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Obwohl John Milius zu Beginn der 1980er mit „Conan – Der Barbar“ und „Die rote Flut“ zwei dicke, aber nicht unumstrittene Kassenschlager abgeliefert hatte, war er bald darauf glücklos: Erst floppte „Farewell to the King“, 1991 dann auch noch „Flight of the Intruder“, der Milius‘ letzte Regiearbeit fürs Kino darstellt.
Bei dem titelgebenden Intruder handelt es sich um den im Vietnamkrieg verwendeten A6-Bomber, der außer seiner explosiven Fracht keine weiteren Waffen besitzt und in Höhe der Baumwipfel seine Ziele anflog. Einen solchen Einsatz zeigt der Auftakt, bei dem Jake ‘Cool Hand‘ Grafton (Brad Johnson) und sein Co-Pilot Morgan ‘Morg‘ MacPherson (Christopher Rich) am Ende ihres Bombardements feststellen müssen, dass sie wieder nur ein Waldgebiet geebnet, aber keine Feinde getroffen haben. Dafür verwundet die Kugel eines vietnamesischen Bauern Morg auf dem Rückflug tödlich – eine Analogie zu einer entsprechenden Szene im Konkurrenzfilm „Air America“. Doch wo der Lucky Shot des Bauern dort nur Materialschaden verursachte und für Comedy genutzt wurde, da wird es hier ordentlich grimmig.
Auf dem Flugzeugträger gerät Jake ob seines Frusts mit seinem Vorgesetzten, Commander Frank Camparelli (Danny Glover), aneinander. Doch die Mission muss weitergehen, wobei bald der erfahrene Flieger Virgil Cole (Willem Dafoe), der bereits seine dritte Tour in Vietnam absolviert, zu den Fliegern stößt…

Obwohl John Milius immer wieder unterschiedliche politische Selbstbezeichnungen (Zen-Anarchist, Maoist, Rechtsausleger) von sich gab, so neigte er doch meist eher zu konservativen bis rechten Positionen, weshalb man bei „Flight of the Intruder“ eine ideologische Einordnung einfach finden könnte. Es lassen sich genug Belege für die These finden, immerhin werden die Heroen selbst für ein ungenehmigtes Bombardement Hanois freigesprochen und sind sowieso coole Jungs, doch am Rande klingen auch mal kritische Töne an, etwa wenn das Bombardement schlecht recherchierter Ziele als sinnlos dargestellt wird oder Jake gar nicht wissen möchte wie viele Menschen er tötet. Aber es scheint eh viel simpler zu sein: Milius geht es in seinem Kriegsactionfilm, den Robert Dillon und David Shaber nach dem gleichnamigen Roman des ehemaligen Bomberpiloten Stephen Coonts schrieben, eher um die Technik des Krieges als um dessen Ideologie. Um die Leistungen und das Gefühl der Piloten, die ohne Waffensystem und ohne Begleitschutz durch Flak- und SAM-Feuer fliegen, allein auf Flares und ähnliche Abwehrsysteme angewiesen sind, tief im Feindesland.
In seinen besten Szenen kann „Flight of the Intruder“ genau jenes Gefühl vermitteln, die Anspannung und den Nervenkitzel in einer Situation, in der jeder Fehler den Tod bedeuten kann. In diesem Kontext gelingen Milius durchaus gelungene Actionszenen, die allerdings unter den eher suboptimalen Tricks leiden, wenn Flugzeuge mäßig gut vor Kriegsszenarien kopiert werden, während die Modelltricks explodierender Ziele immer noch ganz charmant aussehen. Aber dafür, dass „Flight of the Intruder“ fünf Jahre jünger und doppelt so teuer wie „Top Gun“ ist, sieht er im Vergleich zu Tony Scotts Film alt(backen) aus. Und das, obwohl die Produzenten von Milius‘ Film augenscheinlich auf der Welle des „Top Gun“-Erfolgs mitsurfen wollte, ähnlich wie „Air America“ oder „Memphis Belle“.

Neben den manchmal eher suboptimalen Tricks ist Hauptdarsteller Brad Johnson ein Problem des Films. Johnson hatte bereits in Cirio H. Santiagos „Hells Angels in Vietnam“ Erfahrung mit Action im Vietnamkontext gemacht, doch wo der grobe, ausdrucksarme Klotz für ein Santiago-B-Picture noch akzeptabel war, da ist er in diesem Hollywoodfilm ein schwarzes Loch in Sachen Charisma und Können. Willem Dafoe ist da ungemein talentierter, kommt aber nie so wirklich im Film an und wirkt immer etwas unglücklich, während Danny Glover in erster Linie alle Tougher-Vorgesetzter-Klischees durchkaut, das aber immerhin mit Verve. So sind es dann eher Nebendarsteller wie Tom Sizemore als Pilot, Ving Rhames als Mechaniker und David Schwimmer als Offizier, die kleine Akzente setzen. Total verschenkt dagegen: Rosanna Arquette als Pilotenwitwe, die mit Jake etwas anfängt.
Denn da zeigt sich eine weitere Schwäche von „Flight of the Intruder“: Hier werden brav die Standardsituationen des Kriegsfilms durchgekaut, aber die stehen uninspiriert aneinandergereiht da und werden oft beliebig fallengelassen, wie etwa der Witwen-Plot, der für zwei, drei Szenen gut ist, danach aber nie wieder eine Rolle im Film spielt. Dieses Episodische mag Kriegsfilmen durchaus genuin sein, doch diese müssen dann eben auch das entsprechende Interesse an den Figuren haben, an ihren Nöten. Bei „Flight of the Intruder“ gibt es dagegen nur Typen, nur Actionkino-Pappkameraden ohne tieferes Seelenleben, da mag Jake noch so sehr schmollend mit seinem Job hadern.

Als reiner Actionfilm im Kriegsgebiet würde „Flight of the Intruder“ aber mehr Stringenz benötigen, vielleicht sogar einen Schurken. Doch es gibt nur meist gesichtslose Vietcong, die auf die Amis schießen oder erschossen werden, während der Film Einsatz an Privatlebenseinblicke, Privatlebenseinblicke an Einsatz reiht. Jake muss sich erst mit Virgil zusammenraufen, später mit Frank, und dann, wenn echte Männer füreinander Respekt haben, dann ist in dieser einfachen Welt alles gut. Immerhin hat „Flight of the Intruder“ ein paar originelle Ideen beim Bebildern dieses Einmaleins des Krieg(action)films, etwa wenn der standardgemäße Besuch im Nachtclub/Puff mit anschließender Kneipenschlägerei ansteht: Hier gibt es eine Art Flugsimulator und ein Becken mit Krokodilen mitten im Club, das hat nicht jeder Vertreter dieser Gattung zu bieten.
Das Drehbuch mag Milius im Stich lassen, seine Crew tut es dagegen nicht: Die Kameraarbeit von Fred J. Koenekamp, die Musik von Basil Poledouris und das Schnitt-Department machen noch das Beste aus dem Film, der immerhin dank Unterstützung des Militärs ein paar schicke Aufnahmen bietet. Nicht nur von amerikanischen Kriegsgerät, sondern beispielsweise auch die letzte Einstellung, in der die Kamera einen Flugzeugträger umkreist, dessen komplette Crew das Deck umsteht. Außerdem liefern Milius und seine Leute einen durchaus packenden Showdown mit einer Rettungsmission, inklusive bleihaltigem Feindkontakt am Boden, massiver Luftunterstützung und dem obligatorischen Heldentod. Das macht „Flight of the Intruder“ noch nicht zu einem führenden Vertreter seiner Zunft, entschädigt aber für manche Schwäche.

Für John Milius war dieser Film keine schöne Erfahrung: Bei der Kritik und an der Kasse ein Flop, mit anstrengenden Dreharbeiten, nachdem Milius das Projekt vom ursprünglich geplanten John McTiernan übernahm. Der wird manchmal noch als Co-Produzent oder Co-Autor genannt, taucht in den Credits des Films aber nicht mehr offiziell auf. Und so wirklich gelungen ist „Flight of the Intruder“ nicht, der als Kriegsfilm zu oberflächlich, als Actionreißer nicht stringent genug ist, unter seinem blassen Hauptdarsteller und veralteten Tricks leidet. Dank kompetenter Inszenierung, eines gelungenen Showdowns und starker Nebendarsteller ist „Flight of the Intruder“ immer noch goutierbar, aber so wirklich glücklich dürfte hiermit niemand werden.

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