„Crying Freeman“ Marc Dacascos jagt mit Samuel Le Bihan eine sagenhafte Bestie
Story:
In den Jahren 1765 bis 1768 tötet eine sagenhafte Bestie Frauen und Kinder in der französischen Provinz Gévaudan. Mehrere Dutzend Menschen fallen dem Untier zum Opfer. Der König schickt nun Freigeist Grégoire de Fronsac und seinen Freund Mani in die Provinz um die Situation zu klären. Dort angekommen stößt man auf viele undurchsichtige Charaktere und neue Opfer. Greagoire verliebt sich, während kein Mittel gegen die Bestie gefunden wird. Beide kehren zum königlichen Hof zurück, wo den Menschen eine Lüge über die Identität des Monsters vorgesetzt wird. Doch damit können sie nicht leben und kehren zurück um die Bestie zu erlegen.
Christophe Gans hat mit diesem Film sein Ticket für Hollywood so gut wie gelöst. Der Film nimmt sich nach dem brutalen Einführungsüberfall der Bestie viel Zeit um den Zuschauer die verschiedenen Figuren vorzustellen. Diesem Teil verdankt dem Film auch seine Überlänge und seine größte Schwäche. Zu langatmig und dialoglastig geriet dieser Part des Films. Erst als die Soldaten des Königs auftreten bekommt der Film wieder Tempo. Das Ende möchte ich hier nicht spoilern, geriet aber viel intelligenter als erwartet. Gehirn einschalten ist angesagt!
Musik:
Der Film nutzt vielerlei Arten von Musik. Da sind leise Geigentöne in den romantischen oder erotischen Momenten, spannungsfördernde Musik in den Kampfszenen. Bambustrommeln und mystische Geräusche unterstützen die kalte und bedrohliche Atmosphäre des Waldes. Man merkt kaum, wie die Musik einen verführerisch umschleicht und einen atmosphärischen Mantel hüllt. Exzellente Arbeit
Atmosphäre:
Nach „Die purpurnen Flüsse“ ist „Pakt der Wölfe“ der zweite gute Export aus Frankreich. Im Augenblick scheinbar das einzige europäische Land, dass international überzeugen kann. Grad jetzt passend, da aus Hollywood viele Gurken kommen.
Der Anfang beginnt mit einer harten Ermordung einer Frau, sowie einem Dacascos, der ein paar abtrünnigen Soldaten zeigt, wo der Hammer hängt. Die spektakulären Kämpfe mit Zeitlupeneffekt passen zwar nicht wirklich zu dem Kostümstreifen, werden aber auch nicht übertrieben häufig genutzt und gerieten größtenteils noch recht realistisch.
Danach schlägt der Film eine ganz andere Linie ein. Veredelt wird das ganze aber durch tolle, düstere Optik der Wälder. Besonders im Regen ist die unheimliche Atmosphäre förmlich greifbar. In Gévaudan werden unseren Helden dann erstmal allerlei Figuren vorgestellt, bei der man sich unbedingt die ganzen französischen Namen merken sollte. Sonst gerät man nämlich beim Verfolgen des Films schnell ins „schwimmen. Während man nun zur konventionellen Treibjagd bläst, hat Grégoire de Fronsac nichts anderes als Frauen im Kopf. Hier befindet sich aber ein Schwachpunkt. Auf einen Blick auf das Monster muss verzichtet werden, statt dessen darf man sich Liebesabenteuer Grégoires ansehen. Aber welchen Zuschauer interessiert das? Der Zuschauer will sehen, wie er das Monster zur Strecke bringt. Die Figur verliert hier an Glaubwürdigkeit, da sie sich nicht auf die Jagd sondern auf Frauen konzentriert. Über eine zu lange Strecke dominieren Dialoge und mystische Erotik (Freudenhaus). Weitere Morde geschehen.
Erst als die königliche Garde auftaucht und Multitalent Grégoire aus einem Wolf eine Bestie basteln muss, damit der königliche Hof zufrieden ist, nimmt der Film endlich wieder Fahrt auf.
Grégoire kehrt mit Mani zurück. Ob nun wegen der Frau, oder weil die Morde weitergehen bleibt ungeklärt. Fragwürdig auch, dass grad am Abend der Ankunft man die Bestie zum ersten Mal richtig sieht. Komisch, dass sich Grégoire ,nur mit einem Stock bewaffnet, wehren kann. Die Bestie ist übrigens ein wenig enttäuschend und erinnert an „Das Relikt“. Ein computeranimiertes CGI Monster will nicht so recht in so einen Kostümfilm passen. Von hier an ändert der Film aber seine Linie und setzt mehr auf Action.
Grégoire de Fronsac und Mani lauern dem Vieh (nach eingehenden Schießübungen auf Kürbisse) im Wald auf.
Von nun an werde ich im folgenden Bereich spoilern, also aufgepasst:
Mit Holzfallen und Hackbeil, sowie einer Muskete wird versucht das Vieh zu dritt zu erlegen. Das Untier wird verletzt, kann aber entkommen. Der Kampf ist spannend und schnell geschnitten, so dass keine größeren blutigen Details zu sehen sind. Als Mani es zu seinem Heim verfolgt, stößt er auf dessen Geheimnis. Ein religiöser Geheimbund hat das Vieh abgerichtet, um den König zu zeigen was Glaube zu tun vermag. Nämlich ein ganzes Königreich in Angst und Schrecken zu versetzen. Mani wird aber entdeckt und muss nach langem Kampf per Kugel das Zeitliche segnen.
Grégoire rastet danach aus und beginnt einen Rachefeldzug. Nach simplen Überlegungen (Ich frage mich ehrlich, warum da noch keiner vorher drauf gekommen ist) reitet er zum Quartier des Geheimbundes in den Wald. Was folgt ist ein hartes blutiges Massaker, bei dem der Einsatz der Geräusche „spritzendes Blut“ und „Messer schneidet durch menschliches Fleisch“ doch arg ausgelutscht wird. Auch hier wird wieder auf übertrieben blutige Details verzichtet. Man spürt die Wut Grégoires aber förmlich. In jedem tötlichen Schlag liegt purer Haß. Da er der Wahrheit (wie schon ein bestimmter FBI Agent) zu Nahe kam wird er weggesperrt und wartet auf die Hinrichtung. Dank einer rätselhaften Schönheit stirbt er aber erst, um wenig später nach seiner Beerdigung wieder ausgegraben zu werden. Interessant, wie weit die Medizin damals schon war....
Der einarmige Wolfsbändiger Jean-François de Morangias offenbart seiner Schwester, mit der er inzüchtig Liebe machen möchte, was er ist. Sein zweiter Arm ist „verändert“. Verletzt von dem Wesen. Geklärt wird hier im Film leider nicht ob der verletzte Junge, welcher mit Grégoire und Mani ins Feld zog, ebenfalls Veränderungen am Arm besitzt.
Grégoire steht wie Jesus von den Toten auf (Übrigens auch christliche Anspielung bei Mani, als er blutend am Kreuz hängt, sowie das oft gezeigte Jesusbild am Kreuz) und holt sich Soldaten.
Was folgt ist ein finales Massaker mit einem kernigen Duell: Grégoire de Fronsac vs Jean-François de Morangias. Speziell das scheinbar simple Holzschwert Morangises und der tötliche Fächer sind tolle Überraschungen. Am Ende wird auch größtenteils auf die Zeitlupen verzichtet. Um das Happy End komplett zu machen heilt Grégoire seine erkrankte Geliebte und gibt dem Fabeltier den Gnadenschuß. Friede, Freude, Eierkuchen.......
Die Idee mit der Zensur des Buches und der religiösen Sekte war anspruchsvoller, als ich erwartet habe. Suspekt waren mir aber die Zusammenhänge der Hauptcharaktere im der Provinz. Denn irgendwie schien fast jeder dazu zugehören. Auf welche Weise oder auf Grund welcher Motivation und Ziele bleibt unbekannt.
---------SPOILER ENDE----------
Im Übrigen spielt Christophe Gans sehr gern mit visuellen Effekten. So steht der Glanz und der Versailler Gärten im krassen Gegensatz zum düsteren unheimlichen Wald oder der helle, freundliche Himmel gegen den grauen, verregneten Himmel. Verzichten hätte man auf den Versuch eine Message a la „Indianer (Ausländer) sind wie wir“ mitzuschicken. Das geschieht nämlich sehr amateurhaft und lächerlich. Allein die Szene mit Mani im Freudenhaus......
A pro po Mani: Kann mir mal jemand erklären, was die „Ich schüttele erst mal lässig mein Haar bevor ich das Monster weiterverfolge“ Aktion sollte? Diese Szene passte so gut, wie ein Apfel in einen Birnenbaum.
Trotz vieler recht deutlicher Schwächen ist der Film ein ansehbares Gesamtwerk, bei der die Überlänge aber sauer aufstößt. Der erste Teil des Films hätte bei weitem nicht so ausführlich sein müssen, denn da kommt schon mal Langeweile auf. Ich gehe mal davon aus, dass sich bei diesem Film noch so einige Meinungen scheiden werden. Wir waren zu viert im Film und ich war der einzige der ihn gut fand. Das verbleibende Trio hielt ihn für einen langweiligen Kostümschinken. So viel dazu, also selber ein Bild machen!
Schauspieler:
Samuel Le Bihan erinnert mich als Grégoire de Fronsac von Ausehen und Auftreten stark an den jungen Christopher Lambert. Sein Blick und seine humorige Art sind eindeutige Merkmale des Highlanders. Das Multitalent wirkt zwar etwas überzeichnet (Philosoph, Zeichner, Wissenschaftler, Präparateur, Jäger..... Was kann der Mann eigentlich nicht?), hat aber von Anfang bis Ende die Zuschauer auf seiner Seite. Den Glanz eines Christopher Lamberts erreicht er aber leider nicht. Der Mann wäre in meinen Augen übrigens die Idealbesetzung gewesen. Dennoch ist er noch ein recht unverbrauchter Schauspieler, der mit dieser Leistung mit Angeboten überschüttet werden dürfte. Der überzeugende Glanzauftritt ist ihm aber nicht gelungen.
Marc Dacascos gelang das Mani schon besser. Dacascos ist hier ganz in seinem Element. Er hat fast weniger zu sagen als Arni in „Terminator“ und überzeugt durch seine Kampftechnik, sowie Ausstrahlung. Dank seines Aussehens nimmt man ihm den Indianer locker ab. Nur mit dem Ausdruck von Emotionen ist es nicht so weit her. Würde aber auch nicht so gut zu Mani passen. Er hat hier keine Rolle, für die man nicht viel Talent sondern Können braucht. Und kämpfen kann der Mann nun mal.....
Fazit:
Unterhaltsamer Trip in die Geschichte Frankreichs mit herrlicher Atmosphäre und Bildern, bei denen man die Zunge genussvoll schmalzen lassen kann. Trotzdem weißt die Inszenierung bezüglich des Drehbuchs grobe Fehler und Ungereimtheiten auf. Dazu ist der erste Teil des Films zu langatmig. Für Spannung und Action ist aber gesorgt, denn der Mix aus Kostümfilm, Fantasy, Martial Arts Fights uvm funktioniert meistens. So ergibt sich ein guter, anspruchsvoller Film, mit dessen Potential man aber auch ein Meisterwerk hätte machen können.