Eine Gruppe Halbstarker fällt auf ihren Motorrädern in in das Kaff Wrightsville ein. Ihr Anführer Johnny (Marlon Brando) verguckt sich in Kathie (Mary Murphy), die Tochter des örtlichen Polizisten. Als noch eine weitere Motorradgang auftaucht, spitzt sich die Situation zwischen den Rockern und den Bewohnern von Wrightsville weiter zu.
Aus heutiger Sicht wirkt einiges an dem Film, der Brando über Nacht bekannt macht, altbacken. Damals gab es jedoch einigen Aufruhr um das Werk; in Großbritannien gab es bisweilen ein Aufführungsverbot, Rowdytum und Sittenverfall eben, wie es alle Nase lang über die Zivilisation hereinzubrechen beschwört wird. Später waren's die Beatles, Videospiele und was weiß ich.
Allerdings hatte "Der Wilde" tatsächlich einen gewissen Einfluss auf die damalige Jugend- bzw. Subkultur, welche sich sein hier präsentiertes Aussehen zu eigen machte (insbesondere die Koteletten) und dieses auch andere Filme wie etwas später "Rebel without a cause" mit James Dean beeinflusste. Die Figur des Johnny gilt somit (filmisch gesehen) als einer der Prototypen des Halbstarken, der einfach gegen irgendwas aufbegehrt – wenn er auch selber manchmal nicht weiß, wogegen eigentlich, was in einem Dialog des Films deutlich wird. Als Johnny gefragt wird, wogegen er rebelliert fragt er zurück, was man den anzubieten habe. Die Gruppe ist ziellos, streift umher auf der Suche nach – ja, was eigentlich? Dieses Unstete ist insofern für den Fortgang des Films relevant, als dass sich dadurch der Konflikt zu dem geregelten Leben der Dorfbewohner aufbaut. Diese reagieren überwiegend ablehnend, womit sich das Ganze natürlich weiter hochschaukelt; der anfangs noch um Deeskalation bemühte Polizist ergibt sich irgendwann der Resignation.
Inszeniert ist dies nicht sonderlich komplex und Regisseur Benedek fertigt das Drama in unter 80 Minuten ab. Dabei fällt es nicht leicht, Identifikationsfiguren zu finden. Wirklich sympathisch ist hier eigentlich niemand; muss aber auch nicht, so lässt man das Szenario aus Krawallbrüdern, Lynchmob und Zweiflern einfach auf sich wirken. Interessant ist hierbei noch die Figur der Kathie Bleeker, von der weiten Welt und einem Mann träumend, der ihr diese zeigt. Doch dann auch daraus erwachend und erkennend, dass solche Wünsche mehr als eine Seite haben.
Auch lädt die Sprache, die damals vielleicht provokativ war, heute mitunter zum Schmunzeln ein. Weiterhin bleibt der Film eine recht einseitige Angelegenheit. Zwar wirft er einen Blick auf die Jugendkultur, stellt diese jedoch eindimensional dar und interessiert sich auch nicht wirklich für eine differenzierte Betrachtung. Allein Johnny wirkt etwas facettenreicher und sich Kathie etwas öffnend, nur um dann gleich wieder dichtzumachen, um keine Schwäche zu zeigen. Es steckt viel Unsicherheit in der Figur, auseinandergesetzt wird sich jedoch nicht damit.
Darstellerisch kann der Film punkten, insbesondere Brando zeigt hier schon eine charismatische Darstellung. Aber auch der Rest füllt seine Rollen aus. Lee Marvin nahm die ganze Sache insofern ziemlich ernst, dass seine versoffenen Szenen, so liest man, seinem aktuellen Zustand am Set entsprachen.
Brando äußerte sich später nicht allzu wohlwollend über den Film und dass dieser nicht gut gealtert sei. Da mag was dran sein, trotzdem hatte "Der Wilde" einen gewissen kulturellen Einfluss, den man auch heute noch erkennen kann. Wer zum Beispiel wissen will, warum Michael Cera in der dritten Twin Peaks Staffel so rumläuft, schaue sich diesen Film an. Aber auch abseits dessen lohnt ein Blick. Doch sollte man trotz des Kultstatus' kein tiefschürfendes Drama erwarten.