Zuerst einmal muss ich vorausschicken, dass ich bei Spielen nicht mehr ganz auf dem Laufenden bin. Deshalb erwartete ich bei "Doom - Der Film" eine Reminiszenz an die ersten beiden gleichnamigen Spiele, also "XxxX" und "XxxX 2 - Xxxx xx Xxxxx" (ja, damals war man noch vorsichtig bei Namen indizierter Spiele).
Nun mag es also daran liegen, dass der Film sich mehr an dem inzwischen erschienenen dritten Spiel orientiert (hätte man ihn dann nicht bitte "Doom 3 - Der Film" nennen können?), oder daran, dass die Originalstory die Drehbuchschreiber nicht inspirieren konnte, oder dass man bei 60 Millionen Budget kein Geld für entsprechende Spezialeffekte hatte, jedenfalls war ich doch enttäuscht, dass der Film sich nicht an allzu viele Details der Vorlage hielt.
Wenn man sich bei den Spielen die Mühe machte, die beiliegende Textdatei durchzulesen (bei vier 1,44 MB Disketten und 486ern war natürlich nicht an Videos zu denken), konnte man ungefähr folgende Geschichte lesen: Wissenschaftler der Organisation UAC führten auf den beiden Marsmonden namens Phobos und Deimos Teleportations-Experimente durch, von einem Mond zum anderen. Dabei öffneten sie versehentlich eine Verbindung in die Hölle, aus der dann alle möglichen und unmöglichen Teufelswesen herauskamen und Besitz von den wissenschaftlichen Stationen ergriffen. Als man auf der Erde bemerkte, dass die Wissenschaftler nicht mehr antworteten, schickte man eine Kampftruppe hoch, um nach dem Rechten zu sehen. Der Spieler bleibt zur Sicherung des Rückwegs am Eingang der Station zurück. Als seine Kollegen nach Tagen immer noch nicht wieder zurück sind, und er nur beunruhigende Grunzlaute aus dem Inneren hört, bleibt ihm nichts anderes übrig, als der Sache auf den Grund zu gehen. Er muss feststellen, dass die Stationen in der Hand der Höllenwesen sind und diese sich auch wohnlich eingerichtet haben, z.B. mit stimmungsvollen Säurebecken und okkulten Symbolen an den Wänden. Geputzt wurde hier natürlich auch schon lange nicht mehr, weshalb alles ziemlich versifft aussieht. Nicht genug, dass die Viecher aus der Hölle den Spieler angreifen, sie haben auch seine ehemaligen Kameraden getötet und Zombies aus ihnen gemacht, die ihm nun feindlich gesinnt sind.
In "Doom - Der Film" fängt die Story ungefähr wie folgt an (ich hoffe, dass ich nicht zu viel spoilere): Wissenschaftler der Organisation UAC haben in einer Wüste auf der Erde ein Teleportations-Portal zum Mars entdeckt. Auf der anderen Seite finden sie eine bisher völlig unbekannte kleine Siedlung menschenähnlicher Wesen vor. Alle Bewohner sind schon vor langer Zeit gestorben. Die UAC richtet vor Ort (also auf dem Mars) eine archäologische Wissenschaftsstation ein. Schon bald melden die Archäologen den UAC-Managern die Entdeckung, dass die verstorbenen Bewohner einen besonderen Chromosomensatz aufweisen...
Nun gab es, wie im Spiel, "Probleme" auf dem Mars, und eine Kampftruppe muss sich zum Mars transportieren lassen. Dort findet sie erstmal nur einen Empfangschef und eine Wissenschaftlerin vor, die zufälligerweise die Schwester eines der Söldner ist (im Spiel waren die Wissenschaftler übrigens völlig von der Bildfläche verschwunden). Sie erklärt den Männern(*) die Forschungsergebnisse, soweit sie selbst darüber unterrichtet ist... (*)Nein, es gibt keine Quoten-Frau in der Kampfgruppe, dafür aber natürlich den zögerlichen Unerfahrenen, den Aufputschmittel-Abhängigen, den rücksichtslosen Befehlsgeber und den Guten. Ich muss hier aber lobend erwähnen, dass die Charakterisierung in Actionfilmen ja immer ein Spagat ist: entweder nur anonyme Leute, die austauschbar sind und für die sich der Zuschauer nicht die Bohne interessiert, oder comichaft überzeichnete Karikaturen, über die man nur lachen kann - es ist schwer, hier die Balance zu halten, und ich finde, dies schafft der Film zumindest ein klein wenig besser als manche anderen B-Filme. Andererseits verhält sich das angeblich eingespielte Team teilweise ziemlich dämlich und macht lieber Witze oder geht aufs stille Örtchen, statt die Aufgabe zu erfüllen. Durch den storytechnischen Schachzug, dass die Wissenschaftlerin die Schwester des einen ist, muss man keine drangestrickte Liebesgeschichte ertragen. Die Story bietet ein paar Wendungen, die allerdings vielleicht nicht immer ganz so überraschend kommen. Wohl um die Exposition nicht noch länger werden zu lassen, lässt man die Gruppe sich aufteilen: Der Bruder bleibt bei der Schwester und hört sich ihre Erklärungen an, während die anderen schonmal relativ planlos drauflos stiefeln, um die Umgebung zu erkunden, wobei sie dann auch etwas erschreckt werden und wieder umkehren. Irgendwie entwickelt sich alles etwas zäh.
Zu den Räumlichkeiten: Wenn ich mich nicht irre, bekommt man eigentlich nur ungefähr sechs Räume auf dem Mars zu Gesicht: den Teleporterraum, eine große weißgraue Halle, ein kleines Laborzimmer, Abwasserkanäle, eine Besenkammer und eine Toilette. Man fragt sich, warum das Team diese Räume nicht in weniger als fünf Minuten durchsucht hat und warum man in einer wissenschaftlichen Station durchs Abwasser laufen muss, zumal man sich keineswegs einer übermächtigen Horde Gegner erwehren muss. Man bekommt auch keine Vorstellung davon, wie die Station genau aufgebaut ist, wo sie schon gewesen sind und wo noch das Unbekannte lauern könnte, leider kann man sich ja im Kino keine Karte einblenden lassen und durch die verschiedenen Handlungsstränge verliert man die Übersicht. Die Räume sind relativ karg eingerichtet, bis auf das Labor, durch das dann auch einmal geschwenkt wird, um zu zeigen, dass sich die Requisite wenigstens hier Mühe gegeben hat.
Was erinnert nun an das Spiel? Eine der Waffen ähnelte entfernt der Chaingun, eine haushaltsübliche Menge an Motorsägen brauchten die Wissenschaftler natürlich auch,
und die BFG 9000 (allerdings eine andere Modelnummer) haben sie ebenfalls nebenher erfunden. Der weißgraue Raum mit UAC-Logo hätte gut aus dem Spiel sein können, das Labor mit dem zuckenden Herz mit etwas Wohlwollen auch, dann gab es noch einen Treppenaufgang mit der aus dem Spiel bekannten grünen Marmorwand mit herunterlaufender undefinierbarer Flüssigkeit. Es gab Teleportation (allerdings nur zwischen Erde und Mars) und mutierte Menschen (aber durch Gene und nicht die Hölle). Das war es dann aber auch schon.
Gerade die durch ihre bedrohlich-unwirkliche Athmospäre düsteren Räume zeichneten das Spiel vor allen anderen aus. Und es gab immer die Abwechslung von engen verwinkelten unterirdischen Gängen, riesigen Hallen mit Fenstern und Gittern, oberirdischen Ebenen mit hohen Sockeln und Liften und schmalen Stegen über todbringende Tiefen. Es griffen fliegende Gegner aus der Luft an, und es gingen plötzlich im Rücken des Spielers Geheimtüren auf. Sowohl die "liebevoll" gezeichneten Dekorationen als auch die Gegner waren ausgefallen und furchteinflößend. All dies fehlt im Film, der hauptsächlich versucht, Düsternis dadurch zu erzeugen, dass man alles im schwarzen Dunkeln verschwinden lässt, aus dem ab und zu mal der Kopf eines Gegner auftaucht. Das hat man aber schon in hundert anderen Filmen (und zwar idR besser) gesehen, etwa bei Alien, wo wirklich ohne etwas explizit zu zeigen, unterstützt durch klaustrophobische Enge, eine dauerhafte Athmosphäre der Angst und Ungewissheit erzeugt wird. Dies gelingt "Doom - Der Film" nie so richtig, auch wenn es ein paar gute Schockmomente gibt.
Richtig ausgefeilte Monster wie den "Baron of Hell" oder die seltsamen Erscheinungen wie die "Lost Souls" oder "Cocademons" tauchen auch nicht auf, weil ja alles auf Gen-Manipulation umgemünzt wurde. Immerhin gibt es so den Konflikt, ob man der Theorie trauen soll, dass bestimmte Menschen nicht zu Zombies werden können, und man also dazu verpflichtet ist, ihnen zu vertrauen und sie zu retten.
Dann gibt es einen aus der Ego-Perspektive gefilmten Berserker-Teil, der vor allem wegen der sich ständig langsam hebenden und senkenden Waffe ungefähr so unnötig und deplatziert wirkt wie wenn Angelina Jolie sich in Tomb Raider plötzlich genauso unecht-hakelig-ferngesteuert wie im Spiel bewegen würde.
Interessant ist immerhin der Ansatz, dass die Söldner nicht die mythologische Hölle zum Feind haben, sondern im Prinzip den teuflischen Anteil ihrer eigenen Persönlichkeiten, was auch zu Konflikten zwischen Befehlsstruktur und persönlichen moralischen Grundsätzen führt, aber ähnliche Gedankenspiele gab es bestimmt schon bei Star Trek und weitergehende psychologische oder philosophische Betrachtungen findet man hier natürlich auch nicht.
Mein Fazit: Es gibt gewiss noch schlechtere SciFi-Actionfilme, aber der Bonus des Spielhintergrunds wurde meiner Meinung nach (wie gesagt, ich kenne nur die ersten beiden Teile) nicht ausgespielt, weshalb es nur eine immer wieder leicht ins Stocken geratende Geschichte ist über skrupellose Wissenschaft und eine Söldnergruppe, die es mit einer überschaubaren Zahl relativ schwacher Gegner und sich selbst zu tun bekommt. Bewertung des Films: 4/10