In London geht die Angst um. Durch die Straßen zieht ein Wahnsinniger, der sich selbst „Der Rächer“ nennt und eine Visitenkarte am Tatort hinterlässt. 7 Frauen hat er inzwischen getötet und sie waren alle blond gelockt. Nicht nur der Typus der Opfer ist wiederkehrend, denn zusätzlich hat er sich grundsätzlich den Dienstag als Mordnacht ausgesucht.
Die Bevölkerung ist in Panik. Zeitgleich versucht die Familie Bunting, die in der Nähe der mörderischen Gegend wohnt, ein Zimmer zu vermieten. Dort meldet sich eines Abends ein seltsamer Mann, der das Zimmer gerne hätte. Auch wenn der Sonderling eher argwöhnisch gemustert wird, bekommt er das Zimmer. Doch als er Dienstag nachts das Haus verlässt und am nächsten Morgen wieder eine Leiche gefunden wird, ist Familie Bunting schnell im Schatten des Zweifels. Nur Daisy, die Tochter des Hauses hat an dem jungen Mann Gefallen gefunden, der nicht nur irgendwie seltsam, sondern auch anscheinend sympathische Züge aufweist. In jedem Fall hat er aber etwas zu verbergen, denn in seinem Zimmer hängt er die Bilder von blonden Frauen ab und zusätzlich hat er eine seltsame Tasche bei sich, die er wie seinen Augapfel hütet. Ein weiteres Problem sind die Haare von Daisy: Sie ist blond gelockt und somit ein perfektes Opfer für den Killer…
Seinen dritten Spielfilm, nannte Hitch selbst den ersten Hitchcock-Film, was irgendwie auch stimmt. Lieferte „The Pleasure Garden“ zwar bereits in der Narrativen einige seiner typischen Merkmale, zieht nun Suspense in sein Werk ein. Leider ist „Der Bergadler“ nach wie vor verschollen, weshalb man den Zwischenschritt nicht beurteilen kann. Allerdings befand Hitchcock den „Bergadler“ selbst als schlecht. „Der Mieter“ hingegen ist eine Granate. Ganz deutlich vom deutschen Stummfilm beeinflusst, gibt es hier ein wundervolles Licht- und Schattenspiel. Zudem liefert er hier schon fantastische Kameraperspektiven, die einen sofort in freudiges Staunen versetzen. Gerade die Szenen mit der Treppe, egal aus welchem Winkel fotografiert, sind einfach spitzenmäßig. Nur die „entfesselte Kamera“ von Murnau nutzte er zu diesem Zeitpunkt noch sehr wenig. Dafür setzt er hier aber bereits andere Zeichen. Das schattige Kreuz im Gesicht des Hauptdarstellers ist einfach fantastisch, wie auch der „Glasboden“, durch den man den Mieter beobachtet. Auch die Bildmontage um Suspense zu erzeugen, die Hitchcock später immer wieder verwendete, ist hier bereits zu sehen. Er zeigt zwei Stränge und verbindet sie, sodass der Zuschauer einen Schritt voraus ist und somit weiß, das Gefahr im Anmarsch ist, während die beiden Protagonisten noch nichts wissen.
Inhaltlich ist es, wie sehr oft bei Hitchcock, eine Romanverfilmung, die allerdings stark abweicht. Marie Lowndes schrieb 1913 den Roman „The Lodger“, der natürlich auf die Ripper-Morde im Jahr 1888 anspielt. Der Roman wurde gleich mehrfach verfilmt, wobei ich aktuell nicht einschätzen kann, inwieweit der Roman verfilmt, oder Hitchcocks Werk ein Remake erhielt. Zumindest die Verfilmung von 1932 ist wohl eher auf Hitchcock zurückzuführen, da hier Ivor Novello ein weiteres Mal den Mieter spielt. Diesmal aber eben als Tonfilm. Zu Novello möchte ich an dieser Stelle anfügen, dass er die Rolle wirklich glänzend darbietet. Der hat eine unglaubliche Ausstrahlung und schafft es jeder unterschiedlichen Gefühlsregung, die entsprechende Note zu verpassen. Die absolut perfekte Besetzung für diese Figur. Zusätzlich hat Hitchcock hier auch seinen allerersten Cameo und das gleich an zwei verschiedenen Stellen.
Sehe ich „Irrgarten der Leidenschaft“ als ein Werk an, das man gesehen haben sollte, spreche ich bei „Der Mieter“ von Pflichtprogramm.