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Nicholas Cage als Exilrusse und Waffenhändler Yuri in einer durch und durch sarkastischen Actiongroteske, bei der einem schon das ein oder andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Natürlich bietet ein solches Thema ein reichlich fruchtbares Feld für viele sehr bittere Humoreinlagen, der man sich auch nicht zu knapp bedient. Allein der Vorspann und das Intro des Films zeigen dem Zuschauer gleich, worauf er sich mit „Lord of War“ einzustellen hat. Eine Patrone wird von ihrer Herstellung an durch die Kamera festgehalten und bis zu ihrer Abfeuerung gefilmt, bis sie schließlich im Gesicht eines jungen Afrikaners landet. Die Botschaft ist kritisch, und das Leid der Welt und der Profit, den der Waffenhändler eiskalt daraus schlägt, werden immer deutlicher vorgeführt, und nicht mal am Ende des Films, an dem Yuri alles verloren hat, was ihm lieb und teuer war, setzt er das fort, was er am besten kann: Waffen verkaufen.

Sein Werdegang ist wahrlich unterhaltsam, spannend und stets sehr schwarzhumorig inszeniert worden. Alles beginnt mit ersten Waffendeals in Little Odessa, New Yorks Russenghetto. Nach seinen ersten kleinen Deals gelingt es Yuri, immer größere Bestände an Gebrauchtwaffen anzuhäufen, die überall in der Welt aus Kriegen übrig geblieben sind, doch die wirkliche Wende kommt erst mit Gorbatschows Perestroika und dem Ende des kalten Krieges. Da Russland über schier unendliche Bestände an Kriegsgerät verfügt und Yuri einen hohen General der Armee in der Verwandtschaft hat, erschließt er sich so einen riesigen Markt und schwimmt im Geld. Dabei ist ihm stets ein ehrgeiziger FBI-Agent (Ethan Hawke) auf den Fersen, dem er jedoch immer wieder entwischen kann. Als sich Yuri allerdings mit Deals mit einem afrikanischen Tyrannen einlässt, wird es irgendwann auch für ihn zu heiß...

Insgesamt hat mir Lord of War massig Spaß gemacht – allerdings muss schon ein wirklich starkes Gemüt haben, um sich am Humor des Streifens zu ergötzen, denn der ist durch die Bank weg hart und oft an der Grenze des Amüsanten, trifft aber dennoch hundertprozentig ins Schwarze und nichts und niemand bleibt davon verschont. Allein schon die Szene, in der man einen Taliban in Zeitlupe eine AK-47 abfeuern sieht und der Patronenauswurf mit dem Geräusch einer klingelnden Kasse hinterlegt wird, belastet schon arg das Zwerchfell, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch das pointenreiche Ende des Films ist mehr als treffend und erfüllt auch die sehnlichste Erwartung des Zuschauers, der einen der zu verteilenden Hüte bisher unaufgesetzt sah.
Cage schlüpft glaubwürdig in die Rolle des abgebrühten Händlers, auch wenn seine vorangegangenen Rollen, die meist auch mit mehr schlecht als recht gespielten Emotionen gespickt waren, doch ein kleines Vorurteil nicht ausräumen können und man ihm den knallharten, berechnenden Drecksack nicht immer abkauft. Dafür wird er von seiner nüchtern erzählenden Off-Stimme das ein oder andere Mal abgefedert. Der schlaksige und richtig fiese Stil des Films wiegt auch auf der Waage bedeutend schwerer als diverse Szenen gegen Ende hin, deren Dramatik leider gerade so gar nicht ins Bild passt und einen bitteren Beigeschmack hinterlassen.

Also insgesamt lässt sich Lord of War durchaus empfehlen. Ein sehr brisantes Thema wir hier in einem Drahtseilakt wahrlich sarkastisch und bitterböse aufbereitet und kann sicher so manchem die Augen öffnen. Auf jeden Fall sehr unterhaltsam und kritisch zugleich. Mal was anderes.

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