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Seine Frau betrügt ihn mit seinem vermeintlich besten Freund, seine Tochter nennt ihn schon mal ein Arschloch, und hält auch sonst nicht all zu viel von ihm. Nein, daß klingt nicht nach einem klassischen Actionhelden, und das ist er auch nicht. Joe Hallenbeck (Bruce Willis), ein damals gewissenhafter und vielleicht sogar idealistischer Leibwächter, der einst ohne zu Zögern das Leben des Präsidenten gerettet hat. Die Zeiten sind offensichtlich vorbei, aus dem Idealisten ist ein Zyniker geworden der, weil er eine Frau vor den Mißhandlungen eines hohen Politikers geschützt hat, seinen Job und seinen Glauben an das Gute im Menschen verloren hat. Nun fristet er sein Dasein als versiffter Privatschnüffler und bekommt von erwähntem Freund den Auftrag, auf die Stripptänzerin Cory (Halle Berry) aufzupassen, die offenbar von einem Irren belästigt wird. Durch jenen Auftrag lernt er auch recht bald den Freund der Tänzerin kennen. Jimmy Dix (Damon Wayans) ist wie auch Hallenbeck eine offenbar gescheiterte Existenz. Ein Ehemals als Wunderkind gehandelter Footballstar, der durch den tragischen Verlust seiner Familie zu Drogen gegriffen hat, und dadurch schnell seine ehemals große Karriere begraben konnte. Das hinter dem vermeintlich Irren, vor dem Hallenbeck Cory schützen soll, mehr steckt, wird schnell klar, denn Cory wird recht bald von professionellen Killern ermordet. Nun beginnen sich Jimmy und Hallenbeck zusammenzuraufen um den feigen Mord an Cory zu klären, und stoßen bald auf einen riesigen Skandal hinter dem die Wettmafia zu stecken scheint.

Der Film lebt von seinen liebevoll gezeichneten Figuren, für die sich niemand geringer als Shane Black verantwortlich zeichnet. Black scheint ein großes Herz für vom Leben gebeutelte Menschen zu haben, denn wie auch bei seinen anderen Arbeiten, "Lethal Weapon" oder seiner bisher einzigen Regiearbeit "Kiss Kiss Bang Bang", sind seine Figuren oft Außenseiter, Sonderlinge, oder eben vom Leben schwer enttäuschte Menschen. Hallenbeck wie auch Jimmy Dix sind zwar Zyniker durch und durch, beweisen aber alleine durch ihre gescheiterte Existenz, ihr Mißtrauen gegen die selbstgefällige und autoritäre Obrigkeit. Und diese gilt es auch in "Last Boy Scout" zu bekämpfen.

Tony Scott ist zwar zu verdanken, daß er den Film weitgehenst schnörkellos inszeniert hat, und für die eine oder andere hervorragend arrangierte Actionszene. Aber sein exzessiver Gebrauch von stylischen Gegenlichtaufnahmen geht einem nach einer gewissen Zeit nur noch auf die Nerven. Durchaus ein Problem mit dem auch der andere der Scott Brüder zu kämpfen hat. Das, daß aber nicht zu einem reinen Style-Overkill verkommt, liegt an den geschliffenen, zynischen und vor allem brüllend komischen Dialogen die sich Hallenbeck mit Jimmy oder dem sadistischen Bösewicht Milo gibt. All diese Szenen strotzen nur so vor Coolness und abgebrühtem Machgehabe. Nur in den Szenen, in denen Hallenbeck mit seinem kaputten Familienleben konfrontiert wird, zeigen sich auch sensible, verletzliche und einfach menschliche Züge hinter der ,als Schutzpanzer getragenen, harten Schale. Dieser kleine aber feine Unterschied ist ein großer Vorteil den der Film gegenüber anderen Actionfilmen wie z.B. "Bad Boys" hat. Die ihren Chauvinismus und puren Zynismus stolz und ohne Ironie auf dem Revers tragen und dadurch, zum einen peinlich und/oder geradezu Menschenverachtend werden.

Das größte Problem, neben der Ästhetik-Wut von Scott, ist das dermaßen aufgesetzte und geradezu biedere "Happy"End. Verlogen und spießig ist dieses Zugeständnis an konservative Familienwerte, daß davor noch so erfolgreich und nüchtern abgebaut bzw. zerstört wurde. Man machte sich nicht einmal die Mühe zu erklären, warum jetzt auf einmal die familiären Probleme im Hause Hallenbeck vergessen sind. Dieses Ärgernis von einem Ende ist der größte Minuspunkt des Films, den ich gerne höher bewertet hätte.

Unterm Strich bleibt ein, von wundervollen Dialogen sowie sympathischen Schauspielern getragener Film. Die Action kommt zwar kürzer als bei Actionprototyp "Die Hard", ist aber mit einer durchaus soliden Rasants inszeniert. Und als kleinen Bonus bekommt man einen der spektakulärsten Abgänge die ein Filmbösewicht je sterben mußte.

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