Review

Wo ein Wille ist, da ist auch eine Waffe

Ungeschönt und schonungslos offenbart sich "Lord of War" als 'Katalog des Gemetzels'. Diese Worte findet der Film für sich selbst und hält auch noch zahlreiche andere treffende Zitate bereit. 'Eine unbarmherzige Kampagne sadistischer, mutwilliger Gewalt' ist hier der Motor für die knallharte Darstellung der traurigen Realität des globalen Waffenhandels.

Thematisch bietet sich ein Vergleich mit dem im selben Jahr erschienenen "Thank you for Smoking" an, dessen Starlobbyist der Zigarettenindustrie hier das Pendant zum vorliegenden Waffenhändler "Juri" stellt.

Dabei ist die Grundaussage erstaunlich ähnlich: 'Ich tue einfach das was ich am besten kann.' Dabei ist beiden Figuren vollkommen klar wie verwerflich ihr tägliches Geschäft doch ist. Auch wenn die AK47 gegenüber Nuklearwaffen die wahre Massenvernichtungswaffe ist, so geht aus beiden Filmen tatsachengetreu hervor, dass die Tabakindustrie auf legalem Wege mehr Todesopfer fordert, als die Waffenindustrie das im Verborgenen jemals könnte.

Und doch besteht der Unterschied der beiden Machwerke darin, dass das Augenmerk von "Lord of War" nicht auf Öffentlichkeitsarbeit und medialer (Re-)Präsentation liegen, sondern vielmehr die perversen Geschäftsmechanismen des illegalen Untergrundes beleuchten.

Von Anfang an wird ein zynischer Charme versprüht, dessen intensive Wirkung in zahlreichen abstrakten und teilweise überspitzten Szenen untermauert wird. Allein die "Sonderaktion" nach der Zwangs-Halb-Bruchlandung in Sierra Leone ist eines der makaber schwarzhumorigen Highlights und ist an Skrupellosigkeit kaum zu überbieten.

Schauspielerisch sieht man hier eine ähnliche One-Man-Show wie in "Thank you for Smoking", die zwar von einem souverän erstklassigem Nic Cage lebt - der auch in den heikelsten Situationen seinen Opponenten mit einem, zu Recht selbstsicheren Lächeln, verbal ins Gesicht spuckt - jedoch nicht ganz an deren Sympathiewerte heranreicht.

Handwerklich gibt es hier auch nichts auszusetzen, da Kamera und Schnitt sehr inspiriert und kreativ daherkommen, wie gleich zu Beginn der "Mini-Dokumentationsfilm der Patrone - von der Fabrik in den Kopf des Feindes" gerafft wiedergibt, was einen in  den nächsten 117 Minuten erwartet.

Die einzigen Schwachstellen liegen in der Erzählweise selbst. Eine breitgefächerte Handlung und die Vielzahl von Geschehnissen, lassen es nicht ganz zu, dass man eine angemessene Nähe zum Gebotenen aufbaut. Der Zuschauer wird durch alternierende Orte, Kulturen und Situationen einem ständigen Anforderungswechsel ausgesetzt, der zwar das Treiben erst bunt macht, aber den Gesamteindruck geringfügig schmälert. Der Vorteil dabei ist, dass eine immense Tragweite der Geschichte bis in die Führungsspitze des weltpolitischen Ränkespiels erzeugt wird, von der die Zigarettenindustrie nur träumen kann.

Bei der Einbindung von Frau und Kind stellt sich leider die Frage, ob man für die 2 bis 3 Situationen, in der sie wirklich eine treibende Rolle spielen nicht andere Stichwortgeber hätte finden können. Aber da wollte man wohl ein bisschen zu sehr jeden Aspekt bedienen.

Fazit:

"Lord of War" bietet genau wie sein Bruder im Geiste ("Thank You for Smoking") einen fesselnden Einblick in die knallharte Handelswelt der "Tabu"-Güter. Ein starker Hauptdarsteller moderiert die zynische Satire mit viel schwarzen Humor und gibt dabei jedem Zuschauer die Möglichkeit, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Handwerklich einwandfrei werden Skrupellosigkeit und Sarkasmus in pointierten Dialogen präsentiert. Da stört es nur wenig, dass sich der Film an seiner leicht wuchtigen Story etwas verhebt. 8,5/10

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