Review

War and Beauty

Mit TV-Soaps ist das immer so eine Sache. Meist sind es billige Produktionen mit zweit- oder drittklassigen Schauspielern welche, oft überzeichnet, eine klischeehafte Story wiedergeben. Wie hier zu Lande, gilt dies auch für asiatische TV-Produktionen. Dennoch gelten sie auch als Kaderschmiede der asiatischen Filmbrache. International Bekannte Darsteller wie Maggie Cheung Man-Yuk oder Chow Yun Fat haben in TV-Soaps ihre Karriere begonnen. Ein weiteres Novum in Asien sind Serien, welche sich in einem historischen Rahmen bewegen. In westlichen Breiten gibt es hier kaum Vergleiche. Produktionen wie „The Romance of three Kingdoms“, „Jewel in the Palace“, „Damo - The Undercover Lady Detective“ oder auch die „Condor Heroes“-Sagas sind hier gute Beispiele. Oft greifen diese Produktionen auch Elemente der klassischen chinesischen Literatur auf, als Beispiel sei hier die auch in Deutschland bekannte Serie „Die Rebellen vom Liang Shan Po“ genannt. Einige dieser Serien stechen hier deutlich aus der Masse der Billigproduktionen heraus, so auch „War and Beauty“.
Kritik: Diese Serie gehört zu den aufwändigsten TVB-Produktionen, die Kosten betrugen über 10 Millionen HK$. Sie besteht aus 30 Episoden a 45 Minuten und folgt einer festen Storyline, welche die Jahre 1811 bis 1813 abzudecken scheint. Der finale Aufstand scheint wohl der Rebellion der „Sekte des Himmelsgesetzes“ zu entsprechen, welchen es 1813 gelang, bis in die Verbotene Stadt vorzudringen. So, wenn jetzt jemand auf die Idee kommt, das es sich hier um eine tolle Action-Serie mit riesigen Massenszenen handelt – HALT! Darum geht es in dieser Serie nicht. Der Aufstand ist hier nur eine Randnotiz und wird auch nicht weiter beleuchtet. Er ermöglicht lediglich die Handlung abzuschließen. Somit überwiegt in dieser Serie auch keinesfalls der Actiongehalt sondern eher Dialogszenen. Speziell am Anfang der Serie wird man als Zuschauer auf eine Geduldsprobe gestellt, da man erst langsam hinter die Machtverhältnisse im Palast kommt. Somit ist man versucht, das Ganze als Zickenkrieg abzutun, was auch durchaus seine Bestätigung findet. Erst im weiteren Verlauf offenbaren sich die großen Intrigen und Geheimnisse der Charaktere. Serientypisch sind diese ein ganzes Konglomerat aus Liebe, Hass und Leidenschaften. Dabei macht es die Serie dem westlichen Zuschauer natürlich auch nicht leicht, da man schon ordentlich aufpassen muss um die Namen auch den richtigen Personen zuordnen zu können. Glücklicherweise werden wichtige Szenen und Dialoge ja meist von entsprechend dramatischem Score untermalt und alle Charaktere haben dann meist auch den „Leone-Blick“ wie ich den gern nenne. Nachdem die Handlung erstmal in Schwung gekommen ist, gibt’s auch kein Halten mehr. Da wird intrigiert, gelitten und geliebt, was das Zeug hält. Auch der dramatische Part steigt kontinuierlich an. Einige Nebencharaktere segnen ziemlich schnell das Zeitliche aber auch der Stammcast bleibt nicht vor erheblichen Verlusten verschont. Auch hier unterscheiden sich asiatische Soaps oft von westlichen. Aus der Darstellerriege gerade zu heraus ragt Sheren Tang als Madam Yue. Man-oh-man was für eine Ausgeburt an Intrigantin, selbst den Tod ihrer Tochter (sehr dramatisch – schluchz) nutzt sie noch aus. Leider ist ihre Charakterentwicklung gegen Ende der Serie dann etwas weniger nachvollziehbar, was jedoch nicht Sheren Tangs schauspielerischer Leistung sondern nur dem Drehbuch zu zuschreiben ist. Aber auch die anderen Darsteller geben hier durchweg eine sehenswerte Leistung ab. Zusätzlich wird man mit einer, für Serienverhältnisse grandiosen Ausstattung belohnt. Die meisten Außenaufnahmen entstanden tatsächlich in der Verbotenen Stadt, was der Serie eine sehr authentischen Touch verleiht. Schließlich sind die auch Kostüme der Darsteller, vor allem der weiblichen, einfach unglaublich. Hier hat man wahrlich geklotzt. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, inzwischen auf in westlichen Gefilden eine große Fangemeinde, der ich mich zuzählen darf.

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