Achtung, Spoiler inside.
„Der Pakt der Wölfe“ ( OT: „Le Pacte des Loups“ ) vom französischen Regisseur Christophe Gans ( „Crying Freeman“, ebenfalls mit Mark Dacascos ) ist eine gelungene, spannende Genre–Erfrischung, irgendwo zwischen Historiendrama, Sittengemälde, Western, Sektenthriller, Hongkong–Kampfszenen und einer Prise „Sleepy Hollow“.
Gans versucht einen spannenden und durchaus innovativen und engagierten Spagat zwischen den Genres, was ihm ( leider nur größtenteils... ) gelingt. Angelegt als kostümfilmartiges Historiendrama liefert der Regisseur ein interessantes, ambitioniertes und durchaus ironisches Gesellschaftsportrait des vorrevolutionären Frankreichs, was ihm perfekt gelingt; ebenso lobenswert und uneingeschränkt gelungen ist einerseits die unter diesem „Deckmantel“ vollzogene Etablierung einer mystischen Horrorgeschichte à la „Sleepy Hollow“ und andererseits die nicht einmal überaus überzogen wirkende Einbettung spektakulär in Szene gesetzter Zeitlupen – Kämpfe à la Hongkong – Kino und Matrix in den ( auch ansonsten äußerst souverän, fesselnd und atmosphärisch und überdurchschnittlich gut inszenierten ) Film.
All dies ist erfolgreich und überzeugt, auch über die weiten Strecken, in denen sich der Film der Hintergrundstory und den Charakteren widmet und die Rahmenhandlung um die „Bestie“ fast vollkommen außer Acht lässt.
Aber dies alles gilt leider nur für die ersten 2/3 des Streifens; der erste Qualitätseinbruch ist die in den Nahaufnahmen nett getrickste, aber in den Totalen lächerlich animierte Computer-Animations – Bestie, die unfreiwillig komisch wirkt und nicht in den Film passt. Der zweite Qualitätseinbruch erfolgt nach dem irgendwie nicht gerade glaubhaft und „wirkungsvoll“ inszenierten Tod von Mark Dacascos; wenn Samuel le Bihan, der zuvor nur den gebildeten Forscher und Frauenheld ’raushängen ließ, plötzlich zum Einzelkämpfer und Rächer à la Rambo wird und in zwei im Vergleich zu vorher unspektakulären und übertriebenen Sequenzen die bösen Schergen niedermetzelt, wirkt dies auch nicht gerade realistisch und überzeugend. Schade, da der Streifen nach einigen handlungsmäßigen „Akte X“– (Verschwörungs- und Reinkarnations-) Déja-vus beim übertriebenen Endduell ( mit dem lächerlichen und unpassenden High-Tech-Schwert) zu einem fast schon Hollywood – kitschigen Ende noch mehr abflacht. Und, wie fast schon zu erwarten war, fehlt im Film selbst mal wieder die tolle Musik der Vorschau (der Trailer war musikalisch mit epischer Choral-Musik untermalt).
Schade, sehr schade; denn der Streifen hat(te) echt Potential, in den ersten eineinhalb Stunden konnte man dezent den Hauch eines Meisterwerks spüren... das der Film aufgrund der oben genannten Schwächen leider nicht geworden ist.
Dennoch muss „Der Pakt der Wölfe“ als zweites überdurchschnittliches Werk eines begabten, talentierten Regisseurs ( nach dem bereits oben erwähnten „Crying Freeman“ ) als ein großer Wurf des französischen Kinos gesehen werden; denn trotz der angeführten Mankos ist der Film spannend, innovativ, exzellent besetzt, sehenswert und ( größtenteils ) toll inszeniert: ( Eingeschränkte ) Empfehlung!