"Etwas ist faul im Staate Dänemarks." Hamlet, dem Prinzen von Dänemark, erscheint der Geist seines Vaters. Dieser teilt ihm mit, dass sein Vater von dessen Bruder, dem jetzigen König Claudius, ermordet wurde und fordert Rache von Hamlet. Hamlet erscheint auf Grund seiner Trauer, seinem Hass auf Claudius und seines Selbsthasses wegen seiner Skrupel wahnsinnig. Der redselige Oberkämmerer Polonius führt dieses Verhalten auf die - von ihm initiierte - Ablehnung von dessen Tochter Ophelia zurück, seine Mutter Gertrud zeichnet allein den Tod seines Vaters und die rasche Wiedervermählung verantwortlich. Nur Claudius schöpft zunächst Verdacht, der nach einem von Hamlet organisierten Schauspiel zur Gewissheit wird. Um ihn loszuwerden, schickt er Hamlet nach England, um ihn dort ermorden zu lassen. Durch etwas Geschick kann Hamlet unversehrt nach Dänemark zurückkehren und erlebt die Beerdigung Ophelias, die in unendlicher Elegie über den Tod ihres Vaters und Hamlets Wahnsinn ertrunken ist. Hier entbricht ein Streit zwischen Hamlet und Laertes, der ihn für den Tod seiner Schwester Ophelia verantwortlich macht. Claudius hat nun einen Mitstreiter, den er in ein fatales Komplott einspannen kann...
Das Ende ist schon fast unfreiwillig komisch, denn alle Schlüsselpersonen bis auf Hamlets Freund Horatio, also Claudius, Gertrud, Laertes, Hamlet und vorher Ophelia und Polonius sterben.
Bei dieser Verfilmung von 1948 handelt es sich nicht um eine 1:1-Adaption des Stoffes. Der z.B. streitbar berühmteste Monolog der Theatergeschichte ("Sein oder nicht Sein..."), kommt hier etwas später, als Hamlet am Abgrund stehend über Selbstmord nachdenkt und über den Wert des menschlichen Lebens philosophiert: Demnach verhindert die Bequemlichkeit und der Schwermut sowie die Angst vor dem Ungwissen, die dem menschlichen Wesen anhaften, dessen Befreiung von überkommenen Zuständen, vor Ungerechtigkeit, die das Leben unwert machen. Die Möglichkeit des Abgleitens in eine ideale Traumwelt wird als weiteres Hemmnis für Veränderungen gewertet. Ein Ansatz, der an Kants Aufsatz "Was ist Aufklärung" erinnert und belegt, dass Shakespeare seiner Zeit weit voraus war.
Werkimmanent bezieht sich der Monolog auf Hamlets Skepsis und Schwermut seinen Vater zu rächen, werktranszendent könnte er Postulat an von Obrigkeiten Unterdrückte gelten, die sich für ihre Freiheit von ihrer angeborenen Unterwürfigkeit lösen müssten.
Bei Laurence Olivier, über den schon als 20jähriger geurteilt wurde, "er spräche Shakespeares Zeilen so natürlich, als würde er sie eigentlich denken", erkennt man, was große Schauspielkunst ist. Es macht ganz profan gesagt, Spaß ihm zuzuschauen, seine unglaubliche Präsenz erweckt den Eindruck, als würde irgendetwas fehlen, wenn er nicht im Bild ist. Im Jahre 1947 zum SIR und 1970 zum LORD geadelt, bekam er für HAMLET Oscars in den Kategorien Bester Hauptdarsteller und Bester Film.
Die plastische und düstere Atmosphäre des Filmes wird zum Einen durch die adäquate musikalische Untermalung und zum Anderen durch die sehr detailgetreuuen Köstüme und Szenenaufbauten generiert, was bewirkt, dass die Handlung trotz der, für heutige Verhältnisse bisweilen anstrengenden Sprache, die vom Stil her übernommen wurde, gut transportiert wird.
In HAMLET lassen sich Parallelen zu Shakespeares Drama MACBETH erkennen; in beiden Stücken wird der jeweils aktuelle König vom nächsten Thronfolger ermordet in der scheinbaren Gewissheit, dass man ihm nicht auf die Schliche kommen kann. Die Moral beider Stücke ist aber, dass sich skrupellose Machtgier nicht auszahlt, denn beide, Macbeth bzw. Claudius, werden gerichtet.
Die Vielfalt der üblichen Shakespeare-Themen Sinn und Wert des Lebens, Vergeltung, Machtgier, Selbstzweifel, unerwiderte Liebe u.a. verleihen der Geschichte Komplexität und ihren obligatorischen Interpretationsspielraum.
Auch nach fast 60 Jahren gilt Oliviers Verfilmung als das Non-Plus-Ultra in Sachen Shakespeare-Adaptionen. Auf jeden Fall wegen der Darstellerleistungen und der Inszenierung einen Blick wert, auch wenn man sich nicht zu Fans von Shakespeare oder dem Mittelalter zählt.
"Der Rest ist Schweigen."