Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist! Der anklagende Staatsanwalt verkommt dabei vom nüchternen und objektiven Fakten-Menschen zum gottlosen Unsympathen, während die eitle und karrieregeile Verteidigerin des Pfarrers zum Gutmenschen mutiert.
Diese Entwicklung wäre noch mit klassischer Hollywood-Dramaturgie entschuldbar gewesen, würde der Film nicht mit einem *äusserst* peinlich-platten Taschenspieler-Trick zum Finale doch noch überdeutlich Stellung beziehen und sich somit jeglicher Interpretation sowie Reflektion verweigern. Der Zuckerguss auf dem Stuss sind dann noch die finalen, nach Authentizität heischenden Texttafeln, die angesichts der realen Umstände einfach nur taktlos sind. In der Beziehung regelrecht ekelhaft ist der Grundtenor des Films, der aus Tätern Opfer macht und mit einer Aussage endet, die den Erfolg des Films bei den Amis erklärt. Widerlich.

Klammert man die tatsächlichen Ursprünge dieser Geschichte aus, hat man es mit einem allenfalls durchschnittlichen Gerichts-Thriller zu tun. Da aber zu unverhohlen Anleihen an diese Tragödie genommen wird und seit Friedkins "Exorzist" *nichts* dazu gelernt wurde, stellt "Der Exorzismus der Emily Rose" nichts anderes als verlogenen, unverschämten und gequirlten Bullshit dar. Sehr, sehr schade um die besagte Jennifer Carpenter - sie hätte ein *weitaus* besseres Forum verdient...

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