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Weil ihm das Filmen von Nudisten bei alltäglichen Tätigkeiten zu langweilig wurde, entschied sich ein gewisser Herschell Gordon Lewis dazu, gewissermaßen andere Körperlichkeiten in den Fokus zu rücken: Dank der langweiligen Nackedeis entstand also 1963 mit „Blood Feast“ der erste Splatterfilm.

Delikatessenhändler Fuad Ramses sieht eine Möglichkeit, Ishtar, Göttin der Liebe und des Blutes, lebendig zu machen, indem er mit diversen Körperteilen junger Frauen ein feines Süppchen zubereitet. Das schmeckt der Polizei um Det. Pete allerdings gar nicht, zumal während einer Geburtstagsfeier seine Liebste auf dem Zutatenplan landen soll…

Lewis, der als „Godfather of Gore“ gehandelt wird, war mit den richtigen Ideen zur richtigen Zeit aktiv, denn erschossene Cowboys ohne Einschusswunde oder erstochene Opfer mit lupenreiner Kleidung wollte der damals 34jährige nicht mehr sehen. So lässt der erste Mord auch nicht lange auf sich warten und der findet bezeichnenderweise in einer Badewanne statt, nachdem Hitchcock drei Jahre zuvor mit dem Duschmord in „Psycho“ neue Maßstäbe setzte.

Mit weniger als 25.000 Dollar in nur neun Tagen abgedreht, bastelte Lewis indes ein allenfalls zweckmäßiges Drumherum, was primär bei den plumpen Dialogen durchschimmert.
Die Ermittlungsarbeiten der Cops kann man kaum ernst nehmen, noch weniger das Verhalten potenzieller Opfer, die kurz nachdenken, ob schreien noch Sinn macht, um sich anschließend abschlachten zu lassen. Tag und Nacht können sich auch mal in einer Szene munter abwechseln, während die grau gefärbten Haare des Schlächters in nahezu jeder Einstellung eine andere Nuance aufweisen. Immerhin, - das Nachziehen seines rechten Beines bleibt kontinuierlich gleich.

Spannung kommt bei alledem kaum auf, zumal nahezu alle Figuren irrationale Verhaltensweisen an den Tag legen und sich Logikfehler und Kontinuitätsmängel im Minutentakt ergeben. Insofern fällt eine finale Verfolgung auf einem Müllgelände herrlich trashig aus und ist bezeichnend für das komplette Werk: Ohne diverse Splattereinlagen wären die 67 Minuten Laufzeit ein überwiegend zähes Stück Film.

Doch obgleich die Gore-Einlagen für heutige Verhältnisse komplett überschaubar ausfallen und zu keiner Zeit explizit zugelangt wird, hält Lewis stets unbekümmert drauf und präsentiert auch mal Schändungen, Gekröse oder Leichenteile in Nahaufnahme. Egal, ob das Herz in der Nähe des Solar Plexus entnommen wurde oder eine viel zu lange Schafszunge herausgerissen wird, - fürs ungeübte Publikum muss es ein Dauerschock gewesen sein.

Deswegen dürften die nahezu durchweg grottigen Schauspielerleistungen seinerzeit nicht allzu sehr aufgefallen sein und auch der von Lewis eigens beigesteuerte Score mit Orgel, etwas Pauke, schräger Geige und magerem Piano entfaltet auf Dauer ein recht eigenwilliges Flair. Er ist und bleibt halt der allererste Splatterfilm, dem zwar eine merkwürdige Grundstimmung anhaftet, aber mehr als einmal muss man den auch nicht gesehen haben.
Knapp
6 von 10

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