Tony Scott präsentiert uns mit "Last Boy Scout" einen Actionfilm aus den frühen Neunziger-Jahren des letzten Jahrhunderts, der sich wohltuend von dem abhebt, was man in diesem Genre sonst in vielen Fällen vorgesetzt bekommt: Filme, die oberflächliche Action bieten, aber bei Story, Dialogen und Figuren gar nichts vorweisen können. Das ist bei den heutigen Actionfilmen leider noch viel stärker der Fall.
Aus der Feder von Shane Black ("Lethal Weapon") kommt eine hintersinnige und packende Story: Der abgehalfterte Privatschnüffler und Ex-Bodyguard Joe Hallenbeck (Bruce Willis) hat ein mieses Leben, er hasst alle und alle hassen ihn, inklusive seiner Frau und Tochter. Eines Tages bekommt er den Auftrag, eine Stripperin (Halle Berry) zu beschützen, die brisantes Material hat. Das passt deren Freund, dem Ex-Footballstar Jimmy Dix (Damon Wayans) überhaupt nicht. Doch es dauert nicht lange, da riecht die Luft nach Blei und beide müssen sich zusammen tun, den "das Ziel ist Überleben" wie der deutsche Zusatztitel schon anmerkt...
Die Grundkonstellation, ein weißer und ein schwarzer Typ müssen sich zusammentun, hat Black praktisch aus "Lethal Weapon" übernommen, mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass seine Figuren kaputte Typen und nur beim zweiten Blick Sympathieträger sind. Das tolle daran ist, dass Joe und Jimmy mit all ihren Problemen und Fehlern sehr lebensecht rüber kommen und einem so schnell ans Herz wachsen. Generell nimmt sich der Film viel Zeit für seine Figuren, was leider in anderen Genrevertretern allzu oft fehlt. So lernt man die Story um Geschäftemacherei im Profisport erst richig lieben, bei der Black sogar sozialkritische Untertöne einbauen darf, ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal dieses Films.
Ein anderes Highlight sind unleugbar die Dialoge des Films, die seit Erscheinen Kultstatus besitzen und in keiner "Hammerharte Filmsprüche"-Liste fehlen dürfen. Natürlich sollte man, wenn möglich, dabei auf die englische Originalfassung zurückgreifen. Das gleiche gilt natürlich auch für die ungekürzte Fassung, da die deutsche Kaufhausversion in einigen Schauwerten gekürzt wurde.
Generell ist die Action in diesem Film eher rar gesät, kommt dann aber mit einer tollen und originellen Wucht daher. Aber man muss schon sagen, dass die Story und nicht die Action im Vordergrund steht und genau das bekommt dem Film so gut.
Bruce Willis ist in seiner Rolle als heruntergekommener Schnüffler fast noch genialer drauf als in seiner Paraderolle in "Die hard". Joe Hallenbeck ist fast so etwas wie der asoziale Bruder von John McClane, aber jemand, der man irgendwie mögen muss, denn er ist auf eine ganz eigene Art saucool. Daneben ist Damon Wayans als Footballer ebenfalls sehr überzeugend. Die beiden geben einfach ein cooles Duo ab. Shane Black kennt sich ja mit Kumpelaction eh gut aus. Die junge Halle Berry sieht vor allem sehr lecker aus. Die Filmgangster machen ihre Sache auch gut, kommen vor allem nie überdreht daher und sind einfach schön fies.
Fazit: "Last Boy Scout" von Tony Scott ist einer der besten Actionfilme überhaupt, insbesondere weil es ein Film mit Verstand ist. Die Figuren und Dialoge sind toll. Die Darsteller holen das optimale aus ihren Rollen raus. Lediglich die kurzzeitige Rührseligkeit am Ende des Films stößt etwas auf. Aber ansonsten ein ganz Großer seines Genres.