Nach dem erbärmlichen "Dahmer", dem mittelmäßigen "Gacy" und dem überraschend guten "Ted Bundy", war ich sehr gespannt, was mich wohl mit "Ed Gein" erwarten würde. Über eine schlechte Vorlage konnte sich Chuck Parello schließlih nicht beklagen, denn der Echte Eddie war wohl einer der abartigsten seiner Art. Wen wundert es da, dass der Stoff bereits dutzendfach als Vorbild für heute berühmte Filme diente? "Das Schweigen der Lämmer", "Psycho", "Texas Chainsaw Massacre" und noch viele mehr, sie alle bedienten sich den Taten des perversen Irren aus Wisconsin. Und wenn schon die eben genannten Filme genial waren, dann darf man doch von einem Streifen, der das Leben Geins zeigt, nur das Beste erwarten, oder? Nun, dieser Ansicht war ich auch, doch in einem Punkt unterscheidet sich Parellos "Ed Gein" gewaltig von den eben genannten Beispielen. Er legt es weder darauf an, Abscheulichkeiten à la "Texas Chainsaw Massacre" zu zeigen, noch Spannung aufzubauen, wie dies Hitchcock bei "Psycho" tat. Nein, was den Freund von Serienkillerverfilmungen hier erwartet, ist eher als Aufdeckung der wichtigen Hintergründe um Ed Gein zu betrachten.
Damit lässt sich schon jetzt die gleiche Schlussfolgerung ziehen, die ich auch schon bei "Dahmer", "Gacy" und "Ted Bundy" benutze: Wer auf einen spannenden, abartigen Thriller hofft, der wird enttäuscht sein, denn "Ed Gein" hat, bis auf wenige Szenen, nichts von beidem. Der Film wurde eher ruhig inszeniert und zeigt uns einen Mann, der von klein auf sehr an seiner Mutter hing, auch wenn diese ihn immer von oben herab behandelte. Daraus entwickelt sich eine krankhafte Mutterliebe, die später auch der Grund für die abartigen Taten Geins war. Auch wenn der Streifen das Ganze eher gelassen angeht, so wäre es falsch von langatmigkeit zu sprechen, denn langeweile kommt hier niemals auf, das Interesse am Film ging zumindest bei mir zu keinem Zeitpunkt verloren.
Demzufolge lässt sich jedoch auch mit Sicherheit sagen, das Splatterfans und Freunde von gepflegter Schauerunterhaltung hiervon ihre Finger lassen sollten. Einzig und allein Filmfreunde, die sich für das Thema Serienmord interessieren, kommen hier auf ihre Kosten, denn Chuck Parello ließ es sich nicht nehmen, vieles aus Geins Leben zu zeigen. Seien es nun Szenen aus seiner traurigen Kindheit oder Momente, in denen er sich als Erwachsener einbildet, dass ihm der Geist seiner Mutter erscheinen würde. "Ed Gein" ist definitiv die mitleidserregendste der vier Serienkillerfilme in der Collection von E-M-S, da Ed Gein im Prinzip nichts dafür konnte, dass er aus seiner Kindheit einen derartigen Schaden davontrug. Die Schuld ist bei seinen Eltern zu suchen und dies zeigt Chuck Parello auch deutlich, ohne um den heißen Brei herumzureden.
Wer sich für Serienkiller interessiert, kann hier ohne bösen Hintergedanken zugreifen, denn "Ed Gein" liefert interessante Einblicke in das Leben des gleichnamigen Mörders. Wer jedoch einen spannenden und brutalen Streifen sehen möchte, der das Thema selbstzweckhaft ausschlachtet, wird enttäuscht werden, da es Chuck Parello eindeutig nicht darum ging, möglichst viele Perversitäten zu zeigen. Lediglich am Ende erhalten wir einen kleinen Einblick in Eds makabere Sammlung, doch dies ist nicht der Rede wert, weshalb die FSK 18 auch absolut unangebracht und vermutlich nur Mittel zum Zweck ist, um mehr Käufer anzulocken.