Langer Film, deshalb mach ich´s kurz:
Andrew Niccol, Spezialist für futuristische Gedankenspiele („Gattaca“, „Die Truman Show“), macht eine Kehrtwende hin zur harten Realität und beschert uns damit nicht nur ein erstes Glanzlicht für das Kinojahr 2006, sondern gleich einen der besten Filme der letzten Jahre.
6 Waffenschieber-Biographien bündelt er in seiner fiktiven Hauptfigur Yuri Orlov, manisch verkörpert von Nicolas Cage, der damit alte „Face/Off“-Höhen erklimmt.
Mit ihm taumeln wir durch ein Vollmantelgeschoss von einem Film, das, einmal von der Leinwand abgefeuert, sich über den Sehnerv gleich ins Hirn fräst.
Dort verweilt seine Botschaft, auch nachdem die erste Begeisterung über Niccols innovative Bildsprache abgeklungen ist. Die alte Beschimpfungsfloskel „Clip-Ästhetik“ wage ich für diesen Bildersturm nicht zu verwenden, denn selbige verpackt ja zu oft ein Handlungsvakuum. Nicht so hier. Was sie schon immer über Krieg wissen wollten…
Allein die Eröffnungssequenz, der Lebenslauf einer Gewehrkugel, rechtfertigt das Ansehen. Der traurige Zustand unserer Welt in ein paar bunten Bildern. Gut, so eine Szene bot sich bei der Thematik an, das macht das Resultat aber um keinen Deut weniger verstörend. Wie den ganzen Film: Das Wissen, es hier mit alltäglichen Vorgängen zu tun zu haben, erzeugt einfach nur reinen Horror. Dabei ist der Film auch ungemein zynisch, stellenweise einfach witzig. Jaja, das Lachen im Halse.
Gut ausgewählte Mitspieler (Hawke, Moynahan, Leto) für den grandiosen Cage, ein extrem talentierter Regisseur mit giftigem Skript in verzuckerter Optik: Nichts zu meckern.
Informativ, unterhaltsam, künstlerisch. Hier tobt der Film.
Pervers, schockierend, urkomisch. Hier tobt das Leben.
Aus der Hüfte geschossen: Go see it.