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Szenen aus dem Leben eines Waffenhändlers

Im Leben sollte jeder Mensch das tun, was er am besten kann. Die einen werden Handwerker, andere Lehrer, dritte wiederum üben einen Bürojob aus. Und Yuri Orlov wird Händler, allerdings Händler eines ganz speziellen, aber immer wieder benötigten Gutes – Waffen. Erstaunlich ist an der Geschichte rund um das fiktive, aber an tatsächliche Ereignisse angelehnte Leben eines internationalen Waffenhändlers zweierlei – zum einen, daß der Film aus Amerika kommt und sehr kritische Töne anschlägt, zum anderen, daß er nicht versucht, den moralischen Zeigefinger zu heben um uns zu sagen, Waffenhändler sind böse. Geht ja auch gar nicht, denn ein Großteil der weltweit hergestellten handfeuerwaffen hat einen direkten Bezug zu den USA, sei es, um durch Militärhände bedient oder verkauft zu werden, oder sei es um die einheimische Bevölkerung zu schützen. Legendär die Worte des guten alten Waffennarren Charlton Heston, „nur aus meinen kalten, toten Händen sollt Ihr mir meine Waffe nehmen“, ein Schelm, wer angesichts des Films Böses denkt.

Die Rolle des Yuri Orlov ist Nicholas Cage auf den Leib geschrieben, denn der Mann hat, wenn er will, einen stoischen Blick, der dem Betrachter mitteilt, daß ihn all das nicht tangiert. Wir erleben den Aufstieg eines kleinen Ukrainers, den es nach Amerika verschlagen hat, vom Niemand zum wohlhabenden Mann, es ist die alte Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär, der uramerikanische Traum. Wer sagt, daß man nur durch harter Hände Arbeit zu Wohlstand kommen kann? Yuri macht das, was er am besten kann, mit einem Gefühl für Sprachen und Menschen geht er seinen Weg, heiratet seine Traumfrau, hat ein Kind, eine sagenhafte Wohnung, Geld wie Heu, und der Ursprung all dessen interessiert ihn nicht wirklich. Wenn er nicht darbende afrikanische Staaten mit Waffen versorgt, um sinnlose Bürgerkriege zu führen, dann wird das eben ein anderer tun. Und auch als sein Bruder stirbt, die Frau ihn verläßt und seine Eltern ihn verstoßen, macht Yuri weiterhin das, wofür er ein Händchen hat – denn was sollte er auch tun, ist er doch schon in der Hölle angekommen.

Der Film ist an sich ganz fantastisch, würde auch die Höchstnote bekommen, wenn er sich nicht hier und da auf Nebenfiguren konzentrieren würde. Warum widmet man sich dem Schicksal von Yuris Bruder, welches sehr überzeichnet dargestellt wird? Und warum das alte Klischee von der Ehefrau, die im Dunkeln gelassen wird über die wahren Geldquellen und dies, einmal offengelegt, nicht verkraftet und damit Interpol auf die Spur ihres Mannes führt? Schade, doch der Rest des Films ist überzeugend. Die Bildersprache ist klar und deutlich, auf stilistische Mätzchen wird verzichtet, die musikalische Untermalung paßt sich hervorragend dem Szenario an, es gibt keine unnötigen Gewaltszenen, muß auch nicht sein, und wer einen Actionfilm erwartet, liegt hier völlig falsch. Es ist eher ein Wirtschaftskrimi, rund um ein dubioses Gut, angereichert mit vielen Details rund um die Ware Waffe und die bürokratischen Tricks, um diese Ware durch Embargos zu schleusen. Ein heikles Thema wird packend dargestellt, und auf den schultern von Nicholas Cage lastet der Film prima. Man nimmt ihm den Yuri Orlov einfach ab, wenn er lakonisch aus dem Off sein Leben kommentiert. Kritisches Kino, selten geworden in diesen Zeiten, doch anscheinend wieder auf dem Vormarsch – 8/10.

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