Review

vertrauens erweckend Lord of War

Eine Zukunft ohne Hoffnung und Perspektiven, ein Leben in Armut und Bedeutungslosigkeit, wollte Yuri Orlov entkommen als er beschloss Waffenhändler zu werden.
Als Anführer oder Kämpfer auf der einen oder anderen Seite stirbt man irgendwann, doch ein Waffenhändler wird auf allen Seiten benötigt. Der Händler des Todes fürchtet sich nur vor einem Wort und das heißt „Frieden“.
Yuri entstammt aus einer ukrainischen Familie die in die USA emigriert war. Sein Vater gab sich als Jude aus um aus dem kommunistischen System zu fliehen. Wie viele andere ihrer Landsleute landeten auch die Orlovs in „Little Odessa“. Doch nicht nur Juden und Scheinjuden flohen aus der Sowjetunion, auch die russische Mafia übersiedelte in den Westen. Bei einer Schießerei in der Nähe des elterlichen Restaurants kommt Yuri das erstmals mit Schusswaffen in Berührung und erkennt seine Berufung.
Doch er muss sich den Aufstieg schwer erkämpfen. Zwar sind Diktatoren und Terroristen gefährlich, doch die wahre Gefahr geht von der skrupellosen Konkurrenz aus. Doch mit dem Zusammenbruch des Sowjetreichs werden seine kühnsten Träume war.
Das Waffenlager einer Weltmacht ist geöffnet und keiner zählt mehr nach. Milliarden Dollar in Form von Pistolen, Gehwehren, Raketen, Panzern und Hubschraubern verschwinden und tauchen, in den afrikanischen Befreiungskriegen, wieder auf. Yuri ist nicht mehr aufzuhalten und wird zum wichtigsten Waffenhändler der ganzen Welt.

„Lord of War“ reiht sich in die neue Rigge politischer Film ein. „München“, „Syriana“, „Jarhead“ sie alle scheinen ein Umdenken zu verkörpern, das sich aktiv und kritisch mit der Gegenwartspolitik beschäftigt. Auch wenn der „Lord of War“ die Kritik eher ironisch und mit beißenden Sarkasmus aufarbeitet.
Nicholas Cage, als Yuri Orlov, ist so trocken und unmoralisch wie man sich einen Waffenhändler nur wünschen kann. Ihn interessiert nie, wer was mit seinen Waffen macht, solange die Registrierkasse klingelt. Dagegen gibt der verbissen idealistische Agent Valentine, perfekt in dieser Rolle: Ethan Hawke, eine sehr traurige Gestalt ab. Man freut sich jedes Mal mit Yuri wenn es ihm gelingt dem nervenden Beamten wieder ein Schnippchen zu schlagen. Leider kann Jared Leto, als Yuris Bruder, nicht an frühere Leistungen („Requiem for a Dream“, „Fight Club“) anknüpfen. Zu vorhersehbar bleibt seine Rolle und zu einfarbig seine Geschichte.
Die Erzählstruktur mit Yuri als Erzähler, der sogar in den grausamsten Situationen nicht seinen Sarkasmus verliert ist für diesen Film perfekt gewählt. Gerade die Betrachtung eines involvierten Unbeteiligten macht den Reiz dieses Films aus. Denn bisher war diese Berufssparte stets im Hintergrund gewesen. Der Spielfilm pendelt zwischen dem Mainstreamkompatibeln Kritiken eines Michael Moore und der Optik aus „3 Kings“. Und ist damit genau das, was die Leute heute wollen. Kritik verpackt in guter Unterhaltung.
„Lord of War“ ist das, was der zynische Besucher sich wünscht: böse, gewissenlos und leider wahr!

8/10

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