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Ed Wood heute

Ed Wood, der als schlechtester Regisseur aller Zeiten ausgezeichnet wurde, lebt und zwar als Inkarnation von B-Filmer Bobby Bowfinger (herrliche Alliteration!), den Steve Martin, der auch das Drehbuch schrieb, mit Verve verkörpert. Bowfinger ist ein Idealist, weil er nicht anders kann. Ein Visionär, der nur auf das richtige Drehbuch wartet und es zu Beginn des Films auch findet. Ein Angestellter von ihm hat es geschrieben, der eigentlich Buchhalter ist, und das Buch scheint so genial zu sein, das sich die Studios darum reißen werden. Dabei kann das Drehbuch, mit dem herrlichen Titel „Chubby Rain“ wohl eher mit Roland Emmerichs und Dean Devlins Drehbuch für „Independence Day“ konkurrieren. Es geht um Geschlechtsverkehr mit Aliens; Men in Black, die im fertigen Film eher den Blues Brothers ähneln; und einem Helden, der am Ende triumphal „Ihr seid erledigt, ihr Säcke!“ brüllt. Konnte Emmerich sein Machwerk doch ordentlich umsetzen und in einen erfolgreichen Blockbuster verwandeln, so wird Bowfinger doch das traurige Schicksal des oben erwähnten Regisseurs zuteil, denkt man jedenfalls. Ein Star, glaubt Bowfinger, muss her, um den Erfolg zu sichern. Er denkt an Kit Ramsey (Eddie Murphy), den angesagtesten Actionstar Hollywoods. Als er diesen antrifft, kann der sich nicht einmal dazu durchringen, das Drehbuch zu lesen. Bowfinger weiß nicht, was er tun soll. Er wollte Ramsey, und seiner Crew erzählte er auch noch, dass dieser tatsächlich zusagt. So muss er den Film drehen, mit Ramsey, der davon aber nichts mitbekommt.

„Bowfingers große Nummer“ von Frank Oz lebt größtenteils von seiner Ausgangsidee, die viel Raum für Gags lässt. Diese werden auch genutzt, aber manchmal will der Funke nicht überspringen. Zu brav kommt der Film letztendlich daher, er will niemandem wirklich wehtun, schon gar nicht Hollywood. Auch wenn Bowfingers Crew letztendlich aus mexikanischen Einwanderern besteht, die wunderbar eingeführt werden und der von Robert Downey Jr. gespielte Produzent sich freut, dass er bei der Scheidung sein Auto behalten hat und die Kinder losgeworden ist, ist die Satire doch zu lasch, und verkommt zum Klamauk. Einem Klamauk, der immerhin bestens zu unterhalten weiß.

Steve Martins Drehbuch ist solide, aber vor allem zeigt es verschenktes Potential. Wenn Bowfingers Lüge aufgedeckt wird, so nehmen ihm seine Mitarbeiter das ganze nicht besonders krumm und können gut damit leben. Konfliktpotential wird nicht ausgeschöpft. Dennoch gibt es eine Szene, die wirklich seelenverwandt zu sein scheint mit Tim Burtons „Ed Wood“: Die Premiere des nun doch gedrehten Films „Chubby Rain“ gleicht der Szene, in der Wood seinen „Plan 9 aus dem Weltall“ zum ersten Mal mit tränenüberfüllten Augen vorstellt. Er hat etwas geschaffen, wir wissen, dass es schlecht ist und niemals erfolgreich werden wird, aber er ist glücklich, dass sein Film nun endlich auf der Leinwand zu sehen ist. Dasselbe entnehmen wir Bowfingers Gesicht, dieselbe Freude, derselbe Stolz. Das Schicksal Woods teilt Martins Regisseur nicht. Er darf sogar einen Film in Taiwan drehen. Mit Kit Ramseys Bruder. Er produziert zwar Schundware. Aber er ist im Geschäft.

Der Film hat einige gute Stars vorzuweisen, die sich aber innerhalb ihrer Rollen bewegen, wie Meerschweinchen im Laufrad. Robert Downey Jr. ist und bleibt die Karikatur eines Hollywood-Produzenten, Terence Stamp ist ein Sektenführer mit Vorliebe für seine prominenten Anhänger und Jamie Kennedy, der sein volles Potential in Wes Cravens „Scream“-Trilogie ausspielen konnte, ist hier nur der loyale Gehilfe, den er in „Jay und Silent Bob schlagen zurück“ (R.: Kevin Smith) sogar parodiert. Einzig Eddie Murphy, der in einer Doppelrolle auftritt, kann für den ein oder anderen schauspielerischen Höhepunkt sorgen. Der leicht debile Bruder des Actionstars Ramsey ist ihm sogar noch besser anzusehen als Ramsey selbst.

Letztendlich ist der Film zu sympathisch, als dass man ihm wirklich böse sein kann. Auch wenn der Eindruck des Harmlosen nie ganz verfliegt, der Film unterhält bestens, und funktioniert als Satire deutlich besser als beispielsweise Stillers „Zoolander“.

Ich würde zu gern „Chubby Rain“ einmal sehen. Ich würde den Film lieben. Ganz bestimmt.

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