Gut 70 Minuten Puppentrick, mehr geht nicht.
Mehr muß auch eigentlich nicht, um eine filigrane kleine Gothic-Story mit dem nötigen Augenzwinkern zu erzählen, für die man sonst vermutlich 80 Mio Dollar hinlegen müßte.
Tim Burton hat nun nach „The Nightmare before Christmas“ mit „The Corpse Bride“ noch so eine Geschichte im Stop-Motion-Stil produziert und dank seines guten Namens erfolgreich vermarktet.
Einen neuen kleinen Boom brauchen wir zwar nicht zu erwarten, aber dennoch ist das Ergebnis mehr als erfreulich.
Wiederum trieft der fertige Film vor ausgebleichter Düsternis, grau in grau präsentiert sich die Welt der Lebenden, in der der junge Victor baldigst die adelige Victoria ehelichen soll, damit seine Eltern angesehener werden und ihre Eltern ihre Finanzen sanieren können.
Doch der nervöse junge Mann probt sein Ehegelöbnis auf dem Friedhof und steckt den Ring unbeachtet an ein Fingerknöchelein einer verscharrten Frauenleiche, die sofort den Antrag annimmt, wurde sie doch von ihrem Mann damals im Wald ermordet. Und so gerät Victor ins Totenreich, während seine Angebetete an einen fiesen Adeligen verschachert zu werden droht...
Was Burton und Co. bevorzugen wird in der Zeichnung dieser Phantasiewelt überdeutlich: die Realität ist stumpf und grau (und verbiestert), während das Totenreich bunt und knallig und voller Amusement ist.
Da braucht man kaum mehr als ein filigranes und offensichtliches Konstrukt an Story, das hier dann noch mit ein paar schmissigen Songs aufgepeppt wird, die aber niemals überhand nehmen und die Geschichte erdrücken würden.
Die Charaktere in ihren groben Zeichnungen haben den nötigen Ernst oder Humor, um das Publikum, alt wie jung, locker bei der Stange zu halten und all zu gruselig oder geschmacklos ist das Ergebnis auch nicht geworden, auch wenn den Jenseitsfiguren schon mal ein Auge rausfällt, das Bein irgendwo hängen bleibt oder ein Wurm im Kopf als Gewissen mit einem Charakter Zwiesprache hält.
Der Clou der Story ist natürlich lange vor abzusehen, so daß es zwar kaum zu Überraschungen kommt, aber damit ist das Entertainment auf ausgeklügeltem Niveau, mit offensichtlichem (der Skeletthund, der sich tot stellen soll und das nicht kapiert), beiläufigem (ein Second-Hand-Shop im Jenseits, im wahrsten Wortsinne) und hintergründigem Humor (da heißt eine Klaviermarke „Harryhausen“, nach dem Stop-Motion-Meister).
Ausgezeichnet synchronisiert und dankbarerweise mit den Synchronstimmen versehen, die auch die Schauspieler, die ihn im Original sprachen gehabt hätten, versehen, kann man „The Corpse Bride“ eigentlich nur in herbstlicher Stimmung genießen und auf die nächste Merchandisingwelle mit passenden Artikeln hoffen. Dazu ein kräftiges Gebräu und ein Band mit gruseligen Stories für danach, schön angejahrt, weil wohliger Grusel eben doch nicht Blut und Eingeweide bedeutet.
Märchenhaft tot: 8/10