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Yuri Orlov (genial verkörpert von Nicolas Cage) wird Mitte der 80er zu einem der erfolgreichsten Waffenhändler der Welt. In beinahe jedes Kriegsgebiet verkauft er tonnenweise Waffen, umgeht dabei Embargos und führt die Behörden mit allerlei Tricks hinters Licht. Nebenbei versorgt er seine Frau und seinen Sohn mit allem Komfort, den sie sich wünschen. Doch dieses Leben kann nicht lange gut gehen.

Auf schockierende Art und Weise deckt der Film gnadenlos die illegalen Machenschaften der Waffenhändler dieser Welt auf, zeigt dabei, wie Regionen, in denen die Menschen nicht einmal genug zu essen bekommen, ungehindert mit Maschinengewehren, Granaten, Raketenwerfern und Munition ausgestattet werden, und scheut sich auch nicht davor, die unrühmliche Rolle der westlichen Industrienationen, allen voran der USA, in diesem schmutzigen Geschäft anzuprangern. Mit bitterbösem Zynismus klagt der Film die unmoralische Scheinheiligkeit der westlichen Gesellschaften an, die sich in der Weltpolitik als Moralapostel aufspielen, aber unbedenklich das Leid und Elend in den ärmsten Regionen des Planeten unterstützen und vorantreiben, um ja ihre eigene Führungsposition sichern zu können.

Nicolas Cage spielt seine zutiefst unmoralische Rolle mit Bravour - mit viel Charme und Geschmeidigkeit windet er sich durch jedes mögliche Schlupfloch und entkommt immer wieder den hartnäckigen Verfolgungen der internationalen Polizei. Dabei wird seine Figur jedoch nicht dämonisiert - viel mehr zeigt der Film auf, dass Menschen wie er nur durch die Kaltschnäuzigkeit und Bestechlichkeit aller Politiker und Behörden weltweit zu solchem Erfolg kommen können.

Der Zynismus von "Lord of War" ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, doch viele selbst der bösesten Szenen bieten eine ausdrucksstarke Symbolik: Da wird eine Flugzeugladung Kalaschnikows und Granaten an hungernde afrikanische Dorfbewohner verteilt; da sitzt Orlov auf der umgestürzten Statue von Lenin und zählt sein durch illegale Waffenverkäufe erwirtschaftetes Geld; und da kommt er schließlich trotz eindeutiger Beweise seiner Schuld auf Betreiben der höchsten amerikanischen Machthaber wieder frei, um, wie er sich ausdrückt, "die Feinde der Feinde" Amerikas weiterhin mit Waffen beliefern zu können.

Sicherlich hätte man die Story anspruchsvoller inszenieren können - hin und wieder schwankt der Film unsicher zwischen Actionstreifen und intelligenter Satire. Doch als Bindeglied zwischen wichtigem Informations- und massengerechtem Mainstreamkino funktioniert "Lord of War" bestens. Ein ebenso packender wie empörender, aber auch unterhaltender Film über die dreckigsten Seiten der Globalisierung.

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