Ich habe Ong-Bak gesehen. Er hat mich damals nicht vom Hocker gerissen, was aber ganz und gar nicht an Tony Jaa’s Kampfkünsten lag, sondern eher an einer recht mageren Storyline und an der schwachen schauspielerischen Leistung fast ALLER Darsteller. So sagte ich mir damals: „Was soll’s? Es ist ein Eastern, vergiss die Schauspielerei. Hauptsache, die Actionszenen passen. Beim nächsten Mal kriegen Sie bestimmt auch noch einen guten Film um die Kampfszenen herum hin…“
Tja, Pech gehabt. So kann man sich täuschen. Aber eines nach dem anderen.
Die Story ist wie auch in Ong-Bak schnell erklärt (und unterscheidet sich auch nicht gerade sehr vom Vorgänger): Traditionelle Dorfidylle, Tony Jaa wird von seinem Vater in der Kampfkunst geschult, Dorf wird überfallen, Heiligtum wird überraschenderweise!!! erst bei einem Wettbewerb in der Stadt gestohlen, Held macht sich auf um Heiligtum im Alleingang mittels seiner erlernten Kampfkünste zurück zu holen. Die Unterschiede zu Ong-Bak beschränken sich auf die Tatsache dass es sich um zwei (zumindest zu anfangs noch lebendigen) Elefanten geht, und nicht um einen Buddha-Statue.
Zu der Darstellung: Tony Jaa spielt pathetisch. Er ist zweifellos ein riesiges Turn- und Kampfsporttalent, allerdings ist er schauspielerisch eine Null. Normalerweise nicht sooo ein Riesenproblem für mich, richtig auffallen tut es nur durch die verhältnismässige Ähnlichkeit der Story und der Charakter.
Viele Schauspieler hat man bereits in Ong-Bak gesehen, also auch ohne den Film gesehen zu haben, kann man z. B. bei Einblendung eines neuen Charakters fast zu 100% Sicherheit sagen: „Aha, der spielt wohl wieder die lustige Nebenrolle“, oder „Aha, der weibliche Part des Rächerteams!“. Vorhersehbar, undurchdacht und nicht spannend.
Dies gilt allerdings wiederum nicht für die Kämpfe selbst, denn dort kann Tony Jaa natürlich mit seinem Können punkten. Einige dieser Szenen suchen wirklich ihresgleichen: Mal tempogeladen, mal ruhig abschätzend, neue und renomierte Ideen und Einstellungen werden hübsch kombiniert – Klasse. Nett sind auch die Gegner, die kontrastreich sind, und wieder ein bisschen Street Fighter Feeling aufkommen lassen, auch ohne Untergrundkämpfe.
Kamera/Bild: Keine Überraschungen oder Besonderheiten. Ab und zu bekommt man eine besondere Einstellung zu sehen, wie z. B. die Verfolgerkamera bei der Szene im Restaurant, als er sich Stockwerk für Stockwerk hocharbeitet. Ab und zu kommt eine Spur von Atmosphäre auf und man glaubt wirklich in Sydney oder in dessen Thai- und Chinesenviertel zu sein.
Eine wirkliche Verbesserung zum Vorgänger, ist der sparsamere Einsatz von Slowmotions und Wiederholungen, die ja bei Ong-Bak richtiggehend zelebriert wurden. Man muss jetzt aber hier sagen, dass die SFX stimmungs- und grösstenteils geschmackvoll eingebunden wurden. So soll es sein! Musik: Netter Soundtrack mit einigen Hip-Hop und Technotracks.
Die orchestrale Untermalung mit leichten traditionellen Einflüssen geriet jedoch sehr, sehr mittelmässig. Spannung wird der Begleitmusik nicht unbedingt erzeugt, obwohl sich die Musik damit sicherlich schwer tut, wenn der Film und die Handlung an sich schon keine wirkliche Spannung erzeugen.
Fazit: Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich gähne und Szenen am liebsten überspringen würde. Ich habe mich in dem Film nur von Actionszene zu Actionszene gerettet, und ich bildete mir bis jetzt ein, dahingehend doch ein wenig belastbar zu sein. Kommen wir zum Punkt: Wenn ich nur die Actionszenen und die Kämpfe bewerten müsste, würde locker eine 9 rausspringen.
Für die schwache Story, die fast 1:1 kopiert wurde, für die Langeweile zwischen den Kämpfen und die Klischeebreittreterei, den unglaublichen Kitsch bezüglich Tom’s Elefantenfreund und seine grenzenlos intelligenten Dialoge ;-) , und für die größtenteils schwachen und stereotypen schauspielerischen Leistungen würde ich 2 oder 3 Punkte vergeben.
Das Ende vom Lied: Gerade so noch 5 Punkte, weil ich bei einem Eastern die Story und die schauspielerischen Leistungen nicht allzu hoch bewerten will und weil die Action an für sich schon passt.