Bruce Lee gehört wohl zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Filmgeschichte. Nein, mehr als das. Er war nicht nur ein verdammt guter Kampfkünstler, sondern auch Lehrer, Philosoph. Seinen Ruf als "King of Kung Fu", trägt er zwar zu Recht, ist aber jedoch nicht ganz richtig, wenn man bedenkt, dass er der "Founder of Jeet Kune Do" ist. Das Selbstverteidigungskonzept, dass sich gegen sämtliche herkömliche Kampfsportarten richtet und zudem noch einen hohen philosophischen Anspruch hat, der zur persönlichen Entwicklung des Menschen beitragen soll. (Es wäre zu aufwendig das hier nun genauer zu erläutern)
Durch seine Filme (aber auch Bücher und Workout-videos) wurde er zum ersten internationalen Superstar aus Hongkong, der schließlich die amerikansiche und chinesische Kultur näher zusammenführte, daraufhin der Rassismus gegenüber Asiaten deutlich sank und somit fortan den Weg für zukünftige Asia-Stars (Jackie Chan, Jet Li, Chow Yun Fat, John Woo) ebnete.
Zu Schade dass Bruce Lee auf dem Höhepunkt seiner Karriere ( wenige Wochen vor der "Enter the Dragon"-Premiere) auf misteriöse Weise verstarb.
Noch trauriger ist die Tatsache, dass das Ableben dieser Kampfsport-ikone einen ziemlich üblen und erbärmlichen Trend nach sich zog.
BRUCEPLOITATION!
Die Ausbeutung (Exploitation) des Namens "Bruce Lee".
Tonnenweise asiatischer Möchtegern Schauspieler, die Lee's Statur auch nur annährend ähnelten wurden in besagten Filmen als Bruce Li, Bruce Lei, Bruce Lai, Bruce Lung, Bruce Tai, Bruce was weiß ich gecastet, aber offiziell als Bruce Lee Filme verkauft. Die schlimmsten Verbrecher dieser Branche sind Godfrey Ho und Joseph Lai, die wohl die meisten dieser Bruceploiter abgedreht hatten. Markenzeichen dieser Filme waren eine nicht existente Story, schlechte Schauspieler, sowie eine vollkommen alberne und sinnlose Anneinanderreihung von Kampfszenen, in denen es für den Hauptakteur galt möglichst so wie Bruce Lee zu agieren. Falls diese krampfhaften Bruce Lee-Posen und Gesten viel zu aufgesetzt wirkten ließen immernoch der Haarschnitt und das Outfit (zumindest von weitem betrachtet), den Verdacht erregen, tatsächlich Mr. Lee auf dem Bildschirm zu sehen.
Anfang der 80er nahmen diese kaum voneinander unterscheidbaren "Filme" (Jackie Chan sei dank) ihr Ende.
1993, 20 Jahre nach Lee's Tod wurde die große Dokumentation "Curse of the Dragon" abgedreht, sowie ein Stern am Walk of Fame dem Kampfsportidol gewidmet.
Und da entschied sich seine Witwe Linda Lee Cadwell ihren verstorbenen Mann besonders zu ehren, in Form eines Films. Ein Film der das Leben des Bruce Lee nacherzählen soll. Ein Film der nicht nur Bruce Lee den starken Kämpfer zeigt, sondern auch Bruce Lee, den netten Lehrer, gefühlvollen Ehemann, und guten Vater. Kurz gesagt, Bruce Lee als privater Mensch.
Als Drehbuchvorlage diente Linda Cadwell's Buch "The Men only I knew", und sollte die wichtigsten Stationen in Lee's Leben presentieren. Das Training im Kindesalter, die Zeit auf der Uni, Probleme mit Rassisten, die Beziehung mit seiner Frau Linda, der Aufenthalt im Krankenhaus, Entwicklung des Jeet Kune Do, Geburten der beiden Kinder, The Green Hornet, und schließlich auch sein Durchbruch in Hongkong und anschließend in den USA, sein Tod dagegen wird nur am Ende erwähnt, aber nicht erläutert.
Die Regie übernahm ein anerkannte Regessieur, Rob Cohen (Daylight, Fast & Furious), Die Rolle von Linda's Frau übernahm Lauren Holly (Dumm und Dümmer) und Bruce Lee persönlich wurde Jason Scott Lee (der in der Filmbranche nie so richtig groß wurde) gespielt.
Brandon Lee lehnte die Rolle ab, weil er seinen Vater nicht immitieren wollte (zudem sieht er gar nichtmal so richtig asiatisch aus), doch diesesmal wäre es das wert gewesen.
Zwar wird hier Lee immernoch immitiert, diesesmal jedoch nicht so selbstzweckhaft aus rein kommerziellen Gründen, sondern hier geht es um den ernsthaften Versuch einen real existierenden Menschen darzustellen. Und hier schien es eine gute Wahl gewesen zu sein, einen Schauspieler gewählt zu haben, dem man ein wenig in die Kampfkünste einweihte, anstatt einen Kampfkünstler zu engagieren, dem man etwas Schauspielunterricht hätte geben müssen.
Jason Scott Lee kann in den Kampfszenen wirklich überzeugen, und das obwohl er gar kein Kampfsportler ist (ein paar Doubles haben sicher auch nachgeholfen). Er agiert, guckt, und bewegt sich wie der kleine Drache.
Zwar wirkte er für mich in einigen Stellen etwas übertrieben, doch diese Kleinigkeiten stören nicht wirklich. Im großen und ganzen hatte ich wirklich das Gefühl einen wirklich guten Bruce Lee Darsteller zu sehen. Das einzige Problem ist, dass Jason Scott Lee's Gesicht etwas zu jugendlich wirkte, während der echte Bruce Lee ein viel markanteres Gesicht hatte.
Lauren Holly gibt eine gute Linda Cadwell ab, und auch der Rest der Schauspieler gibt keinen Grund ausgebuht zu werden.
Da sich der Film mit dem Thema "Bruce Lee" befasst, sind Kampfszenen unumgänglich und damit quasi vorprogrammiert. Und hier muss ich einen großen Kritikpunkt ablassen, nämlich dass der Grund für eine Kampfszene zum Teil viel zu albern rüberkommt, und auch diese Eigenschaft ändert sich nicht im Verlauf einer solchen körperlichen Auseinandersetzung.
Der erste Kampf geht damit los, dass ein Rüpel auf einem Ball einem Kerl sein Mädchen beim Tanzen wegschnappt. Ein Glück, dass Bruce Lee auftaucht, (die Angelegenheit aber nicht beobachtet hat!!!) und den Kerl auffordert das Mädchen freizugeben, damit er mit ihr tanzt. Der will natürlich nicht und haut also gleich zu. Im nächsten Moment steht Bruce Lee oberkörperfrei, schweiß-glänzend auf der Tanzfläche und macht den Kerl fertig, vorher natürlich noch ein Multi-Überschlag zum Tisch...Und wenn der böse dann plötzlich ein Messer zuckt, hat Lee in einem solchen Fall auch seine Kettenpeitsche parat, womit dieser Kampf schließlich ziemlich ins nicht mehr Ernstzunehmende abdriftet.
Ähnlich sieht es mit der nächsten Kampfszene in der Küche aus.
Zum Glück sind auch nachvollziehbarere Kämpfe dabei, die immernoch gut aussehen, und erst Recht noch mehr Spass machen, wenn Lee es ein paar arroganten Rassisten zeigt, die wirklich nichts besseres verdient haben.
Ich wage es aber zu bezweifeln, dass alle Kampfszenen tatsächlich stattfanden, vor allem der Kampf am Set zu "the Big Boss". Diese schienen kleine Extras zu sein, da in der Filmbranche Lebensverfilmungen anscheinend nie 100%ig Ernst genommen werden, selbst dann nicht, wenn die Frau der besagten Person bei der Produktion etwas zu sagen hatte.
So stellen einige Kampfszenen eine Ergänzung zum film dar, sowie einige abgeänderte Tatsachen die Geschichte abrunden sollen.
So passiert es, dass Bruce Lee nach seinem siegreichen Kampf gegen einen chinesischen Meister, ins Krankenhaus muss, als der zu Boden gegangene Gegner plötzlich aufsteht und rücksichtslos in den Rücken tritt.
In Wahrheit wurde der Kampf fair beendet, und Lee ärgerte sich schließlich darüber, dass ihm der Kampf zu lange dauerte. Der Krankenhausbesuch erfolgte, als er sich bei einem Training nicht richtig aufwährmte und sich dadurch eine schwere Verletzung in der Wirbelsäule zuzog.
Ein anderes kleines Extra sind die Lee's Einbildungen eines Dämonen, der ihn vernichten will. Diese Szenen sollten wohl den Kampf über sich selbst darstellen, den Lee am Schluss auch gewinnt.
Im großen und ganzen verschafft der Film dennoch einen guten Einblick in das Leben des Bruce Lee. Nicht-Bruce Lee Fans werden die Änderungen ohnehin nicht auffallen und sollten sich somit umso mehr unterhalten. Denn abseits des Namen "Bruce Lee" handelt es sich hier um einen interessanten Film, der keine Langeweile aufkommen lässt. Die Story wird spannend verfolgt (wie setzt sich nun der Chinese in den USA durch?), die Schauspieler machen Spass und überzeugen, und die Action kann auch immer wieder beeindrucken, auch wenn sie es nicht ganz so mit der Realität nimmt (übrigens: die FSK 18 Freigabe ist mal wieder ein Witz). Auf jeden Fall ein guter und unterhaltsamer Film, und für Bruce Lee Fans sowieso Pflichtlektüre, denn hiermit wurde der kleine Drache allemahl geehrt!