Die reiche Lynnet Ridgeway spannt ihrer Jugend-Freundin Jacqueline De Bellefort deren Verlobten Simon Doyle aus und verbringt mit diesem die Flitterwochen in Ägypten. Dummerweise taucht die düpierte Jackie ebenfalls vor Ort auf und stellt dem frischverheirateten Paar nach, was den Turteltauben gar nicht behagt. Nachdem Lynnet und Doyle während einer Tempel-Besichtigung fast von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen werden, steht als weitere Station ihrer Reise eine Dampffahrt auf dem Nil an. Dort kommt es dann zum Eklat, als die betrunkene Jackie während eines Streits ihre Pistole zückt und einen Schuss auf Simon abgibt. Am nächsten Morgen findet man dann aber doch überraschend Lynnet ermordet in ihrer Kabine vor... erschossen mit der besagten Pistole, die nun spurlos verschwunden ist. Der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot, der sich ebenfalls an Bord befindet, nimmt sich der Sache prompt an und findet schnell heraus, dass an Verdächtigen kein Mangel herrscht, denn neben Jackie haben so gut wie sämtliche anderen Passagiere ebenfalls Motive gehabt, die Ridgeway ins Jenseits zu befördern...und natürlich soll es nicht bei dieser einen Leiche bleiben... Die 1978er-Adaption des zugrundeliegenden Agatha Christie-Romans trifft mit ihrer humorigen und leicht ironischen Art zwar nicht zu 100% den Ton der Vorlage, liefert aber trotzdem Krimi-Entertainment deluxe und geht zudem immer noch als Parade-Beispiel für opulentes Star-Kino nach alter Hollywoood-Manier durch. Nachdem sich Albert Finney zuvor als belgischer Meister-Detektiv in Sidney Lumets 1974er-"Mord im Orient-Express" sogar eine Oscar-Nominierung erspielen konnte, macht sich nun Peter Ustinov die Rolle zu eigen und gibt seinem Hercule Poirot einen dezenten komödiantischen Spin, der das auf dem Papier etwas trocken erscheinende Murder-Mystery-Handlung mit ihren zahlreichen Dialog-Szenen nicht unerheblich auflockert. So manchem Zuschauer mag Ustinov, auch aufgrund seiner nachfolgenden Kino-Auftritte in "Das Böse unter der Sonne" und "Rendezvous mit einer Leiche" und drei Fernsehfilmen durch die 80er hindurch dann auch als definitiver Poirot-Darsteller gegolten haben... zumindest bis zu der britischen TV-Serie mit David Suchet, dessen Poirot nun wirklich direkt von den Seiten der Romane auf die Mattscheibe gesprungen sein könnte. Nun ja, Geschmackssache. Unstreitbar ist allerdings, dass der Whodunit?-Plot - wie so oft bei Christie - ganz einfach komplett engaging ist und von John Guillermin, der hier nach einigen Fehlschlägen wie "Shaft in Afrika" oder dem völlig versemmelten "King Kong"-Remake nochmal ein echtes filmisches Ausrufezeichen setzen konnte, auch in farbenprächtigen Bildern inszenatorisch hochwertig umgesetzt wurde. Dass on location in Ägypten und auf einem echten Nil-Dampfer gedreht wurde, verleiht dem Ganzen Authentizität und Atmosphäre, wie man sie heutzutage auf der Kino-Leinwand nur noch selten erlebt und die ein Kenneth Branagh bei seinen aktuellen Poirot-Debakeln, die als sterile Studio-Produktionen vor 'nem Green-Screen daherkommen und nachträglich breitgepinselt mit Computer-Wichse und CGI-Hintergründen ausstaffiert werden, niemals wird erreichen können. Das alles läuft zielgerichtet auf den formelmäßigen Höhepunkt zu, bei dem Hercule Poirot vor versammelter Mannschaft die genauen Hergänge der Morde nochmal rekapituliert und den (oder die) Täter entlarvt... eine schlussendliche Auflösung übrigens, bei der man sich als Zuschauer nicht irgendwie behubbst fühlt oder an der Nase herumgeführt vorkommt, weil einem zuvor irgendwelchen wichtigen Informationen vorenthalten wurden. Im Gegenteil, man hätte mit ein wenig Grübelei wirklich auch selbst drauf können. So bleibt "Tod auf dem Nil" für mich tatsächlich sowohl was Form als auch Inhalt anbelangt ein rundum perfekter Film, der auch nach 45 Jahren wirklich nichts von seinem Reiz eingebüßt hat. Großes Kino zum immer wieder ansehen (auch wenn man schon weiß, wer's war).
10/10