Die Tony Jaa Adventures gehen weiter.
Da sitzen also nun die Produzenten am Konferrenztisch und beschließen nach langem Kopfzerbrechen Ong Bak ganz einfach zu recyceln.
So muss unser Held Kham (Tony Jaa) diesmal nicht eine entführte Buddah Statue zurückholen, sondern zwei Elefanten, die ja bekanntlich für die Thailänder zur Familie gehören.
Dies wird am dem Zuschauer ganz am Anfang detailliert eingetrichtert, wie wichtig die Elefanten sind, und wie viel Spass die Dorfkinder mit diesen haben.
Und da werden nun die Elefanten von ein paar bösen Typen gekidnappt, und der traditions- und sittenbewusste Kham ist stinksauer.
So macht sich der Film mit noch weniger Vorgeplenkel als in Ong Bak gleich damit auf, den Helden auf die Suche nach den Elefanten zu schicken, und dessen Reise führt ihn diesmal nach Sidney.
Wahnsinnig originell, doch was ist das?
Die Autoren quetschen noch eine Art Nebenplot ins Script um eine Mordverschwörung, einem schier korrupten Polizisten, und einer geheimnisvollen Prostituierten.
Die große Überraschung von „Revenge of the Warrioir“ ist dann schließlich, dass diese Nebenhandlung mit den gestohlenen Elefanten genauso wenig zu tun hat wie Bill Gates mit einer südbrasilianischen Bananenplantage. Dieses große Fragezeichen, welches sich aus dem Zuschauer erhebt wird noch gesteigert, indem diese Nebenhandlung nicht einmal richtig aufgelöst, sondern ganz einfach vom Autoren vergessen wird…
Haben da wohlmöglich zwei Autoren, die jeweils Drehbücher für verschiedene Filme geschrieben haben, aus Versehen ihre Unterlagen kurzzeitig vertauscht, nachdem die tollpatschige Sekretärin stolperte und ein Papierchaos anrichtete?
Dem ist anzunehmen, denn viele der „Handlungsszenen“ erscheinen unnötig und nicht sehr sinnvoll, damit sind die 110min eindeutig zu lange, hätte man daraus doch einen wesentlich kurzweiligeren Martial-Arts-Kracher machen können.
Doch hat man sich dann erstmal durch die paar Dialogszenen hindurch gelangweilt, bekommt man auch schon die hübschen Actionszenen geboten, die sich alle nach Ong Bak erhofft haben.
Hier tut der Film das, was man von einem „Comeback“ erwartet. Was Ong Bak gut konnte, steigert nun Revenge of the Warrior ins Unermässliche, und sorgt für ausfallende Augäpfel.
Nicht nur, dass Tony Jaa hier wieder seine Muay thai Künste inklusive einiger Aikido-Einlagen in voller Pracht presentieren darf, nein diesmal hat auch der Regessieur dazugelernt, und weiß aus seinem talentierten Kämpfer mehr rauszuholen als es Jaa selber glaubte, und inszeniert auch wesentlich verträglicher, also ohne den aufgesetzten selbstzweckhaften Schnitt aus Ong Bak.
Tony Jaa übertrifft sich selbst in den Kampfszenen, und zeigt verdammt gute Akrobatik, mit mehr Eleganz und zugleich viel mehr Wucht. Es sieht wirklich witzig aus, wie er dem bösen am Schreibtisch mit seinem Schienbein den Arm verrenkt, und zu Boden bringt. Aber das ist noch das Geringste. Jede akrobatische Einlage aus Ong Bak versucht Jaa nun wiederzuverwerten oder gar zu toppen, indem er diesmal nicht einfach über die Schultern seiner Gegner läuft, sondern im Zickzack einen engen Gang durchhopst.
Der hektische Schnitt aus dem Vorgänger wurde behoben, und diesmal darf sich Jaa in mehreren langen Einstellungen schnittlos durch Gegner-Scharen prügeln, und die Choreographie ist dabei vom allerfeinsten. Die Kampfszene mit den Skatern in der Lagerhalle ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Minutenlangen Fight im Nutten-Hotel, welcher durch mehrere Stockwerke geht, und die Kamera sich dabei immer zur bestmöglichsten Position bewegt, um das Kampfgeschehen aus einer optimalen Perspektive zu zeigen.
Was in dem Film besonders auffällt, ist die Anlehnung an diverse Popkultur, welche hier mal offensichtlich, mal weniger offensichtlich eingebunden wird, damit der Film für Kenner umso interessanter ist.
Das fängt bereits am Anfang mit dem Jackie Chan Double an, welches einfach mal ein wenig in die Kamera guckt, weil es Fans sicherlich begrüßen, wenn der große Jackie Chan (natürlich nicht der echte) seinen quasi inoffiziellen Nachfolger begegnet.
Die erwähnte minutenlange Stockwerksequenz könnte als Hommage an Bruce Lee’s „Game of Death“ betrachtet werden; die später im Film folgenden Kampfkünstler unterschiedlicher Stile verstärken schließlich diese Vermutung. Der Kampf im Flammenraum auf bewässertem Boden war schon mal eine spitzen Idee, und nun taucht da ein Kämpfer nach dem anderen auf, wovon der erste ein brasilianischer Capoeira Kämpfer ist, der nicht nur wegen des Kampfstiles, sondern auch wegen des bloßen Äußeren der Videospiel Figur aus Tekken 3 „Eddy Gordo“ sehr stark ähnelt. Da der Kampf auf nassen Boden stattfindet, sehen die akrobatischen Einlagen von Jaa und dem teils breakdancenden Eddie besonders spektakulär aus, und dürfte somit der beste One-on-One im Film sein.
Dann, beim Kampf gegen den Schwertkämpfer, guckt sich Kham einen Trick von Harrison Ford ab, und versteckt sich hinter einem rollenden Rießenschild. Anschließend taucht dann auch noch der Wrestler Nathan Jones auf, der für Kham einen schier unbezwingbaren Gegner darstellt, und hier wird der Film wirklich spannend, wenn man mal einen überlegenen Gegner sieht, den Jaa gar nicht so leicht runter knocken kann. Fast schon größenwahnsinnig wird es, wenn Jaa am Ende mehreren dieses WWF-Formates gegenübersteht und diese schließlich mit Elefantenknochen vermöbelt, und da ist dann jeder letzte Zweifel beseitigt, dass sich die Macher gar nicht genug übertoppen konnten mit solchen skurillen Ideen.
Apropos Knochen, davon darf Jaa jede Menge brechen, in der Kampfszene davor. Mehrere Dutzend schwarz bekleidete Gegner greifen Jaa von allein Seiten an, doch dieser ist wegen seines in Gold verwandelten Elefanten sauer, und macht kurzen Prozess mit der Gegnerscharr. Ohne jegliche Gnade greift er sich den nächst besten Angreifer und verdreht Arme und Beine, dass Steven Saegal vor Neid erblassen würde, und die deutschen Video-Verleiher ärgern sich grün und blau Jahrzehnte zuvor Jackie Chans „Drunken Master“ in „Sie nannten ihn Knochenbrecher“ umzutaufen, was sie sich eben für diesen Film hätten aufsparen können.
Die Kampfszenen sind wirklich vom allerfeinsten und lassen Ong Bak wie Rentner-Gymnastik am Sonntag aussehen.
Doch das war es dann auch. Denn auch Revenge of the Warrior krankt an einem viel zu simplen sowie aber auch verwirrenden Plot, der unnötigen Nebenhandlung sei dank.
In Sachen Dialogen ist schwer zu sagen, ob RotW eine Verbesserung darstellt. Zwar habe ich mich nicht so ganz über eine solche Dähmlichkeit aufregen müssen wie in Ong Bak, dafür aber fehlen umso mehr Textpassagen.
Wenn ich nun zurückdenke fallen mir nicht viele Dialoge ein, und Kham hat den gesamten Film über auch nur dieselbe Frage, nämlich „Wo ist mein Elefant“.
An den Rest kann ich mich nicht erinnern, der andere Teil bestand aus Geschrei, Gekreische und Gebrüll.
Wenigstens zeigt Jaa etwas mehr Gesichtsmimik als in Ong Bak, seine große Trauerszene um den Elefanten mag zwar unfreiwillig komisch aussehen, dafür aber versucht er es ja zumindest, und man kann ihm nicht vorwerfen er hätte ein steinernes Gesicht.
Dies kann man eher dem Bösewicht, der die Elefanten gestohlen hat vorwerfen. Der macht ständig denselben lässigen Blick in die Kamera, möglichst mit hingedrehten Kopf. Immer steht er seitlich da, und guckt mit seinem angeberischen Blick in die Kamera, weil er sich für etwas besseres hält, bis er von Kham ordentlich verhauen wird.
So ist Revenge of the Warrior ein mehr als zufrieden stellender Martialarts Kracher, der solch brachiale Action zeigt, die so ziemlich den Olymp des Genres darstellen sollte. Was Ong Bak gut konnte, macht RotW dreimal so gut, und setzt noch mal 5 drauf. Was Ong Bak nicht konnte, macht der Film teils schlechter teils besser. Die Story scheint simpel zu sein, bis dann der Mord an den Oberkommissar getätigt wird, dann ist nämlich nicht klar, was das ganze mit den Elefanten zu tun hat. Dafür aber ist der Verlauf nicht ganz so dämlich wie in Ong Bak.
Eigentlich in jedem Fall besser als der „Vorgänger“. Wer Ong Bak mochte, wird den hier lieben. Wer Ong Bak nicht möchte, wird mit dem hier auch nicht viel mehr anfangen können.
Aber man muss eben wissen worauf man sich einlässt. Das hier ist anspruchslose Zirkusunterhaltung vom aller Feinsten.