MUTRONICS - INVASION DER SUPERMUTANTEN
Erinnert Ihr Euch noch an die 90er? An trashige Arcade-Videospiele? An SNK’s Neo Geo? An seitwärts scrollende Prügelspiele, in denen Ihr die Welt vor Aliens oder Mutanten retten musstet und Euch dabei durch Horden von furchteinflößenden Kreaturen geprügelt habt? Ja? Dann könnt Ihr Euch in etwa vorstellen, was im SciFi-Mutanten-Prügelfilm MUTRONICS - INVASION DER SUPERMUTANTEN auf der Tagesordnung steht…
Sean Barker (Jack Armstrong) ist ein gewöhnlicher junger Mann, bis sein Leben eines Tages völlig auf den Kopf gestellt wird. Es beginnt damit, dass seine Freundin Mizky (Vivian Wu) die traurige Nachricht erhält, dass ihr Vater - Dr. Tetsu Segawa (Greg Paik) - ermordet wurde. Als Sean sich am Tatort umschaut, entdeckt er einen mysteriösen Gegenstand und nimmt ihn einfach an sich. Plötzlich verbindet sich die so genannte „Guyver-Einheit“ mit seinem Körper und verwandelt Sean in einen nahezu unbesiegbaren Superhelden namens „Guyver“.
Währenddessen ermittelt CIA-Agent Max Reed (Mark Hamill) in dem Mordfall und dabei erregt die „Chronos Corporation“ seine besondere Aufmerksamkeit. Tatsächlich birgt der Chef der Chronos Corporation - Fulton Balcus (David Gale) - ein düsteres Geheimnis: Er ist der Anführer einer außerirdischen Rasse namens „Zoanoids“. Diese Zoanoids sehen aus wie gewöhnliche Menschen, können sich bei Bedarf aber in gefährliche „Supermutanten“ verwandeln und haben nur ein Ziel: Die Menschheit unter ihre Kontrolle zu bringen!
Dr. Tetsu Segawa war der Chronos Corporation auf die Schliche gekommen und wollte verhindern, dass die dort entwickelte Guyver-Einheit zur Unterwerfung der Menschheit missbraucht würde. Er stahl die Guyver-Einheit und bezahlte dafür mit seinem Leben. Dadurch hat er der Menschheit einen großen Dienst erwiesen: Als Guyver ist Sean unsere letzte Hoffnung und nimmt sogleich den Kampf gegen die gefährlichen Supermutanten auf…
Gleich zu Beginn muss ich etwas klarstellen: Ich war, bin und werde auch niemals Manga-Fan und deshalb kenne ich die zu Grunde liegende, japanische Manga-Superhelden-Serie THE GUYVER lediglich vom Hörensagen. Bei der hier vorliegenden, ersten Realverfilmung MUTRONICS - INVASION DER SUPERMUTANTEN (1991) und der Fortsetzung GUYVER: DARK HERO (1994) kann ich keinen Bezug auf das Vorbild nehmen und bewerte die beiden Filme unabhängig davon nach ihrem reinen Unterhaltungswert. Die besten Vergleiche, die mir zur Beschreibung des Guyver an sich einfallen, sind „Kamen Rider“, „Ultraman“ oder die „Power Rangers“. Allerdings ist dies ein ziemlich riskanter Vergleich, da eben erwähnte Superhelden zwangsläufig das Wort „Kinderkram“ mit sich tragen…
Die Abenteuer des Guyver sind zwar nicht vollends erwachsen, trotzdem aber deutlich auf ein erwachseneREs Publikum zugeschnitten. Mit satten Gewaltdarstellungen wird nicht gegeizt und zerquetschte Köpfe, gebrochene Gliedmaßen oder in Zeitlupe aufgeschlitzte Kehlen haben keinen Seltenheitswert. Obwohl es sogar (rotes) Mutantenblut zu sehen gibt, watet MUTRONICS aber trotzdem nicht in Mutantenblut und ist in unserer FSK 16-Fassung ohne Gewaltzensuren davongekommen, wogegen der weitaus härtere DARK HERO hierzulande regelrecht verstümmelt wurde.
Auffällig gut gelungen sind die Martial Arts-Sequenzen und es ist erstaunlich, wie beweglich die Stuntmen in ihren aufwändigen Mutantenkostümen agieren. Es wird rasant gekämpft, wir sehen flinke Schlagkombination und schnelle, hohe Tritte… oftmals sogar in Zeitlupe. Außerdem ist es ein Vergnügen, den Mutanten dabei zuzusehen, wie sie Treppen herunterfallen, auf Kisten und durch Glasscheiben krachen oder Arme, Beine und Genicke gebrochen bekommen. Schließlich sind die Stuntmen gut gepolstert und brauchen auf drohende Verletzungen kaum Rücksicht zu nehmen…
Weiterhin fallen die genialen Kostüme und Mutationseffekte auf: Man merkt deutlich, dass die Regisseure Screaming Mad George und Steve Wang vom Special Effects-Fach sind und sich bei MUTRONICS einmal nach Herzenslust austoben konnten. Das Design des Guyver selbst ist schon einmal obergeil und auch die meisten Zoanoids sind fantastisch gestaltet. Einige erinnern an menschengroße Gremlins (Wang war auch bei GREMLINS 2: THE NEW BATCH im Special Effects-Team), andere haben Tierköpfe, scharfe Zähne und diverse Accessoires wie z.B. Hörner, Fangarme oder sogar mehrere Beine. Es gibt Kreaturen in riesigen Reagenzgläsern, schicke Verwandlungseffekte von Mensch zu Zoanoid und selbst die riesige Stop-Motion-Giga-Kreatur im Finale des Films kann überzeugen.
Zwangsläufig landen wir trotzdem noch einmal beim Thema Kinderkram: Für meinen Geschmack hat MUTRONICS leider noch zu viele Humoreinlagen und diese wissen nur in den wenigsten Fällen zu gefallen. Die meisten Zoanoids sind in ihrer menschlichen Form albern und unsympathisch, rappen teilweise sogar (äußerst schlecht übersetzte) Hip Hop-Texte oder lassen Sprüche wie „Alles in Dortmund?“ an Stelle von „Alles in Ordnung?“ ab, was bei einem Film dieser Art einfach nur unpassend klingt und nervt. Andere Gags sind hingegen recht witzig (der „Tyrannosaurus Rex“-Zoanoid, der die Treppen nicht hochkommt oder die sekundenkurze DER WEISSE HAI-Parodie) und es ist schwer zu beurteilen, ob nicht doch ein Großteil der Albernheiten der deutschen Synchro in die Schuhe zu schieben ist…
War die erste Filmhälfte noch weitestgehend harmlos und albern, so gibt der Guyver ab der zweiten Filmhälfte richtig Gas und das bedeutet für uns: Action, Kämpfe, Stunts und Mutationen quasi nonstop! Beim großen Finale in den Laboren der Chronos Corporation kommt sogar richtig Atmosphäre auf und der Film kann hier eine Menge Punkte wettmachen! Trotzdem bleibt am Ende ein bitterer Beigeschmack und man muss zugeben, dass MUTRONICS - INVASION DER SUPERMUTANTEN im Vergleich zu dem von Wang im Alleingang inszenierten Nachfolger GUYVER: DARK HERO eindeutig das Nachsehen hat!
DARK HERO ist hart, humorlos und rundum gelungen, bei MUTRONICS ist zumindest ein trashig-unterhaltsamer, nicht alltäglicher und gut konsumierbarer SciFi-Mutanten-Prügelfilm herausgekommen!
6/10 Punkten, diBu!