Review

Achtung, Spoiler enthalten!

Marines, Monster, riesige Knarren... und Kettensägen. Der Stoff, aus dem unterhaltsame Actionfilme gestrickt sind. Doom war nun so lange in der berüchtigten Development Hell, dass die Verantwortlichen wohl beschlossen haben, die Hölle aus persönlichen Gründen komplett aus dem Film zu entfernen. Nicht länger geht es wie im Spiel um Dämonen aus der Hölle, die nach missglückten Teleportations-Experimenten eine Mars-Station überfallen, sondern die Monster sind sozusagen "hausgemacht": Nach dem Fund eines Portals, das von der Erde geradewegs auf den Mars führt, experimentiert eine Gruppe von Wissenschaftlern mit den Überresten einer menschenähnlichen Rasse, die man dort entdeckt hat. In der Zellstruktur dieser Wesen findet man ein mysteriöses 24. Chromosom (Menschen haben normalerweise nur 23 Chromosomen), das offenbar übermenschliche Kräfte verleiht. Als man das daraus gewonnenene Serum einem menschlichen Versuchskaninchen injiziert, bricht die Hölle (aber nicht die echte!) los: Einige der Wissenschaftler mutieren zu Zombies und grausigen Kreaturen, die mordend durch die düsteren Gänge der Forschungsstation ziehen und die anderen Bewohner der Station mit dem Monster-Virus infizieren. Aber nur diejenigen, die etwas Böses in sich haben, mutieren - alle anderen sind nur Frischfleisch für die Viecher. Also schickt man von der Erde einen Trupp stereotyper Macho-Marines, um für Ordnung zu sorgen. Keine Frage, dass das Unternehmen unheimlich schief geht und nicht alle Soldaten wohlbehalten zurückkehren.

Der Film wird der berühmt-berüchtigten Vorlage zwar stellenweise gerecht, hat aber mit einigen Längen und viel zu blassen Charakteren zu kämpfen. Der Großteil des Films spielt auf der Marsstation, die aber dummerweise evakuiert wurde. Der ganz große Monster- oder Zombie-Ballerspaß bleibt uns also vorenthalten. Jedenfalls vorerst. Später wird das Geschehen auf die Erde verlegt, wo die Evakuierten Mars-Forscher dann doch noch vom Virus erwischt werden. Als Zuschauer muss man sich aber erst einmal damit begnügen, den Marines beim Schleichen durch dunkle Gänge oder die Kanalisation beizuwohnen. Zwar werden diese nicht unbedingt sehr spannend inszenierten Erkundungstouren immer wieder mal von kurzen Scharmützeln aufgelockert, doch so schnell die Action anfängt, so schnell und unspektakulär ist sie meist auch wieder vorbei. Selten sieht man mehr als eine schemenhafte Gestalt, die aus dem Schatten heraus zuschlägt und immer brav im Dunkeln bleibt. Eine größere Actionsequenz, die einen der Marines im Kampf mit einem aus dem Spiel als "Hell Knight" bekannten Monster zeigt, ist viel zu schnell geschnitten, als dass man dem Geschehen wirklich aufmerksam folgen könnte. Auch die Hintergrundstory um die Alien-Rasse und das Portal zur Erde wird zu stark gedehnt und steckt voller Logiklöcher. Fans der Spiele werden aber zum Glück immer wieder durch kleine Insider-Gags davor bewahrt, das Interesse am Film zu verlieren. Wenn zum Beispiel die BFG-Kanone auf einem Monitor auftaucht, steht als Erklärung des Kürzels "Bio Force Gun" darunter. Sarge (The Rock) schnappt sich das Ding später und nennt es dem Spieler-Slang entsprechend "Big f*cking Gun". Der Blutgehalt des Films ist nicht annähernd so hoch, wie man es aufgrund der Vorlage und den vollmundigen Ankündigungen erwartet hätte. Ich war in Prag am Set und bekam zu hören, dass man einen richtig blutigen Film abliefern würde, den man wohl wegen des Ratings in den USA kürzen müsse. Von einem "harten R" und einer später folgenden Unrated-DVD war die Rede. Ja, es fliegen Körperteile herum. Ja, Köpfe zerplatzen. Trotzdem relativiert der höllisch (haha) schnelle Schnitt die Härte dieser Szenen wieder. Auch die Tatsache, dass der zu Beginn zum Übermonster hochstilisierte Hell Knight später in der Ego-Sequenz ganz nebenbei und relativ mühelos erledigt wird, stimmt etwas traurig. Ich hätte mir einen hübschen Schlussfight mit dem Mutanten gewünscht. Stattdessen muss man mit einem halb mutierten Sarge Vorlieb nehmen, der sich mit John "Reaper" Grimm (Karl Urban) durch die Kulissen prügelt. Besagte Ego-Sequenz bleibt aber dennoch Prunkstück des Films: Nach einer schweren Verwundung im Kampf mit Infizierten bekommt der durch und durch Gute, und damit nicht mutationsgefährdete, Reaper das Alien-Serum gespritzt und verliert das Bewusstsein. Als er wieder aufwacht, sehen wir das Geschehen durch seine Augen. Ganz wie in einem Ego-Shooter. Hier geht es kurz vor Schluss noch einmal richtig zur Sache, wenn sich dem Soldaten Horden von Monstern und Zombies entgegenstellen, die er wie in einem Lightgun-Shooter zu Klump ballert. Zu Gute halten muss man dem Film in Zeiten von komplett Computer-generierten Charakteren, dass die Monster (bis auf den "Pinky-Dämon") meist handgemacht sind, also von einem Kerl im Gummi-Anzug verkörpert werden, und durch CGI lediglich aufgepeppt werden. Doom ist zwar besser geworden als so manch andere aktuelle Spiele-Verfilmung (ich sage nur "House of the Dead" oder "Alone in the Dark"), etwas mehr als Resident Evil (der Film) auf dem Mars hätte man aber dennoch erwarten können.

Fazit: Als Fan der Vorlage kann man sich Doom ruhig mal anschauen, gesehen haben muss man ihn aber nicht. Ein perfekter Film für den ermäßigten Kino-Dienstag!

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