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Wenn Spike Lee, Polit- und Black-Cinema-Filmer, einen Film über eine Liebesbeziehung dreht, dann ist eins sicher: Es bleibt nicht bei einem süß-romantischen Liebesgeplänkel.

Der Protagonist, der afroamerikanische Marketingberater Flipper Purify (Wesley "Blade" Snipes) ist mit der halb-weißen-halb-schwarzen Drew (Lonette McKee) verheiratet, gemeinsam haben sie eine kleine Tochter. Er lebt in Harlem, unterhält sich gerne mit seinem besten Freund Cyrus (Spike Lee selbst) und besucht ab und an seine Eltern. Sein Vater, ein engstirniger Reverend (sehr streng und überzeugend: Ossie Davis) spricht nur noch in hochtrabenden Zitaten aus der Bibel, scheint schon längst aus seiner Realität entlößt zu sein. Umso schlimmer, dass Flippers älterer Bruder Gator (sehr stark: Samuel L. Jackson) ganz und gar nicht so erfolgreich wie sein Brüderchen ist. Gator ist ein "Crackhead" und pumpt seine Verwandten ständig um Geld an.

Auf der anderen Seite haben wir die weiße Italienerin Angie Tucci (Annabella Sciorra), die mit ihren tumben Brüdern (David Dundara, Michael Imperioli) und ihrem Prolo-Vater (Frank Vincent) leidet. Die aus dem Arbeiterviertel Bensonhurst kommende Angie fängt als Aushilfe in dem Marketingbüro von Flipper an.

Schnell freunden sie sich an, beginnen eine Affäre. Das heikle an der Geschichte ist der von beiden Seiten ausgehende, ablehnende Rassismus. Angie wird von ihrem Vater grün und blau geschlagen, als er erfährt, dass sie mit einem Schwarzen schläft. Und die Bedienung im Café im afroamerikanischen Viertel ignoriert abweisend den Schwarzen Mann, der das Tabu bricht und eine Weiße zum Essen ausführt.

Das Erfreuliche an Lees genauer Studie ist sein Blick aufs Detail: Er zeigt zwar auch die gallende Ablehnung der Weißen, beschreibt aber auch die isolatorische Denkweise der Schwarzen. Rassismus gibt es auf beiden Seiten. Und was als Liebesdrama anfängt, wird immer mehr zu einer Soziohorror. Das verkrüppelte Privatleben von Angies Exfreund Pauly (John Turturro), und insbesondere die Besichtigung eines endzeitlich anmutenden Bunkers für Crackheads, zeigen mehr als düstere und beklemmende Zustände. Besondere letztere Sequenz ist die Erwähnung wert. Sieben Minuten lang streift Spike Lee mit seiner Kamera durch die staubige, rauchige Drogenhölle mit all ihren Wracks darin, unterlegt mit Musik von Stevie Wonder die in dem Fall schon fast pervers catchy ist.

"Jungle Fever" ist einer der besten Filme über Rassenunterschiede zwischen den Vierteln New Yorks, trifft aber auch ganz allgemeine Aussagen über die Beziehungen zwischen Mann und Frau.

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