Politik ist ein schmutziges Geschäft, und Geld verdirbt den Charakter. So könnte man die Hauptaussage, um die es dem Regisseur offensichtlich ging, zusammenfassen. Eingebettet in ein aktuelles Thema (das Interesse amerikanischer Firmen am Öl nahöstlicher Staaten), wird dieses Problem durch zahlreiche politische Verstrickungen zwischen US-Geheimdiensten und arabischen Königen potenziert. Zusätzlich geht man auf deren wirtschaftliche Auswirkungen ein; hier die gesellschaftliche Entfremdung und Ausbeutung des Individuums und religiöse Radikalisierung als Ersatz. Diese 3 Handlungsstränge laufen parallel zueinander ab, treffen und trennen sich teilweise, und laufen erst zum Schluss zusammen. Mich hat die Fokussierung auf mehrere Aspekte nicht gestört, aber die bisweilen langen Dialoge in Arabisch hätten nicht sein müssen. Man kann sich zwar denken, was gesagt wird wenn man die nebenbei ablaufende Handlung stets im Hinterkopf behält und die gezeigten Bilder richtig einordnen kann (z.B. Videos, in denen spätere Selbstmordattentäter sprechen), aber ich mag nun mal keine Sprachänderungen in Filmen, zumal Arabisch in meinen Ohren nicht gerade schön klingt. Klar, alles eine Frage der Gewöhnung, aber ich bin nun mal kein Araber und versteh von deren Sprache kein Wort.
Inhaltlich kann man dem Film sicher vorwerfen, dass er plakativ ist, aber man muss ihm zugute halten, dass er nicht die Moralkeule schwingt. Vielmehr dokumentiert er die Realität und hält den Zuschauer an, sich eine eigene Meinung über derartige, für den Normalbürger fremde Vorgänge zu bilden. Weder werden die Amis noch die Araber als eindimensional dargestellt oder irgendjemandem die Schuld am internationalen Terrorismus gegeben. Stattdessen wird gezeigt, wie schwach der Mensch ist, nicht nur in Bezug auf Geld sondern auch auf Ideale und die Mittel, um diese zu erreichen. Und hier hat niemand eine weiße Weste. Einige lassen Interessensgegner eiskalt umbringen, Andere foltern gern und Manche versuchen, aus toten Menschen Kapital zu schlagen. Korruption scheint in diesem Metier so selbstverständlich zu sein wie die Luft zum Atmen, und ein reines Gewissen hat auch Jeder dank diverser Rechtfertigungsstrategien. Diese differenzierte Darstellung ist wirklich gut gelungen, zumindest im Vergleich zu anderen Hollywood-Filmen mit historischem Bezug.
Das Einzige, was man hier kritisieren könnte, ist, dass einem mehr oder weniger gebildeten und politisch interessierten Menschen - leider - keine neuen Erkenntnisse geliefert werden. Die gezeigten Konflikte zwischen Statussymbolen (Geld), Macht, Ideal und Moral sind so alt wie die Menschheit selbst und wurden schon unzählige Male verarbeitet. Und spätestens seit dem US-Einmarsch in Afghanistan und dem Irak wird man ohnehin regelmäßig mit der hier behandelten Thematik medial konfrontiert. Für mich hatte der Filme keinen „Aha-Effekt“, und meine Meinung über Menschen und gewisse Staaten wurde damit nur gefestigt. Und den Leuten, die aus dem Film was lernen könnten, wird entweder die Inszenierung zu „uncool“ sein, oder sie werden ganz einfach kein Interesse daran haben. Am Ende bleibt ein solide eingefangenes Zeitdokument, das zwar nicht langweilig ist, aber trotz globaler Bedeutung nur ein Nischenpublikum ansprechen dürfte. Im direkten Vergleich hat mir „Der Krieg des Charlie Wilson“, der einen ähnlichen Inhalt aufweist (Kalter Krieg statt Öl), aus dem Jahre 2007 etwas besser gefallen. „Syriana“ bekommt von mir knappe 7 von 10 Punkten.