Gerichtsthriller gibt es viele, gute Vertreter des Genres einige, herausragend sind - wie überall - die wenigsten. "Zwielicht" gehört zu den wenigen.
Wegen der bemerkenswerten Wendungen, die der Film parat hält, werde ich die Inhaltsangabe sehr oberflächlich halten, denn hier zuviel zu verraten wäre schlichtweg fatal. Nur soviel, der Twist am Schluss hat eine Qualität, wie sie vergleichbar nur z.B. "Arlington Road" bereithält.
Staranwalt Martin Vail (Gere) verteidigt den unter Mordanklage stehenden Messdiener Aaron Stampler (Norton), dem vorgeworfen wird den Erzbischof von Chicago verhackstückt zu haben. Vail, selbstgefällig bis zum geht nicht mehr, völlig überzeugt von sich und immun gegen konstruktive Kritik, setzt alles daran seinen Mandanten rauszuhauen. Dafür spielt er sogar seine Ex, eine bekannt toughe Staatsanwältin mit miesen Tricks aus. Den weiteren Verlauf der Geschichte MUSS sich jeder Freund anspruchsvoller Thrillerkost selbst zu Gemüte führen. Denn hinter der simpel klingenden Story steckt ein intelligent verzwickt gestrickter Plot, der jeden Fan des gepflegten Psychothrillers mit der Zunge schnalzen lässt.
Schauspielerisch gibt es nix zu mäkeln, Richard Gere agiert solide, vielleicht sogar besser als mancher ihm zutraut. Allen voran aber steht - und das muss auch Herr Gere zugestehen - ein absolut fantastisch aufspielender Edward Norton, dessen Minenspiel einen Vergleich mit den ganz Grossen dieser Schauspielerspezies - ich denke an de Niro, Nicholson oder Murray, keine Sekunde scheuen muss. Und das in jungen Jahren, in einer seiner ersten grösseren Produktionen. Schon mit diesem Film hat Norton seinen Weg in die Top Ten der besten seiner Generation vorgezeichnet.
Atmosphäre, Score und Kamera runden diesen ertklassigen Gerichtsthriller gelungen ab.
Alles in allem ein kleines Juwel, das jedem, der Anspruch an das Medium Spielfilm stellt, wärmstens zu empfehlen ist.
9,5 von 10 Punkten. Gegen dieses Urteil gibt es KEIN Rechtsmittel !!